Gefährliche Mücke erobert das Land

Vorarlberg / 05.08.2015 • 19:01 Uhr

Mückenexperte Seidel: „Das Insekt wird in Vorarlberg bald weit verbreitet sein.“

Schwarzach. Wie die VN bereits berichteten, bekommt die Insektenfamilie Vorarlbergs ungewollten Zuwachs. Die Asiatische Buschmücke, ein potenzieller Überträger von gefährlichen Krankheitserregern, ist es, die
den Gesundheitsverantwortlichen in Vorarlberg Sorgen bereitet. Im Juni wurde die Existenz der Mücke in Hörbranz bestätigt. Man vermutet, dass der asiatische Einwanderer von Deutschland aus ins Leiblachtal drang. „Jetzt müssen wir davon ausgehen, dass die Mücke auf breiter Front von der Schweiz her über den Rhein nach Vorarlberg gelangt“, stützt sich Mücken-Experte Bernhard Seidel (55) auf neueste Erkenntnisse.

Studie zur Mücke

Der asiatische Eindringling ist unter anderem Träger des West-Nil-Virus, kann aber auch Infektionskrankheiten wie das Dengue-Fieber und auch die Japanische Enzephalitis übertragen. Letzteres ist eine Hirnentzündung, die vor allem Kinder heimsuchen und tödlich enden kann. Als Überträger von Krankheitserregern ist die Buschmücke noch nicht in Erscheinung getreten. Eine vom Gesundheitsreferat des Landes in Auftrag gegebene Studie soll Einzugsbereich und Verbreitung des exotischen Insekts belegen. Auch wenn Wissenschaftler Seidel Details seiner Forschungen noch nicht preisgeben möchte, steht eines fest: Die Mücke wird wohl früher oder später Vorarlberg flächendeckend erobern.

Der Einzelne ist gefordert

Vor dem Hintergrund dieser unvermeidbaren Tatsache ist für den Experten vor allem eines wichtig: Was kann der Einzelne tun, um die Verbreitung des Insekts so gering wie möglich zu halten? Seidel: „In vielen privaten Gärten befinden sich Regentonnen, um das Regenwasser für Bewässerungen zu nutzen. So gut das ist, so ideal sind diese Fässer für die Ansiedlung von Stechmücken aller Art. Mit ein paar einfachen Maßnahmen können diese Insektenbrutstätten dramatisch reduziert werden“, wird Seidel deutlich. Dazu zählt das Abdecken des Fasses mit einer insektenundurchlässigen Bedeckung ebenso wie das gelegentliche Ausleeren bzw. Reinigen des Bodengrundes oder auch das Auftragen eines Speiseölfilms

an der Wasseroberfläche. Darüber hinaus hat der Wissenschaftler einen Sticker kreiert, dessen sichtbare Präsenz überall auf das Problem Stechmücken aufmerksam machen soll.

Eine Million Tiere pro Fass

„Eine Regenfasstonne als ideale Brutstätte für Stechmücken produziert pro Jahr etwa eine Million Stechmücken. Man kann sich ausrechnen, wie schnell da in einem größeren Siedlungsgebiet eine Milliarde Tiere zusammenkommt“, gibt Seidel eine Vorstellung von der Dimension der Verbreitung der Insekten.

Die Möglichkeiten zur Eindämmung der Belästigungen und Gefahren sieht Seidel jedoch nicht nur beim Einzelnen, sondern auch bei der öffentlichen Hand. Es brauche ein größeres Bewusstsein für die Verbreitung von Insekten auch bei Behördenverfahren in Wohngebieten. Man müsse mögliche Brutstätten dieser Insekten schon im Vorfeld von Bautätigkeiten berücksichtigen. Immerhin wird die asiatische Buschmücke in den Häusern selbst nicht gefährlich. „Im Gegensatz zu anderen Mückenarten hält sie sich nicht in Häusern auf“, hat Bernhard Seidel auch noch eine gute Nachricht auf Lager.

Eine Regenwassertonne kann eine Million Stechmücken im Jahr produzieren.

Bernhard Seidel

Ein Regenfass kann eine Million Mücken im Jahr produzieren.

Bernhard Seidel

Stichwort

Die Asiatische Buschmücke ist eine ursprünglich in Japan, Korea und Südchina beheimatete Stechmückenart, die als Überträger von Krankheitserregern, etwa dem West-Nil-Virus und von verschiedenen Arten von Enzephalitis-Viren, für den Menschen bedeutsam ist. Die Mücke ist dunkel- bis schwarzbraun und hat auffällige silbrig-weiße Querbinden am Körper und auf den Beinen. Das Insekt wurde als Neozoon in Nordamerika und Europa eingeschleppt. Da sie auch in den kühleren Gebieten Japans und Chinas beheimatet ist, konnte sie auch in den nördlichen Breiten anderer Kontinente überleben. Seit dem Jahr 2000 verbreitet sich die Asiatische Buschmücke auch in Deutschland, der Schweiz und Österreich.