Das Problem mit Mathe
Schüler, Lehrer und Eltern ziehen gegen die Mathe-Zentralmatura zu Felde.
Bregenz. Wenn Eltern, Lehrer und Schüler gemeinsam öffentliche Aufmerksamkeit einfordern, dann muss es sich schon um eine Angelegenheit von besonderer Bedeutung handeln. Die Zentralmatura in Mathematik hat es geschafft, diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Die Schulpartner sprechen dabei mit einer Stimme und artikulieren angesichts der katastrophalen Ergebnisse der letzten Reifeprüfung unmissverständlich: „So nicht.“ Gemeinsam haben sie eine Onlinepetition ins Leben gerufen und fordern darin volle Transparenz bei den Ergebnissen und eine grundsätzliche Reform der Zentralmatura.
Gründlich misslungen
„Die Mathematik-Zentralmatura 2016 ist gründlich misslungen. Ein Drittel hat die schriftliche Prüfung nicht geschafft. In Vorarlberg waren die Ergebnisse noch schlechter. Wir fordern eine lückenlose Offenlegung der Ergebnisse 2016 aller AHS und BHS in Österreich“, macht Mario Waldner (49), Sprecher des Landeselternverbandes deutlich.
Die Zusammenstellung der Zentralmatura dürfe in Zukunft nicht nur dem BIFIE allein überlassen werden. Mathematik sei im Vergleich zu anderen Fächern überbewertet. „Es ist ein Angstfach mit K.o.-Kriterium für Gymnasiasten geworden“, klagt Waldner und fordert bei der Konzeption der zentralen Reifeprüfung in Mathematik ein „Zurück an den Start“. Bevor das Ziel der Schaffung einer fairen Matura in Mathematik nicht erreicht sei, solle es gar keine zentrale Prüfung in diesem Fach mehr geben.
Braucht es Mathe-Matura?
Noch weiter geht Gerhard Rüdisser (60), Sprecher der Unabhängigen Bildungsgewerkschaft und selbst Mathematik-Lehrer: „Wenn es nicht gelingt, eine Matura herzubringen, die mit vertretbarem Aufwand für die Schüler zu schaffen ist, dann sollte man sich überlegen, das Fach aus dem Pflichtprogramm der Matura zu nehmen und nur jenen anbieten, die Mathematik später auch brauchen.“
Gerne hören solche Aussagen die Hauptbetroffenen, die Schüler. „Hier werden bildungspolitische Experimente auf unseren Schultern ausgetragen“, findet Johanna Teufl (19), Vertreterin der Aktion kritischer Schüler. Sie wird dann noch deutlicher: „Wir haben Angst vor dieser Matura.“ Mehr ernstgenommen werden möchte die frischgebackene Landesschulsprecherin für die AHS, Elisabeth Aicher (17). „Wir wollen in den Verbesserungsprozess für die Matura miteinbezogen werden“, fordert die Gymnasiastin. Auch der Obmann des Vorarlberger Familienverbandes, Andreas Prenn, ist zum scharfen Kritiker der Zentralmatura in Mathematik in dieser Form geworden. „Wenn Mathematik zu einem solchen Problem wird, dann hat das massive negative Auswirkungen auf die ganze Familie“, betont der ehemalige AHS-Englischlehrer. Dabei erinnert er sich an seine Zeit als Lehrer. „Ich weiß noch, wie bei den Wiederholungsprüfungen zu Beginn jedes Schuljahrs das Fach Mathematik im Mittelpunkt stand.“ Mathematik spiele eine zu dominante Rolle. Prenn würde Schülern höchstens den Leistungsnachweis von Grundkompetenzen abverlangen. „Aber nicht mehr. Warum soll ein Elefant auf einen Baum klettern müssen? Vor allem dann, wenn er das nur einmal im Leben macht.“
Die Fallen
Einig sind sich die Kritiker der Mathematik-Zentralmatura auch in einem weiteren Punkt: Die Kandidaten müssen dieser Herausforderung oft mit verschiedenen Voraussetzungen begegnen. So seien die einen auf Mathematik spezialisiert, die anderen nicht. Aber zur Matura bekommen sie dann dieselben Themen. Empört zeigten sich die Kritiker auch über die zahlreichen Fallen, die ihrer Meinung nach in die Aufgabenstellungen eingebaut wurden.
Mathematik wird zunehmend zum Angstfach und zum K.o.-Kriterium für Gymnasiasten.
Mario Waldner
Die Initiatoren der Onlinepetition suchen möglichst viele Unterstützer für ihre Anliegen. Die Petition findet sich unter www.levv.at.