Ja zu kürzeren Sommerferien
Neun Wochen sind zu viel. Dafür wünschen sich viele die Verlängerung der Herbstferien.
Schwarzach. Die Diskussion ist nicht neu. In Zeiten von Alleinerziehung, zunehmendem Druck am Arbeitsplatz und Betreuungsnotständen wünschen sich immer mehr Eltern eine Verkürzung der Sommerferien. Auch aus lernpsychologischer Sicht spricht vieles für eine bessere Verteilung der Ferientage übers ganze Jahr. Wenn dann die Familienministerin, wie unlängst Sophie Karmasin, eine Diskussion über die Verkürzung der Sommerferien anzettelt, so wird diese Gelegenheit gerne angenommen.
Großes Interesse
Unter VN-Lesern und VOL.AT-Usern lieferten die Sommerferien im Rahmen der „Frage des Tages“ ordentlich Gesprächsstoff. Insgesamt gab es eine klare Mehrheit pro Verkürzung der Sommerferien. Von 1672 Teilnehmern sprachen sich 56,10 Prozent dafür aus, 43,90 dagegen.
Jene, die es betrifft, nämlich Eltern, Schüler, Lehrer, Psychologen oder die Wirtschaft, formulieren ähnliche Positionen. „Grundsätzlich sind wir für solche Diskussionen natürlich offen“, sagt Sebastian Ratz (19) von der Vorarlberger Schülerunion. „Nur eines muss von vornherein klargestellt sein: Es darf keine Kürzung der Ferien insgesamt geben.“ Wichtig sei laut Ratz, dass alle Betroffenen zu entsprechenden Gesprächen eingeladen werden. „Aus Schülersicht ist es uns wichtig, dass eine für Schüler gute Ferienordnung beschlossen wird. Was die Wirtschaft will, kann nicht Teil der Schülerwünsche sein“, betont Ratz.
Alles fürs Kind
Arbeiterkammerpräsident Hubert Hämmerle (55) räumt ein, sich mit dem Thema noch nicht intensiv auseinandergesetzt zu haben. „Aber ich kann mir vorstellen, dass es im Sinne der Kinderbetreuung und des Lernrhythmus zweckmäßig ist, sich über eine neue Ferienordnung Gedanken zu machen. An allererster Stelle muss jedoch die Beantwortung der Fragen stehen: Was ist für das Kind gut? Und wie kann man Eltern bei der Betreuung am besten entgegenkommen?“
Wie eine für Schulkinder perfekte Ferienordnung aussieht, traut sich der Leiter der Schulpsychologie im Landesschulrat, Walter Bitschnau, nicht zu sagen. „Dazu fehlen uns gesicherte wissenschaftliche Unterlagen. Wir sollten uns einmal die Ferienmodelle in den Schweizer Kantonen genauer anschauen. Dort sind die Schulferien übers Jahr anders verteilt.“
Ein unmissverständliches Plädoyer für die Verkürzung der Sommerferien kommt von der Vorarlberger Wirtschaftskammer. „Wir befürworten eine Verkürzung aus pädagogischer Sicht und plädieren für eine bessere beziehungsweise sinnvollere Aufteilung der Ferien übers Jahr“, sagt der bildungspolitische Sprecher der Wirtschaftskammer, Christoph Jenny (51). Es dürfe jedoch zu keiner Umschichtung des Kinderbetreuungsproblems vom Sommer auf den Herbst kommen, falls im Gegenzug zu den Kürzungen im Sommer die Herbstferien verlängert würden.
Ruf nach Gesamtmodell
Einfach nur die Sommerferien zu verkürzen, ist für den stellvertretenden Elternvertreter der Pflichtschulen, Michael Tagger (52), zu wenig. „Da muss man schon die gesamte Ferienordnung zur Diskussion stellen und mehrere Fragen beantworten. Zum Beispiel: Was macht pädagogisch Sinn? Oder was ist in Bezug auf Betreuungsmöglichkeiten machbar?“
Pflichtschullehrervertreter Gerhard Unterkofler (57) möchte speziell die Eltern unbedingt als gleichberechtigte Partner in die Diskussion eingebunden haben. Persönlich glaubt der Lehrervertreter, dass „es wohl leichter ist, für zwei Wochen Herbstferien Betreuungsmodelle zu schaffen als im Sommer“.
Man muss die ganze Ferienordnung zur Diskussion stellen.
Michael Tagger