Asyl: Wettlauf gegen die Zeit

40 Plätze für Asylwerber in Bregenz, 30 weitere beim Roten Kreuz. Doch der Bedarf steigt.
BREGENZ. Den großen Weihnachtswunsch von Erich Schwärzler würde wohl jeder unterschreiben: „Ich hoffe, dass die Parteien in den Kriegsgebieten dieser Welt bald den Weg an den Verhandlungstisch finden.“ So einfach wird es nicht gehen – darum wird auch in Zukunft der Bedarf an Unterkünften für Flüchtlinge weiter steigen. Österreichweit hat sich die Zahl der Anträge im Vergleich zum November des Vorjahres gar mehr als verdoppelt. Doch der Motor bei der Herbergssuche brummt endlich: Bregenz stellt ein Haus am Sandgrubenweg zur Verfügung, das Rote Kreuz organisierte Unterkünfte in Rankweil, Dornbirn und Hard. Der Bauauftrag für Gaisbühel wurde erteilt, am 1. Februar beginnen die Arbeiten. Die Zeit drängt.
Viele neue Plätze
Der Flüchtlingsstrom nach Österreich reißt nicht ab. Waren es im November 2013 noch 1553 Menschen, die um Asyl baten, ersuchten ein Jahr später im gleichen Zeitraum 3507 Asylwerber um Hilfe. Ob die Flüchtlinge über Weihnachten einigermaßen adäquat untergebracht werden können, traute das Innenministerium nicht zu versprechen. In Vorarlberg rückt nun das Rote Kreuz aus, um dabei zu helfen.
30 Plätze stellt die Rettungsorganisation zur Verfügung. In Hard sind es zwei Notwohnungen für jeweils fünf Asylwerber, in Rankweil finden 15 Personen direkt im Heim des Roten Kreuzes eine Herberge. Im Heim in Dornbirn haben fünf Flüchtlinge Platz. Aber nicht lange, wie Ulrike Sperrer vom Roten Kreuz Vorarlberg gesteht: „Die Plätze stehen über die Feiertage zur Verfügung.“ Heute ziehen die Asylwerber ein. Wie sehr die Zeit drängt, zeigt das Beispiel Sandgrubenweg in Bregenz.
Schauplatz Sandgrubenweg 4 in Bregenz. In einem Sitzkreis stellen Bürgermeister Markus Linhart, Landesrat Erich Schwärzler und Annibe Riedmann von der Caritas das zukünftige Heim für 40 Asylwerber vor. In fünf der neun Wohnungen wird bereits kräftig gearbeitet, Möbelpacker richten die Zimmer ein. Im ersten Stock unterhält sich ein Mitarbeiter der Caritas mit Stephan Mohr von der Stadt Bregenz. Gesprächsthema: Wohnungsschlüssel. „Wir brauchen mehr Schlüssel“, erklärt der Herr von der Caritas. Mohr antwortet: „Kein Problem. Bis wann?“ „Bis gestern.“ Schon heute sollen die ersten Familien einziehen. „Wir werden Informationsabende veranstalten und die Nachbarn mit einbinden. Die Erfahrung in der Stadt zeigt, dass ein solches Heim eine Bereicherung für eine ganze Gegend darstellt“, ist sich Linhart sicher. Bis Ende April werden die letzten Gemeindebediensteten, die momentan noch in den verbleibenden vier Wohnungen leben, in ihr neues Heim umgezogen sein. Dann steht das Haus den Flüchtlingen komplett zur Verfügung. „Vorübergehend“, wie Schwärzler betont. In einem Jahr soll die Drogenberatungsstelle Dowas im Sandgrubenweg unterkommen.
Verteilerzentrum geplant
In Gaisbühel wird das ehemalige Heim feuerpolizeilich auf den aktuellen Stand gebracht, damit rund 40 weitere Flüchtlinge einziehen können, 30 leben bereits in den ehemaligen Dienstwohnungen. „Massenquartiere werden wir aber keine anbieten. Traiskirchen ist kein Ruhmesblatt“, stellt Schwärzler jedoch klar. Ein Verteilerzentrum für Tirol und Vorarlberg könnte allerdings bis Juli entstehen. Erste Gespräche mit den Kollegen aus Innsbruck habe es bereits gegeben. Auch im Kleinen läuft die Suche: Im Kaplanhaus in Hörbranz wohnt seit Anfang des Monats eine siebenköpfige Familie, in Raggal, Blons und Hard ist die Hilfsbereitschaft ebenfalls enorm.
Um die Quote zu erfüllen, fehlen derzeit 195 Plätze. Ein Blick auf die weltpolitische Lage lässt befürchten, dass diese Zahl weiter steigen wird. Es sei denn, das Christkind erhört Schwärzlers Weihnachtswunsch.

