TBC-Verdacht: 19 Tiere getötet

Drama in Bartholomäberg. Zwei Betriebe gesperrt, in einem wurden alle Rinder gekeult.
Bartholomäberg. Der Bürgermeister von Bartholomäberg Martin Vallaster (47) ist deprimiert. „Die Rinder-TBC hat bei uns einen ganzen Betrieb vernichtet. Alle Tiere von diesem Hof mussten getötet werden. Und ich als Bürgermeister hatte mit Bezirkstierarzt Markus Netzer die traurige Pflicht, der Landwirtsfamilie das mitzuteilen.“
Trost von Schwärzler
Das Drama begann in der Vorwoche. Wie viele andere Höfe wurde auch besagter Betrieb beprobt. Das Ergebnis war erschütternd. Mehr als 40 Prozent der getesteten 18 Tiere reagierten positiv. Der Bluttest bestätigte das Ergebnis. „Es war für Dr. Schnetzer und mich schrecklich, am vergangenen Samstag die Familie über das Ergebnis und vor allem über die Konsequenzen zu informieren“, berichtet Vallaster. Am Sonntag besuchte dann auch Landesrat Erich Schwärzler (62) den Hof, spendete Trost und sagte Unterstützung zu.
Am gestrigen Montag in der Früh wurden die 18 Rinder abgeholt, nach Koblach in die Tierkörperverwertungsanlage transportiert und im Beisein von Dr. Markus Schnetzer geschlachtet.
Die Räumung des Hofes in Bartholomäberg markiert den tragischen Höhepunkt einer ganzen Serie von TBC-Verdachtsfällen, die in den letzten Tagen Landwirte, Behörden, Jäger und Politiker beunruhigen. Nicht weniger als neun Höfe mit mehreren Tieren sind betroffen, ein Ende scheint nicht abzusehen. In Bartholomäberg gab es am Montag noch an einem zweiten Hof TBC-Alarm. Dort war allerdings nur ein Tier betroffen, das ebenfalls diagnostisch getötet wurde.
Durchgreifen gefordert
Für den Bartholomäberger Bürgermeister ist die Schmerzgrenze erreicht. „Wir haben im ganzen Tal ein Riesenproblem. Seit Jahren gibt es diesen Rinder-TBC-Erreger, und es wird nicht besser. Fast jedes vierte Stück Rotwild trägt den Erreger. Wir müssen jetzt radikale Maßnahmen setzen. Bisher ging man mit dem Problem viel zu lasch um.“
Vallaster verlangt ein schärferes Jagdgesetz und kritisiert Teile der Jägerschaft massiv. „Es gibt Jäger, die ihrer Verantwortung nachkommen. Es gibt aber auch solche, die ihre Pflichten vernachlässigen. Wie kann es sonst sein, dass wir im Silbertal und Umgebung Jahr für Jahr die geforderten Quoten klar verfehlen?“ Vallaster spricht von einer großen Gefahr für die Landwirtschaft im Montafon. „Bei dem betroffenen Betrieb handelt es sich um einen der ambitioniertesten und besten in unserer Region. Diese Landwirte sind nicht nur hervorragende Züchter, sie haben sich auch um die Flächenbewirtschaftung verdient gemacht.“
Silbertal im Soll
Seine Kritik an der Jägerschaft hat Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger (49) erneuert. „Diskutieren über Abschusspläne und -zahlen löst das Problem nicht und bringt uns in der Sache nicht weiter. Ich fordere daher für die betroffenen Regionen kurzfristig einen noch stärkeren Eingriff in den Rotwildbestand. Es muss gelingen, die kranken Tiere aus dem Bestand zu nehmen“, fordert Moosbrugger.
Die Bilanz der Jagdausbeute ist laut Abschussstatistik der heurigen Jagdsaison in den TBC-Kernzonen höchst unterschiedlich. Im Klostertal wurde die Quote bisher mit 105 Prozent übererfüllt, 200 Stück Rotwild wurden erlegt. Dem steht im Silbertal eine Quote von nur 73 Prozent gegenüber, das sind 391 erlegte Tiere.
Ich fordere einen stärkeren Eingriff in den Rotwildbestand.
Josef Moosbrugger
Der TBC-Erreger wird allmählich zu einer großen Gefahr für die Landwirtschaft im ganzen Tal.
Martin Vallaster