Quote bei Minderjährigen zu zwei Dritteln voll

Vorarlberg / 07.03.2016 • 19:34 Uhr
Im diesem Heim in Bregenz sind 37 junge Flüchtlinge untergebracht. Drei weitere Quartiere sind im Land geplant.
Im diesem Heim in Bregenz sind 37 junge Flüchtlinge untergebracht. Drei weitere Quartiere sind im Land geplant.

Drei weitere Heime für jeweils 30 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind geplant.

Bregenz. Nicht alt genug, um ein Auto zu lenken. Nicht alt genug, einen Schnaps legal zu trinken. Teilweise noch nicht einmal strafmündig. Aber schon Gräueltaten erlebt, die hierzulande unvorstellbar sind. Sie haben Hunderte Kilometer Flucht hinter sich: per Boot, per Laster, zu Fuß, ohne Eltern. 188 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) leben derzeit in Vorarlberg. Zu wenige – zumindest wenn es nach der mit dem Bund vereinbarten Betreuungsquote von 4,4 Prozent geht. Rund 6400 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge leben in Österreich, Vorarlberg müsste 282 aufnehmen, erfüllt die Quote also nur zu 66,77 Prozent; oder umgekehrt: Es fehlen 94 Betreuungsplätze. Drei Quartiere für jeweils 30 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind bereits geplant. Wo genau, möchte die zuständige Landesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) noch nicht sagen, zuerst soll die Bevölkerung informiert werden.

Heimleiter ist beeindruckt

In Hohenweiler ist dies vor drei Wochen geschehen, dort hat es einen entsprechenden Informationsabend gegeben. Mittlerweile sind ins ehemalige Gästehaus der „Krone“ 30 geflüchtete Minderjährige eingezogen. Christian Hofer leitet das Heim. Nach zwei Wochen im Haus zieht er ein erstes Fazit: „Langsam tauen die Burschen auf. Es war alles neu, auch unser Team. Das Vertrauen wächst jeden Tag, es wird ein bisschen lauter im Haus.“ Was ihn begeistere, sei die Selbstständigkeit der 30 Jungen: „Schon am ersten Tag haben sie sich selbst in der Küche zu schaffen gemacht. Das war beeindruckend.“ Für Vorarlbergs Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch ist mit dem Quartier in Hohenweiler ein weiterer Schritt getan. Aber: „Die Landesregierung hat nach wie vor am Ziel zu arbeiten, die Quote zu erfüllen.“

Obergrenze bei Größe

122 der 188 Jugendlichen leben in Heimen mit 25 bis 37 Bewohnern. Christian Hofer bezeichnet diese Anzahl als die „absolute Obergrenze“. Größer dürften Quartiere für unbegleitete Minderjährige nicht sein, schon der adäquaten Betreuung wegen. Anders geht es vier minderjährigen Flüchtlingen, die über das Vorarlberger Kinderdorf in Patenfamilien untergebracht sind. „Diese Zahl wäre ausbaubar“, stellt Michael Rauch fest. Der Jüngste dieses Quartetts ist 13, die anderen zwischen 16 und 17 Jahre alt. Silvia Zabernigg leitet den Pflegekinderdienst des Vorarlberger Kinderdorfs. Sie schildert: „Wir erarbeiten gerade ein Konzept zur Betreuung der Minderjährigen. Es gibt viel zu beachten.“ Zum Beispiel die Sprachbarriere, Integration in die Schule und Freizeitbeschäftigung, erklärt sie. Das Auswahlverfahren läuft auf beiden Seiten: Mögliche Pateneltern werden genau geprüft. Und das Kinderdorf vermittelt nur Jugendliche, die das auch wirklich wollen. „Wir sind auf der Suche nach weiteren Familien“, betont Zabernigg.

Laut Rauch befinden sich aktuell 33 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Erwachsenenheimen. „Diese Zahl hat stark abgenommen, was sehr erfreulich ist“, sagt er. Rauch trifft sich diese Woche in Innsbruck mit seinen Kollegen aus den anderen Bundesländern zur halbjährlichen Konferenz der Kinder- und Jugendanwälte. Zwei Tage dauert das Treffen, einer davon ist den UMF gewidmet.

Die Regierung hat am Ziel zu arbeiten, die Quote zu erfüllen.

Michael Rauch

Das Kinderdorf sucht Familien, die Flüchtlinge im Alter zwischen zehn und 18 Jahren aufnehmen. Kontakt: 05522/82253 oder pkd@voki.at