Zwölf Imamen droht der Abschied aus Vorarlberg

65 muslimische Vorbeter in ganz Österreich entsprechen nicht dem neuen Islamgesetz.
Bregenz. Am 27. März ist ein unerfreulicher Lostag für zwölf der 27 Imame in Vorarlberg. Ihre Aufenthaltserlaubnis wird nicht mehr verlängert. Sie müssen das Land verlassen – es sei denn, sie haben bis dahin einen inländischen Arbeitgeber gefunden, der sie bezahlt. Bisher werden diese elf Vorbeter in den Moscheegemeinden des ATIB (Türkisch-Islamischer Verein für kulturelle und soziale Zusammenarbeit) vom türkischen Staat finanziert. Das neue Islamgesetz in Österreich schiebt dieser Regelung nun einen Riegel vor. Imame dürfen nicht mehr vom Ausland aus bezahlt werden.
Die Finanziers
Dass allein in Vorarlberg elf der österreichweit 65 Imame von der erzwungenen Ausreise bedroht sind, dokumentiert die starke Präsenz des ATIB gerade in Vorarlberg. Die übrigen 16 Imame gehören großteils zu anderen im Land existierenden Moscheegemeinschaften und werden auch von diesen finanziert. So stammt etwa Abdi Tasdögen (36), Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinschaft Bregenz und Mitglied des Obersten Rates der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), vom Verein Milli Görüs. Obwohl dessen Imame vom neuen Gesetz nicht betroffen sind, findet Tasdögen dieses nicht gut. „Es trägt nicht zur Integration bei“, glaubt Tasdögen.
Bei ATIB Vorarlberg hat man für die Haltung des Gesetzgebers überhaupt kein Verständnis. „Warum sollen unsere Imame gehen? Keiner kann uns das erklären. Sie sind auf höchstem Niveau ausgebildete Religionsgelehrte. Eine Muslim-Gemeinde braucht einen Imam. Den nimmt man uns jetzt weg, ohne uns eine Alternative vorzuschlagen“, versteht ATIB-Vorarlberg-Sprecher Abdullah Horoz die Welt nicht mehr.
Nicht nur Türkisch
Aglaia Mika (32), eine der zwei Islambeauftragten der Diözese Feldkirch, berichtet, dass das neue Gesetz mit den damit verbundenen Konsequenzen für sehr viel Unruhe gesorgt hat. Sie selbst beurteilt das Machwerk jedoch positiv. „Es ist gut, wenn Imame künftig in Österreich ausgebildet werden. Es sollte in den Moscheen künftig auch nicht nur Türkisch gesprochen werden, da sich die Zusammensetzung der Muslime geändert hat.“ Das Gesetz würde Muslimen im Allgemeinen mehr Rechte einräumen. „Man denke nur an religiöse Betreuung beim Bundesheer oder in Krankenhäusern – oder die Respektierung der religiösen Feiertage.“
Keine Kompromisse
Keinerlei Kompromisse stellt Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler (62) jenen Vorbetern in Aussicht, welche die gesetzlichen Voraussetzungen nicht erfüllen. „Wir werden genau überprüfen, wie diese finanziert werden. Und wir dulden auch keine etwaigen Umgehungen des Gesetzes. Wer vom Ausland finanziert wird, dessen Aufenthalt wird definitiv nicht verlängert.“
Das neue Islamgesetz gibt generell den Muslimen mehr Rechte.
Aglaia Mika, Diözese