Breite Front für Maturatransparenz

Vorarlberg / 12.07.2016 • 18:44 Uhr

Ergebnisse der Schulen sollen entgegen der Lehrermeinung veröffentlicht werden.

Schwarzach. Im Streit um eine mögliche Veröffentlichung von Maturaergebnissen der einzelnen Schulen geht die Mehrheitsmeinung in eine klare Richtung: in jene für eine transparente Darstellung der Reifeprüfungsresultate der maturaführenden Bildungsstätten.

Recht auf Auskunft

Elternvertreter, die Mehrheit der politischen Vertreter, die Bildungssprecher von Arbeiterkammer und Industriellenvereinigung und auch viele Schüler wünschen sich, dass die einzelnen Schulen für ihre Maturaergebnisse geradestehen sollen und diese veröffentlicht gehören. Am deutlichsten bringt das die Vorarlberger Industriellenvereinigung zum Ausdruck. Geschäftsführer Matthias Burtscher (35): „Es kann nicht sein, dass sich Lehrer und Experten in einen Elfenbeinturm verziehen und keinerlei Auskunft über die Maturaergebnisse an den einzelnen Schulen geben. Eltern, Schüler und die Öffentlichkeit haben ein Recht darauf, zu erfahren, welche Schule wie abgeschnitten hat. Hier geht es um zukünftige Entwicklungen und entsprechende Maßnahmen. Wir brauchen Licht ins Dunkel und nicht das Gegenteil.“

Matthias Burtscher plädiert für Transparenz auch vor dem Hintergrund des Forschungsprojekts. „Wir sollten alle wissen, welche Schulen erfolgreich sind und welche chronisch erfolglos. Bei Letzteren muss es dann entsprechende Maßnahmen geben, auch personelle“, kennt der IV-Geschäftsführer keine Kompromisse.

Vorbildwirkung

Ins selbe Horn stößt AK-Bildungssprecher Gerhard Ouschan (55). „Wir sagen ganz klar Ja zur Veröffentlichung von Maturaergebnissen der einzelnen Schulen. Lehrer, Eltern und Schüler haben das Recht zu wissen, wie es um die einzelnen Schulen steht. Ich betrachte die Transparenz vor allem hinsichtlich der positiven Vorbildwirkung der erfolgreichen Schulen als wichtig. Es geht schließlich darum, was wir besser machen können. Und dazu brauchen wir einfach die Transparenz. Lehrer müssen es auch aushalten können, wenn man die Maturaergebnisse veröffentlicht“, meint Ouschan.

Das glaubt auch Mario Waldner (48), Vorarlberger Elternvertreter an den höheren Schulen im Land. „Meine Haltung in dieser Frage ist klar: Ich bin für eine Veröffentlichung der Maturaergebnisse der einzelnen Schulen. Man kann daraus gewiss auch ablesen, wie gut die einzelnen Schulen ihre Schüler auf die Matura vorbereitet haben. Ich habe das Gefühl, dass dies auch die Mehrheitsmeinung im Landeselternverband ist. Durch die Veröffentlichung der Ergebnisse soll niemand an den Pranger gestellt werden. Sehr wohl aber soll dadurch allen klar werden, wo die Probleme liegen.“

Expertensache

Eine differenzierte Haltung in dieser Frage nimmt der scheidende Stellvertreter der AHS Schüler im Land, Pascal Jäger (18), ein. „Es gibt Gründe, die gegen eine Veröffentlichung der Maturaergebnisse der einzelnen Schulen sprechen, und es gibt Gründe dafür. Die Gründe dagegen sind aus meiner Sicht jene, dass die Schulen mit schlechten Ergebnissen sofort stigmatisiert sind und als schlecht gelten. Andererseits: Wenn alle wissen, welche Schulen gut waren, können die als Vorbild für andere dienen.“

Vehement gegen die Veröffentlichung der Reifeprüfungsergebnisse einzelner Schulen haben sich die Lehrervertreter Gerhard Pusnik (AHS) und Manfred Sparr (BHS) ausgesprochen. Sie meinen: Ausschließlich Experten sollen die Ergebnisse bewerten. Diese gehörten nicht in die Öffentlichkeit.

Schullandesrätin Bernadettte Mennel (56) hingegen sieht keinen Grund dafür, die Maturaergebnisse nicht zu veröffentlichen.

Wir brauchen Licht ins Dunkel und nicht das Gegenteil.

Matthias Burtscher

Meine Haltung ist klar: Ich bin für eine Veröffentlichung der Matura­ergebnisse der Schulen.

Mario Waldner