“Wir müssen Chance erkennen”

Der Häusle-Geschäftsführer spricht über Gegenwartssorgen und Zukunftshoffnungen.
Bregenz. Als Häusle-Geschäftsführer steht der Mainzer Thomas Habermann derzeit vor einem noch nicht entsorgten Scherbenhaufen. Dennoch ist er beseelt davon, Häusle mittelfristig in ein Vorzeigeabfallwirtschaftsunternehmen zu verwandeln. Um bei Häusle die Vergangenheit zu bewältigen und das Unternehmen auf neue Beine zu stellen, sei jedoch ein Finanzbedarf zwischen sechs und zehn Millionen Euro notwendig.
Was ist Ihr Resümee von der Kontrollausschusssitzung zum Thema Häusle?
Habermann: Es dreht sich alles um die, auch politische, Verantwortung für illegale Deponien. Da geht es unter anderem um eine zeitliche Zuordnung dieser Aktivitäten. Wann ist was geschehen? Hat auch das Land seine Kontrollfunktionen wahrgenommen? Solche Fragen standen im Mittelpunkt.
Sie sollen ein verdächtiges Foto aus dem Jahr 2005 gefunden und den untersuchenden Stellen übermittelt haben?
Habermann: Ja, es geht um eine Aufnahme, die das Abladen von Hartstoffen auf dem alten Bauschuttplatz zeigt. Man hat an dieser Stelle dann am 27. März gebohrt und dabei tatsächlich derartige Materialien gefunden. Für eine solche Deponierung hat es nie eine Genehmigung gegeben. Es gibt auch Aufnahmen eines zweiten Dammes, die von 2008 stammen. Ich will das jetzt alles nicht bewerten. Es sind nur sachliche Feststellungen.
Haben Sie schon einen kompletten Überblick über alle Geschäftsunterlagen Ihrer Vorgänger als Geschäftsführer?
Habermann: Nein. Wir waren damit ausgelastet, ein Sanierungskonzept für die Biovergäranlage zu erstellen und die Unbescholtenheit der jetzt bei uns handelnden Personen zu belegen. Die Prüfung der Geschäftsunterlagen macht die Staatsanwaltschaft, der wir selbstverständlich bei allen Fragen zur Verfügung stehen.
Sind alle Akten noch da?
Habermann: Aus heutiger Sicht gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass Dinge verschwunden sind.
Wie viel an Ausgaben für wahrscheinliche Strafzahlungen, nachträgliche Abgaben, Kosten der Untersuchungen, Entsorgungen und Zukunftsinvestitionen kommt in nächster Zeit auf Sie zu?
Habermann: Für all diese Posten rechne ich mit einem Finanzbedarf, der sich in der Größenordnung von sechs bis zehn Millionen Euro bewegen wird.
Sie haben immer wieder gesagt: Arbeitsplätze sind nicht gefährdet. Wie können Sie da so sicher sein?
Habermann: Weil die Gesellschafter glaubhaft hinter dem Unternehmen Häusle stehen. Sie sind bereit, die jetzt anfallenden Kosten zu tragen und auch die für die Zukunft notwendigen Investitionen zu finanzieren. Die Mittel sind also da. Was ich derzeit nicht abschätzen kann, ist, wie groß der Imageschaden für das Unternehmen ist und welche Konsequenzen daraus erwachsen können. Aber weil ich diesbezüglich optimistisch bin, stehe ich der Firma weiterhin zur Verfügung. Müsste ich erkennen, dass alles aussichtslos ist, würde ich von dieser Aufgabe entbunden werden wollen. Aber das ist nicht der Fall.
Es soll Zahlen geben, die belegen, dass Maschinen und Gerätschaft bei Häusle so veraltet sind, dass es zu überdurchschnittlich vielen Verletzungen kommt. Auch die Krankenstände sollen über denen von vergleichbaren Betrieben in Österreich liegen.
Habermann: Ja, das kann ich bestätigen. Es gibt Zahlen, die genau das belegen. Aber ich habe zwischenzeitlich schon Investitionen in die Erhöhung der Sicherheit veranlasst.
Wie kann Häusle nach all diesen Turbulenzen eine gute Zukunft haben?
Habermann: Ich muss in Zeiten wie diesen oft an den Weinskandal in Österreich denken, der ja auch nach Deutschland überschwappte. Meine Mutter hatte als Chemietechnikerin damit zu tun, daher habe ich davon einiges mitbekommen. Was passierte damals? Die Branche hat daraus die richtigen Konsequenzen gezogen. Heute haben die österreichische Weine Weltformat. So etwas können wir auch bei Häusle schaffen. Wir müssen diese Chance gerade jetzt nur erkennen.