Asyl: Hälfte wurde abgelehnt

85 Personen in Vorarlberg abgeschoben. Österreichweit 48 Prozent der Entscheide negativ.
Scharzach. Zumtobelhalle Dornbirn, Tennishalle Götzis, Turnhalle Hard; Raggal, Blons, Alberschwende, Hittisau, Bregenz – rund 2000 Asylwerber sind derzeit über das ganze Land verteilt. Was bedeutet, dass die von den Ländern selbst auferlegte Asylquote in Vorarlberg aktuell erfüllt ist. Die Zahl verändert sich ständig. Auch, weil Menschen, über die eine Entscheidung getroffen wurde, aus dieser Statistik rausfallen – was wiederum die Quote sinken lässt, bis neue Asylwerber nachkommen. Im ersten Halbjahr 2015 wurden in Vorarlberg 600 solcher Entscheidungen gefällt. Die Folge: Die Zahl der Abschiebungen stieg stark an.
34 Prozent bekommen Asyl
Dass der Staat bei Asylwerbern durchaus Strenge walten lässt, zeigt die Zahl der Positivbescheide. Von 28.311 Anträgen im ersten Halbjahr lehnte Österreich mit 48 Prozent fast die Hälfte ab. Waren im Jahr 2014 noch 39 Prozent der insgesamt 28.000 Fälle positiv, bekamen im ersten Halbjahr 2015 34 Prozent Asyl zugesprochen. Die restlichen 18 Prozent betreffen Familienzusammenführungen. Für Vorarlberg gibt es keine genauen Zahlen, wie der zuständige Landesrat Erich Schwärzler (ÖVP, 62) auf VN-Nachfrage erklärt. Über die Abschiebungen allerdings schon: 96 Personen wurden 2014 abgeschoben, 85 waren es im ersten Halbjahr 2015. Ebenfalls stark gestiegen ist die Zahl der Asylentscheidungen der Regionaldirektion Vorarlberg. 548 waren es vergangenes Jahr; 597 in der ersten Hälfte des Jahres 2015.
Von den rund 28.300 Antragstellern in Österreich stammt jeder Vierte aus Syrien. Menschen aus dem Kosovo liegen mit 2200 Anträgen auf Platz vier dieser Statistik. Sie haben allerdings wenig Chance auf Asyl. Acht von zehn Flüchtlingen mit Positivbescheid sind Syrer, Afghanen und Iraker. Deshalb flüchten kaum noch Menschen aus dem Kosovo nach Österreich. Im Jänner waren die über 1000 Menschen noch die größte Personengruppe von Flüchtlingen, im Juni suchten nur mehr 24 Kosovaren um Asyl an.
Junge Afghanen oft alleine
Eklatant ist der Unterschied bei unbegleiteten Kindern – auch „unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ genannt. Kurz: UMF. Über 3500 Kinder und Jugendliche ohne Begleitung suchten im ersten Halbjahr dieses Jahres um Asyl an. 2300 davon aus Afghanistan, gefolgt von Syrien mit 360. Laut Katharina Glawischnig von der Asylkoordination Österreich liegt das daran, dass aus Syrien verhältnismäßig oft ganze Familien flüchten: „Sie kommen öfters aus der Mittelschicht und können sich eine Flucht leisten.“ Afghanische Jugendliche würden sich öfters alleine auf den Weg machen. „Wenn die Burschen um die 16 Jahre alt sind, gelten sie als Männer. Sie sind öfters in Probleme und Streitigkeiten involviert und werden für die Taliban interessanter.“ Dass der älteste Sohn verfolgt wird, bedeute aber noch nicht, dass auch die Mutter und die Geschwister verfolgt werden. „Aus Syrien müssen hingegen einfach alle weg“, sagt Glawischnig. Vorarlbergs Landesrat Schwärzler wiederholt in diesem Zuge seine Forderung nach einem zeitlich befristeten Asylstatus: „Es ist bedauerlich, dass es bisher noch keine Entscheidung darüber gibt“, sagt er.
Österreichweit baten im Juni über 7500 Menschen um Asyl. Im Jänner waren es knapp 4000, im März 3000. Seitdem steigt die Zahl. Im Juli kamen laut Rohdaten des Ministeriums 8500 Flüchtlinge nach Österreich.
Bedauerlich, dass es noch keinen befristeten Status gibt.
Landesrat Erich Schwärzler
Fakten zu Asyl
» Asylentscheidungen erstes Halbjahr, Vorarlberg: 597 (Vergleich ganzes Jahr 2014: 548)
» Asylanträge erstes Halbjahr, Österreich: 28.311 (Vergleich erstes Halbjahr 2014: 9047)
» Davon Frauen: 6067;
Männer: 22.244
» Entscheidungen:
Positiv: 34 Prozent (2014: 39 Prozent).
Familienzusammenführungen: 18 Prozent.
Ablehnungen: 48 Prozent.
» Abschiebungen erstes Halbjahr, Vorarlberg: 85 (Vergleich ganzes Jahr 2014: 96)
» Top-sechs-Antragsteller nach Nationalität: Syrien (7692), Afghanistan (5749), Irak (3806), Kosovo (2298), Pakistan (1183), Somalia (1163)
» Anträge UMF erstes Halbjahr, Österreich: 3523. Top drei nach Nationalität: Afghanistan (2309), Syrien (391), Irak (177)