Peter Bußjäger

Kommentar

Peter Bußjäger

Parteien und Sport

Vorarlberg / 18.08.2016 • 18:37 Uhr

Karl Stoss, der Chef des österreichischen Olympischen Komitees, wurde vor wenigen Tagen in Rio in den erlauchten Kreis des Internationalen Olympischen Komitees aufgenommen. Nach dem derzeitigen Stand handelt es sich um einen der raren österreichischen Erfolge in der brasilianischen Metropole. Auch wenn das Debakel von London, von wo Österreichs Sportler medaillenlos heimkehrten, mittlerweile abgewendet ist, besteht eine gewisse Unzufriedenheit mit dem Abschneiden österreichischer Sportler.

In einer solchen Situation sehen sich Entscheidungsträger meistens genötigt, einen Schuldigen zu benennen und für die Zukunft Reformen zu versprechen. Wenn man die Leistungen der österreichischen Athleten verbessern wolle, müsse man, so Karl Stoss in einem Interview gegenüber den Vorarlberger Nachrichten, „den Mut haben, den Föderalismus zu reduzieren“. Wenn dem obersten österreichischen Olympier zugetraut werden kann, dass er weiß, was Föderalismus ist, nämlich eine Aufteilung des Staates in Bund und Länder, eine zentrale und eine regionale Regierungsebene, fragt man sich belustigt, wie er zu dieser Einschätzung gelangt. Die Landschaft des österreichischen Sports hat nämlich mit Föderalismus herzlich wenig zu tun.

Der österreichische Sport ist vielmehr eine der letzten Bastionen der beiden Koalitionsparteien SPÖ und ÖVP und zudem sehr zentralistisch organisiert. Es gibt mehrere Dachverbände, die den jeweiligen Parteien zuzuordnen sind und viele Millionen Euro Sportförderung des Bundes erhalten. Die Dachverbände geben dieses Geld zwar in die Vereine weiter, aber ein sehr großer Teil bleibt in der Verwaltung hängen. Schließlich wollen 300 vollamtliche Sportfunktionäre, ungefähr die fünffache Zahl der österreichischen Sportler in Rio, bezahlt werden.

Es gibt ein eigenes Sportministerium in Österreich. Dort wurden unlängst drei Beamte wegen Unregelmäßigkeiten bei der Subventionsvergabe suspendiert. Der Rechnungshof hat schon mehrfach vernichtende Berichte über die österreichische Sportförderung mit ihrem Hang zum Bürokratismus publiziert. Angesichts dieser Zustände zentralistisches Versagen dem Föderalismus anzuhängen, ist wirklich absurd.

Der noch nicht lange im Amt befindliche Sportminister Doskozil hat hingegen erkannt, was wirklich nötig wäre, nämlich den Parteieneinfluss zu reduzieren! Ich wünsche ihm viel Mut und gutes Gelingen dabei.

Die Landschaft des österreichischen Sports hat nämlich mit Föderalismus herzlich wenig zu tun.

peter.bussjaeger@vorarlbergernachrichten.at
Peter Bußjäger ist Direktor des Instituts für Föderalismus
und Universitätsprofessor in Innsbruck.