Ried-Entlastungsstraße rückt ein Stück näher

Naturstudie ist fertig. Die Grunderkenntnis: Straßenbau ist möglich, aber schwierig.
Bregenz. Mehrere Hundert Seiten im Umfang und in gebündelter Form zwölf Zentimeter hoch. So sieht die Hülle jenes brisanten Papiers aus, das zum Knackpunkt in den Koalitionsverhandlungen zwischen der ÖVP und den Grünen werden könnte. Es ist der Untersuchungsbericht der Autobahnen-
und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft (kurz ASFINAG) über die Auswirkung eines Straßenbaus auf den Naturraum im Schweizer und Lauteracher Ried.
Eine Vegetationsperiode
Über ein Jahr lang hat die ASFINAG verschiedenste Experten ins Ried geschickt, um Bodenbeschaffenheit, Wasserhaushalt, Pflanzen- und Tierwelt zu erforschen. Parallel dazu wurden auch technische Pläne über Bauverfahren erstellt, mit dem Bestreben, so umweltschonende Verfahren wie möglich zu entwickeln. Die Untersuchungen dauerten deswegen so lange, weil man eine ganze Vegetationsphase im Ried erfassen wollte. Mit dem Ziel, exakte Informationen über die Auswirkungen eines Straßenbaus auf die Naturlandschaft zu erhalten. Im konsensorientierten Planungsverfahren für eine Verkehrslösung im Unteren Rheintal waren im Endbericht vom Oktober 2011 zwei Entlastungsstraßen-Varianten übrig geblieben: Die Z-Variante mit einer Trassenführung vom Knoten Dornbirn Nord durchs Ried Richtung Schweiz und die CP-Variante als Ostumfahrung Lustenau mit demselben Schlussstück Richtung Schweiz. Als bevorzugte Lösung wurde die Z-Variante festgeschrieben.
Kein „No Go“
„Der Riedbericht liegt noch beim beauftragten Planungsbüro in Graz, wo letzte Details behandelt werden“, ließ Verkehrsplaner Christian Rankl (58) auf VN-Anfrage wissen. Es gehe dabei um die Einarbeitung von wichtigen Informationen für die strategische Verkehrsprüfung, welche die Voraussetzung für die Einreichung des Projekts in ein Verfahren ist. Eigentlich hätte das Papier bereits diese Woche offiziell von ASFINAG-Vorstand Alois Schedl präsentiert werden sollen. Wegen der laufenden Regierungsverhandlungen zwischen ÖVP und Grünen wurde der Präsentationstermin um eine Woche verschoben. Freilich liegen die elementaren Grunderkenntnisse der Studie bereits vor.
Die aus Straßenbauersicht gute Nachricht dabei: Es gibt kein „No Go“ für beide Varianten. Die schlechte Nachricht: Es gibt doch gröbere Probleme als erwartet beim Schutz verschiedener Vogelarten. Es gibt dafür jedoch auch Lösungsmöglichkeiten, die das auf 330 bzw. 440 Millionen Euro (je nach Bauweise) budgetierte Projekt allerdings entsprechend verteuern.
Kompromissopfer?
Vor dem Hintergrund der Koalitionsverhandlungen zum Thema Verkehr ist vor allem eines von entscheidender Bedeutung: Werden die Grünen eine Initiative in Richtung Straßenbau im Ried bekämpfen oder nicht? Laut Landeshauptmann Markus Wallner (46) ist die Antwort darauf schon gegeben. „Wir haben bei den ersten Sondierungsverhandlungen von den Grünen die Zusage bekommen, dass sie die dort laufenden Prozesse nicht bekämpfen werden.“ Im Detail habe man das Thema Verkehr noch nicht behandelt. Das stehe erst in den kommenden Tagen an, teilte der Landeshauptmann nach Ende des gestrigen Verhandlungstages den VN mit.
Die Duldung der Entlastungsstraße auf der empfohlenen Trasse fordert vor allem Lustenaus Bürgermeister Kurt Fischer (51) vehement. „Ich kann nur auf eine Zustimmung zu einer durchgreifenden Lösung durch die Grünen hoffen. Eine Verbindungsstraße bei Mäder ist diese Lösung ganz sicher nicht. Denn sonst soll man offen sagen: Lustenau bleibt ein Durchzugsort für den Industrieverkehr. Und das kann’s wohl nicht sein.“


Fakten zur Z-Variante
Z-VARIANTE
» Länge: 7,5 Kilometer, davon 2,6 Kilometer Tunnel
» Startpunkt: Autobahnknoten Dornbirn-Nord
» Endpunkt: Autobahnanschluss A 1 St. Margrethen
» Kosten mit Tunneln in offener Bauweise: 335 Millionen Euro
» Kosten mit Tunneln in bergmännischer Bauweise: 440 Millionen Euro
» Flächenverbrauch: 8,5 Hektar
» Tangierte Siedlungsgebiete: Höchst, Fußach, nördliches Lustenau (insgesamt weniger als CP)
» Straßenauflassungen: Gesamte L 41 (Senderstraße bis Güterbahnhof Wolfurt), Hofsteigstraße, L 42 (Schweizer Straße)