Flüchtlinge protestieren gegen Unterbringung

Vorarlberg / 10.08.2015 • 21:01 Uhr
Protestierende Flüchtlinge vor der Kerzenfabrik in der Dornbirner Bildgasse.  Fotos: VN/Paulitsch
Protestierende Flüchtlinge vor der Kerzenfabrik in der Dornbirner Bildgasse.  Fotos: VN/Paulitsch

Das Essen sei schlecht und auch die Betreuung mangelhaft, finden die Asylwerber.

Dornbirn. „Es gibt keine Lebensmittel zu essen“ – der Mann hält das Transparent aus Karton entschlossen vor Kameras und Fotolinsen. „Stimmt doch gar nicht“, sagt eine der Betreuerinnen des Asylanten- und Flüchtlingsbetreuungsvereines ORS. „Sie kriegen alles, was wir auch essen: Gulasch, Lasagne, Reispfannen.“

Viele Klagen

Die auf 1200 Quadratmeter in der Kerzenfabrik Zumtobel untergebrachten 100 Flüchtlinge sind da anderer Meinung über das Essen und andere Facetten ihrer Unterbringung in der adaptierten Werkshalle. Sie scharen sich um einen Mann mit blauem Hemd und weißem Rauschebart. Er stellt sich als Jasem aus Syrien vor, sei 45 Jahre alt. Jasem spricht Englisch und stellt die Situation aus Sicht seiner Kollegen, die sich um ihn scharen, vor. „Das Essen ist verkocht und riecht schlecht. Drei von uns haben schon gekotzt.“ Jasem bringt weitere Kritik an. Das Betreuungspersonal sei unfreundlich, die versprochenen Zeiten für ärztliche Betreuung würden nicht eingehalten, man müsse ständig um Klopapier betteln; und einen Ventilator, um den sie bei der Hitze gefragt hätten, würde man den Flüchtlingen vorenthalten.

Ein weiterer Kritikpunkt der Flüchtlinge bezieht sich auf die Transfers von den Sammelstellen in Privatquartiere. „Die einen kommen früher irgendwo anders hin, andere müssen lange warten“, sagt Jasem, der laut eigenen Angaben vor der IS geflohen war.

Ins Gebäude hinein lassen die Betreuer des ORS zunächst weder Presseleute noch die Polizei. „Nicht bevor die Verantwortliche vom Land Vorarlberg da ist“, sagt Martin Fuhrer – einer der von den Flüchtlingen heftig kritisierten Betreuer.

Eigener Koch

Endlich ist sie da, Sonja Troger (48), die Flüchtlingsbeauftragte des Landes. Auch sie wurde von der Meldung überrascht, dass die Asylwerber in der Kerzenfabrik protestieren. Sofort setzt sich Troger mit den Verantwortlichen in Verbindung. Die Protestierer werden im Speiseraum versammelt. Es wird gesprochen. Eine halbe Stunde später kommt Trojer wieder heraus.

Sie stellt klar: „Die Kriterien der Grundversorgung werden erfüllt. Die Menschen hier haben ein Dach über dem Kopf, ärztliche Versorgung, zu essen und Kleidung. Das kann man ja nicht von allen Plätzen in Österreich behaupten. Die Probleme wurden diskutiert. Unter anderem werden die Flüchtlinge nun einen Koch benennen, der die Essenszubereitung mitbegleitet. Organisatorisch werden wir ein paar Dinge ändern.“

Die Kriterien der Grundversorgung werden hier erfüllt.

Sonja Troger
Ein Flüchtling zeigt, wo er seine Schlafstelle hat.
Ein Flüchtling zeigt, wo er seine Schlafstelle hat.