215 Wohnungen sofort nötig

215 Konventionsflüchtlinge sollten eigentlich aus Caritas-Quartieren ausziehen.
Feldkirch. (VN-mip) Das Asylbetreuungssystem kurz erklärt: Beantragt ein Flüchtling Asyl, wird das geprüft. Die betroffenen Menschen tragen den Titel Asylwerber und kommen in sogenannte Grundversorgungsquartiere. In Vorarlberg befinden sich derzeit 3852 Asylwerber in der Grundversorgung, damit erfüllt das Land die mit dem Bund ausverhandelte Betreuungsquote zu 101 Prozent. Die Caritas betreut davon 2841 Asylwerber in 246 Quartieren. Allerdings leben laut Caritas 215 Personen in diesen Quartieren, die bereits einen Konventionsstatus haben und deshalb eigentlich raus müssten. Sie finden keine Wohnung.
Der Zuzug von Schutzsuchenden hat sich in den vergangenen Wochen stark reduziert. Dennoch kommen jeden Tag neue Asylwerber nach Vorarlberg, neue Quartiere werden regelmäßig eröffnet. Diese Woche etwa bezogen 60 Asylwerber das ehemalige Bawag-Gebäude in Bregenz. Am Montag sind in Lauterach 30 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in ein Quartier eingezogen, in Satteins werden in Kürze die oberen Etagen des Promonta-Gebäudes wieder mit Leben erfüllt. Der Shop im Erdgeschoss bleibt bestehen. Dazu kommt ein größeres Quartier in Bludenz, im Mai findet eine Informationsveranstaltung statt. In Frastanz soll bis Juni ein Quartier für 30 Schutzsuchende entstehen.
Bekommt ein Kriegsflüchtling Asyl, darf er sich eine Wohnung und eine Arbeit suchen. Doch der Vorarlberger Wohnungsmarkt ist hart, weswegen Asylwerbern eine Übergangsfrist von vier Monaten eingeräumt wird. So lange dürfen sie noch in der Grundversorgung bleiben, derzeit sind das 215 Personen. Bei vielen davon ist laut Caritas diese Frist bereits verstrichen, dennoch sitzen sie in den Quartieren fest und blockieren unfreiwillig einen Platz für neue Asylwerber. Aus rechtlichen Gründen haben die Flüchtlinge mit der Caritas einen Mietvertrag abgeschlossen. „Diese Personen haben bei der Wohnungssuche Priorität. Und wir machen Druck“, erklärt Bernd Klisch, Chef der Caritas Flüchtlingshilfe. Druck heißt nicht nur, offensiv ein Obdach zu suchen. „Bekommt jemand eine Wohnung angeboten, muss er sie annehmen. Egal, wo sie liegt.“
Projekte im Land
Die Politik ist nicht untätig: Das Land hat ein sogenanntes Sonderwohnbauprogramm gestartet: 150 Wohnungen werden zusätzlich errichtet, ein Drittel davon sind für Flüchtlinge reserviert. In Dornbirn soll ein Projekt leerstehende Wohnungen auf den Markt bringen, und die Landesregierung erklärte jüngst, verstärkt Zimmer in Wohngemeinschaften mobilisieren zu wollen.
Die Arbeit bei der Flüchtlingshilfe habe sich zuletzt ein wenig verändert, schildert Klisch. Im Herbst stand noch die Quartiersuche für die Grundversorgung an erster Stelle. Nun sind es andere Themen. Wie eben Arbeiten und Wohnen, aber auch strukturelle Veränderungen. Die Caritas ist zum Beispiel innerhalb kürzester Zeit um das Zweieinhalbfache gewachsen.
Was sich nicht geändert habe, sei die Hilfsbereitschaft. Klisch berichtet: „Entgegen der Gerüchte kippt die Stimmung nicht. Die Menschen sind immer noch so engagiert wie im Herbst letzten Jahres.“
Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung ist immer noch groß.
Bernd Klisch
Asyl in Vorarlberg
Stand 14. April: 3844 Asylwerber in Vorarlberg. Quote zu 101 Prozent erfüllt.
2841 Asylwerber in Caritas-Quartieren. Dazu kommen große Quartiere von ORS, eines vom Roten Kreuz, UMF-Betreuung zusätzlich durch das IfS und SOS-Kinderdorf. Auch private Quartiere existieren.
Wer eine Wohnung zu vermieten hat, kann sich bei der Caritas melden.