Die große Leere in der Stadt Dornbirn

Vorarlberg / 06.07.2015 • 20:41 Uhr
VN-Bericht vom 30. Mai 2015.
VN-Bericht vom 30. Mai 2015.

1300 freie Wohnungen. Vogewosi plant Modell, um sie Bedürftigen zugänglich zu machen.

Dornbirn. Kaum Auswahl, viele Bewerber, hohe Mieten – es gibt einfachere Wohnungsmärkte als den in Vorarlberger. Und das, obwohl genügend Wohnraum vorhanden wäre. Das ist auch in der größten Stadt des Landes (fast 50.000 Einwohner) nicht anders. Laut einer internen Dornbirner Untersuchung stehen zwischen 1200 und 1300 Wohnungen leer. Die zweite Stadt im Bezirk, Hohenems, zählt noch den Leerstand. Wohnstadtrat Bernhard Amann (Emsige und Grüne, 61) schätzt aber, dass zwischen 400 und 500 Wohnungen leer stehen. In Lustenau sind die Verantwortlichen einen Schritt weiter. Sie erhoben nicht nur die Anzahl, sondern auch den Ort jeder einzelnen leeren Wohnung; die VN berichteten. In der Stickergemeinde sind 830 Wohnungen frei.

Lustenaus Bürgermeister Kurt Fischer (ÖVP, 51) hat bereits im Mai eine Gesellschaft vorgeschlagen, die leere Wohnungen anmieten und Bedürftigen günstiger zur Verfügung stellen soll. Die Gemeinde will bald mit einer eigenen Wohnung einen Probelauf starten. Der Emser Stadtrat Bernhard Amann schlägt eine gemeindeübergreifende Initiative vor: „Schon allein, um Verwaltungskosten einzusparen.“ Der Bedarf sei enorm, in Hohenems stünden rund 450 Personen auf der Warteliste. „Ein Drittel davon mit dringendem Wohnbedarf“, erklärt Amann. Kurt Fischer kann dieser Idee einiges abgewinnen: „Schon beim ‚Case und Care‘ hat die Zusammenarbeit mit Hohenems super funktioniert. Ich halte das für eine gute Idee.“

Vogewosi plant in Dornbirn

Eine solche Gesellschaft könnte bald Realität werden, zumindest in Dornbirn. Nach den VN vorliegenden Informationen arbeitet die Vorarlberger gemeinnützige Wohnungsbau- und Siedlungsgesellschaft (Vogewosi) im Auftrag des Landes an einem Konzept, wie Wohnungen zurück auf den Markt kommen.

Der Plan soll sein, dass die Vogewosi eine Wohnung anmietet und sie um 20 Prozent günstiger an Bedürftige weitergibt. Der Eigentümer bekommt pünktlich seine Miete und hat einen verlässlichen Ansprechpartner. Vogewosi-Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz (54) bestätigt lediglich: „Wir arbeiten derzeit mit der Eigentümervereinigung an einem Projekt.“ Details nennt er nicht: „Es gibt zu viele Unwägbarkeiten.“

Land muss genehmigen

Sein vorsichtiges Handeln hat einen Grund. Das Konzept sieht vor, dass die Vogewosi außerhalb ihres Hauptaufgabenbereichs aktiv wird, also des Baus und der Verwaltung von sozialen Wohnbauten. Damit könnte sie die Befreiung von der Körperschaftssteuer verlieren, die gemeinnützige Wohnbauträger besitzen. Einen Fahrplan gibt es schon. Noch im Juli soll das Konzept dem Land präsentiert werden. Das Land holt Stellungnahmen ein und muss eine Ausnahmeregel erteilen. Auch Haftungsfragen sind noch nicht geklärt. „Wir werden das Konzept präsentieren, wenn es fertig ausgearbeitet und genehmigt ist“, versichert Lorenz.

Zunächst wäre das Projekt auf Dornbirn beschränkt. Funktioniert es, könnten weitere Kommunen aufspringen. Nötig wäre es. Allein die Zahlen aus Dornbirn, Lustenau und Hohenems zusammengezählt ergeben rund 2500 leere Wohnungen im Bezirk Dornbirn.