Viel Sport, etwas Musik und ein klein wenig Berlin – der VN-Überblick für die kommenden Tage

Was es dieses Wochenende in Vorarlberg alles zu erleben gibt.
In Vorarlberg passiert viel. Da kann man schnell den Überblick verlieren. Daher gehen die VN jeden Freitag weit über das Format der bloßen Event-Ankündigung hinaus. Persönlich und kompetent geben Redakteurinnen und Redakteure ihre Empfehlungen für Familienunternehmungen, Sport, Kultur, Events, Gastronomie, Bücher, Musik und mehr ab.
Engel der Dämmerung – Marlene Dietrich

Sie war Mythos und Mensch zugleich: Marlene Dietrich, 1901 in Berlin geboren, war weit mehr als nur eine Schauspielerin oder Sängerin – sie war ein Symbol für Stil, Haltung und Widerspruch. Mit ihrem Durchbruch in „Der blaue Engel“ (1930) wurde sie zur internationalen Legende. Ihre rauchige Stimme und ihr androgynes Auftreten prägten das Bild einer neuen Weiblichkeit. In Hollywood feierte sie mit Filmen wie „Shanghai Express” und „Destry Rides Again” große Erfolge. Während des Zweiten Weltkriegs stellte sie sich entschieden gegen das NS-Regime, unterstützte die US-Truppen und wurde zur moralischen Stimme des Exils. In Tel Aviv sang sie vor begeistertem Publikum das hebräische Lied „Shir Hatan“. Bis zu ihrem Tod im Jahr 1992 blieb sie die „kühle Göttin“ – unnahbar, elegant und doch von tiefer Menschlichkeit durchdrungen.
Das Freie Theater Kopernikus widmet mit „Engel der Dämmerung“ dieser außergewöhnlichen Frau ein fein komponiertes Musiktheater. Anlässlich des Gedenkjahrs „80 Jahre Kriegsende“ wird die Künstlerin zwischen Glamour und Gewissen neu entdeckt. Susanna Ackermann verkörpert Marlene Dietrich, Karl Müller begleitet sie als Schauspieler. Die Musik von Marco Schädler und seinem Ensemble lässt ihre unvergesslichen Lieder in neuem Licht erscheinen.
Am Freitag, 24. und Samstag, 25. Oktober, jeweils um 19.30 Uhr, am Sonntag, 26. Oktober, um 17 Uhr, im Theater am Saumarkt.
Zu Besuch in den Hallen

Spätestens der Termin für die Auftaktrennen im Skiweltcup erinnern daran, dass auch im Sport der bevorstehende Winter mehr und mehr an Oberhand gewinnt. Das zeigt sich zudem daran, dass die heimischen Sporthallen Woche für Woche bevölkert sind und mit spannenden Events die Zuschauer locken. Auf zwei dieser Events ist mein Blick gerichtet. Denn die Volleyballer:innen haben längst den „Sandkasten“ in Wolfurt (Beachtrophy) mit der Enge der Turnhallen getauscht. Längst laufen zudem die Eishockeymeisterschaften, wo die Cracks von Feldkirch über Hohenems, Dornbirn und Lustenau in den Eisarenen dem Puck und den Punkten nachjagen. Somit darf ich allen Sportinteressierten am Samstag gleich zwei Tipps ans Herz legen. In Höchst nämlich legen die Volleyballerinnen nach dem gestrigen, stimmungsgeladenen Zweitligaderby gegen das Team des VC Dornbirn heute nach. Mit einem Sieg gegen Aufsteiger Oberndorf Volleyball will man in der Tabelle den Platz unter den Top drei in der Tabelle festigen. Dabei baut das bekannt heimstarke Team einmal mehr auf die lautstarke Unterstützung von den Rängen in der Turnhalle der Mittelschule in Höchst. Spielbeginn ist um 17 Uhr, sodass sich danach ein „fliegender Wechsel“ nach Dornbirn fast ausgehen sollte, wenn um 19.30 Uhr in der Messe-Eishalle der Puck eingeworfen wird. Dann nämlich lohnt sich nicht nur der Blick auf die Eisfläche, wo sich der EC Bregenzerwald mit Tabellennachbar HDD Jesenice duelliert, auch auf der Tribüne dürfte heiß diskutiert werden. Denn das Aus der Wälderhalle ist bei den ECB-Fans und innerhalb der Mannschaft nach wie vor ein großes Thema.
Lustenau feiert durch die Nacht – mit ganz viel Musik

Am Freitag, den 24. Oktober, verwandelt sich Lustenau wieder in eine einzige große Bühne: Bei der Langen Nacht der Musik spielen in elf Lokalen Bands, die unterschiedlicher kaum sein könnten – und genau das macht den Reiz des Abends aus. Zwischen Jazz, Funk, Rock’n’Roll und Pop ist alles dabei, was das Herz rhythmisch schlagen lässt. Ab 18 Uhr öffnen Restaurants, Bars und Cafés ihre Türen, und ab 19.15 Uhr pendelt ein kostenloser Shuttle-Bus im 15-Minuten-Takt durch die Gemeinde, damit niemand einen Lieblingsact verpasst.
Die musikalische Reise führt quer durch Lustenau: Im Sängerheim Konkordia trifft die SwingWerk BigBand auf Julia Zischg, während im Schmugglar-Foyer „out on a spree“ Rockklassiker von Bon Jovi bis ZZ Top spielt. Wer es lieber soulig mag, hört im Harlekin Pub die Mitch Fender Band, während im Krönele The Rubberneckers den Rock’n’Roll wiederaufleben lassen. Und wenn ab 22 Uhr im Carini Saal DJ V-BEATS die 80er bis 2010er auflegt, tanzt das Publikum endgültig in die frühen Morgenstunden.
Egal ob Austropop mit Christof Müller, Coverrock mit Rosegger oder Pop mit Noah Bono & Band – die Lange Nacht der Musik zeigt, wie vielfältig und lebendig Lustenaus Musikszene ist. Und wer zwischendurch frische Luft braucht, steigt einfach in den Shuttle-Bus und lässt sich zur nächsten Bühne chauffieren.
Das Gegenteil von Derby

Wenn man im Fußball-Unterhaus unterwegs ist, riecht man Fußball noch richtig – Rasen, Schweiß und Grillwurst. Die „Kreisliga“ ist kein Hochglanzprodukt, sondern ehrlicher Sport. Genau das liebe ich daran. Am Samstag steht für den Scheiber – Schutz. Schicht. Dicht. FC Kennelbach wohl die längste Auswärtsfahrt der Saison an: 57,62 Kilometer Luftlinie trennen die Hofsteigkicker vom Auswärtsspiel in Gaschurn. Einmal quer durchs Land, vorbei an herbstlich gefärbten Hängen, hinein ins Montafon.
Dort wartet die SPG Gargellner Bergbahnen Hochmontafon, ein Gegner, der zu Hause schwer zu knacken ist. Anpfiff ist um 14 Uhr. Keine Flutlichtshow, kein VIP-Zelt, aber jede Menge Herzblut. Die Spieler schnüren ihre Schuhe und geben alles für ihr Dorf. Genau das macht den Reiz aus: Hier geht es nicht um Millionen, sondern um Punkte, Stolz und das nächste Bier nach dem Spiel.
Wer echten Fußball erleben will, sollte sich dieses Spiel nicht entgehen lassen. Ein Nachmittag in Gaschurn, eingerahmt von Bergen, Kampfgeist und dem unverwechselbaren Sound des Unterhauses.
Wenn Orientierung mehr denn je Not tut

Wenn der „Punk unter den Historikern“ (FAZ) und der Ex-Ministerpräsident von Thüringen den Osten sezieren, klingt das zunächst nach politischem Arbeitsbeschaffungsprogramm für Feuilletons mit Westkomplex. Doch siehe da: „Die neue Mauer“ (erschienen im C.H.Beck-Verlag) ist kein Ostalgie-Häkeldeckchen, sondern ein messerscharfes, bisweilen melancholisches Gespräch über den Zustand der Republik.
Ilko-Sascha Kowalczuk bohrt tief im historischen Narbengewebe, Bodo Ramelow kontert mit Gewerkschafts-Geschick – zusammen klingen sie wie zwei alte Lehrer, die den Klassenraum „Deutschland“ nicht aufgeben wollen. Hier wird nicht verklärt, sondern verknüpft: Demokratie, die zittert; Freiheit, die überfordert und eine Gesellschaft, die sich selbst misstraut. Das liest sich klug, schmerzhaft, bisweilen komisch – eine politische Paartherapie mit Tiefgang und Humor. Empfohlen allen, die wissen wollen, warum Mauern heute aus Köpfen statt aus Beton sind – und warum es trotzdem lohnt, dagegen anzurennen.