Homo-Eltern spalten Kirche

Vorarlberg / 15.01.2015 • 19:14 Uhr

Aufhebung des Adoptionsverbots für Homosexuelle ändert klassisches Familienbild.

Feldkirch. Schwule und Lesben werden in Österreich bald auch fremde Kinder adoptieren dürfen. Diese Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs hat die katholische Kirche Österreichs in Unruhe versetzt. Wie umgehen mit der nun anerkannten Vorstellung, dass ein Kind auch zwei Väter oder zwei Mütter haben darf?

Die Antwort darauf ist bei Österreichs Katholiken keine einheitliche. Skeptische bis eher ablehnende Haltungen wechseln mit Zustimmung zur Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs.

Auf Exerzitien

In Vorarlberg war von der Diözesanleitung um Bischof Benno Elbs am Donnerstag niemand für eine Stellungnahme erreichbar. „Sie sind gemeinsam auf Exerzitien. Abgesehen davon gibt es derzeit nur eine gemeinsame erste Stellungnahme der österreichischen Bischofskonferenz“, erklärte Diözesan-Pressesprecherin Veronika Fehle gegenüber den VN.

Aussendung der Bischöfe

Von dort kam schließlich eine von den obersten Kirchenherren abgesegnete Presseaussendung. Die Bischofskonferenz  müsse sich mit dieser Entscheidung erst eingehender befassen, heißt es darin einleitend. In weiterer Folge wird die offizielle Haltung der katholischen Kirche Österreichs dann aber doch deutlich.

„Es ist fragwürdig, wenn das Höchstgericht im Blick auf das Kindeswohl dem faktischen Unterschied zwischen Mann und Frau als Adoptiveltern im Vergleich zu gleichgeschlechtlichen Paaren keine rechtliche Bedeutung mehr beimisst. Die Bischofskonferenz sieht von daher den Gesetzgeber gefordert, seinen Gestaltungsspielraum zu nützen und das Kindeswohl noch stärker als bisher in das Zentrum des Adoptionsrechts zu stellen.“

Biondi kennt Probleme

Eigene Meinungen trauen sich Geistliche zu formulieren, die das Problem Homosexualität und Kinderwunsch aus eigener Praxis kennen. Wie etwa Pfarrer Stefan Biondi (59) aus Feldkirch-Tisis. Er gehört zum diözesanen Arbeitskreis für Homosexuellenpastoral, der in Innsbruck personell stark besetzt ist, in Vorarlberg hingegen kaum.

„Das hat vor allem damit zu tun, dass die zwei Vorgänger von Bischof Benno diesem Thema nicht wirklich aufgeschlossen gegenüberstanden. Vor allem Bischof Elmar nicht“, nimmt sich der Pfarrer kein Blatt vor den Mund. Er kennt die Nöte und Sorgen von lesbischen und schwulen Paaren. Dazu gehört auch der Kinderwunsch durch eine Adoption fremder Kinder, dem bisher nicht entsprochen werden konnte.

Liebe, Zuneigung

Biondi hat zum Thema eine klare Meinung. „Auch ich vertrete die Meinung: Das Idealbild einer Familie beinhaltet Mutter, Vater, Kind(er). Aber wir stehen heute der Realität gegenüber, dass viele dieser klassischen Familien zerbrochen sind. Und warum sollen dann nicht zwei Frauen oder zwei Männer Eltern sein können? Wenn sie sich lieben und einander Zuneigung entgegenbringen, dann tut das auch einem Kind gut.“ 

Seit dem Amtsantritt von Bischof Benno stehe die Kirche in Vorarlberg dem Thema Homosexualität generell offener gegenüber.

Warum sollen zwei Männer nicht gute Eltern sein können?

Stefan Biondi