Terrorangst, Erdogan: Urlauber meiden Türkei

Dramatischer Rückgang an Buchungen ins “familienfreundlichste Sommerurlaubsland”.
Schwarzach. Christian Urban (52) von Nachbauer-Reisen in Feldkirch ist als Reiseberater schon viele Jahre im Geschäft und dementsprechend erfahren. Was er in dieser Buchungssaison für den Sommer erlebt hat, liegt aber selbst für ihn außerhalb der Routine. “Die Türkei ist als Sommerurlaubsdestination dramatisch eingebrochen”, hält der Touristiker fest. “Acht von zehn Kunden, die schon viele Jahre in der Südtürkei ihren Urlaub verbringen, tun das dieses Jahr nicht. Der Grund liegt auf der Hand: die Terrorangst. Die Situation in der Türkei ist tatsächlich sehr schwierig geworden. Das Sicherheitsgefühl hat sich in einem solchen Ausmaß verschlechtert, dass die Buchungen eben ausbleiben.”
Schade um Südtürkei
Urban tun jene leid, die in der Südtürkei vom Tourismus leben. “Türkei-Urlaube erreichen gewöhnlich einen hohen Zufriedenheitsgrad. Die Ferienanlagen sind top, der Service hervorragend, Preis-Leistung stimmen. Zudem sind die Türken sehr kinderfreundlich. Ich weiß, dass sich zum Beispiel 95 Prozent aller großen Kinderrutschbahnen von Ferienanlagen in den Haupturlaubsländern in der Türkei befinden.”
Urban erlaubt sich in diesem Zusammenhang auch eine Ursachenforschung und landet beim Namen Recep Tayyip Erdogan, dem starken Mann in der Türkei. “Der macht das Land unsicherer. Die Russen hat er schon vertrieben, bald wohl auch die Deutschen. Er macht dort alles kaputt. Das ist alles sehr, sehr schade. Mir tun die Menschen leid, die vom Tourismus leben.”
Alternativen
Von massiven Rückgängen bei Türkei-Buchungen berichten auch andere Vorarlberger Reisebüros. Patrick Moosmann (47) von “5 vor 12-Reisen” sieht das große Probleme im ständigen Wechsel der aktuellen Sicherheitslage. “Man muss ja auch eines klar festhalten: An den Stränden der Südtürkei ist im Gegenteil zu Istanbul noch nichts passiert.” Sehr bedauerlich ist die derzeiige Situation für Moosmann auch deswegen, weil sein Unternehmen die Geschäftsfelder in der Türkei gerne ausbauen würde. Mit den Touristikern vor Ort gibt es eine Ausstiegsklausel bei bereits gebuchten Kapazitäten. “Im Falle einer Reisewarnung können wir stornieren.” Passiert ist das mit Flügen nach Istanbul, wo der Terror schon präsent war. Das Türkei-Minus bei “5 vor 12” im Vergleich zum Vorjahr: 60 Prozent.
Timo Loacker (44), Geschäftsführer des gleichnamigen Reisbüros, hat nicht viel anderes zu erzählen. “Gespürt haben wir den dramatischen Rückgang vor allem in der Frühbucherzeit. Die Menschen sind verschreckt. Jetzt hoffen wir halt, dass mit der Türkei bei Last-Minute-Buchungen noch etwas geht.”
Ganz verlorengegangen sind den Reisebüros die ehemaligen Türkei-Urlauber nur in geringem Ausmaß. Spanien, die Kanarischen Inseln, Nordeuropa und Griechenland sind in die Bresche gesprungen und erfreuen sich großer Beliebtheit.
Acht von zehn treuen Türkei-Urlaubern meiden derzeit das Land. Sie fühlen sich nicht sicher.
Christian Urban, Reiseberater