„Schule kann halt nicht in allen Facetten Spaß machen“

Vorarlberg / 22.09.2016 • 20:04 Uhr

Der FPÖ-Chef will eine Schule, die Leistung einfordert und die Lehrer unterstützt.

Bregenz. Mit Reinhard Bösch hat sich die Positionierung der FPÖ-Schulpolitik in Vorarlberg verändert.

Die Leitlinie der Ex-Bildungssprecherin Silvia Benzer, einer glühenden Anhängerin der gemeinsamen Schule, ist Vergangenheit. Bösch kündigt an, mit der Schul-Task-Force des Landtags „sehr ungeduldig“ sein zu wollen.

Haben Sie auch für Pro Gymnasium unterschrieben?

Bösch: Nein, habe ich nicht. Aber ich verfolge die Aktivitäten der Gruppe in den Medien mit Sympathien.

Worauf gründen sich diese Sympathien?

Bösch: Mir gefällt die dort zum Ausdruck gebrachte Facette eines differenzierten, leistungsbezogenen Schulsystems. Das hat meine Sympathie.

Was muss ein gutes Schulsystem aus Ihrer Sicht können?

Bösch: Es muss Chancengleichheit bieten, differenziert und durchlässig sein. Es muss den Begabungen des einzelnen Kindes Rechnung tragen. Das wesentliche Prinzip muss allerdings die Leistungsbezogenheit sein. Schule kann halt nicht in allen Facetten Spaß machen. Aber sie muss Kindern und Jugendlichen eine Befriedigung geben können, wenn sie eine Hürde genommen haben.

Die anderen Parteien im Landtag sind beunruhigt. Sie befürchten ein Ausscheren der FPÖ aus der gemeinsamen Linie bei der Umsetzung des Forschungsprojekts. Zurecht?

Bösch: Die Entscheidung für eine Modellregion Vorarlberg habe ich damals durchaus verstanden. Sie war eine Reaktion auf die Unfähigkeit und Untätigkeit der Bundespolitik. Aber jetzt haben wir Ergebnisse von gemeinsamen Schulen, wie der Volksschule oder der Annähernd-Gesamtschule Neue Mittelschule. Diese Ergebnisse sind verheerend.

Aber die Neue Mittelschule ist doch keine Gesamtschule.

Bösch: Darum habe ich sie ja als Annähernd-Gesamtschule bezeichnet, weil dort außer den Gymnasiasten alle drinnen sind.

Sie sprechen vom sich abzeichnenden Scheitern des Forschungsprojekts und beziehen sich dabei auf die letzten Leistungstestsergebnisse. Auf diese kann das Forschungsprojekt schon aus zeitlichen Gründen keinen Einfluss genommen haben.

Bösch: Für mich ist die Zeit nicht zu kurz. Mit dem Projekt Modellregion Vorarlberg liegt noch nichts Effizientes auf dem Tisch. Man initiiert Schulversuche und Ähnliches, was einen Haufen Zeit kostet. Man hat versucht, mit Stützlehrern und Tricks den Unterricht zu beleben, ohne eine innere Differenzierung zu erreichen.

Das Forschungsprojekt stellt unter anderem fest, dass Bildung und Bildungserfolg großteils das Produkt von Wohnort und Blildungshintergrund der Eltern ist. Akzeptieren Sie diese Erkenntnis?

Bösch: Wer heute unbedingt eine bestimmte Schule besuchen will, hat dazu die Möglichkeit. Es gibt genug Möglichkeiten einer Internatsunterbringung. Das ist eine Sache der Organisation. Auch finanziell gibt es keine Barrieren.

Die vormalige Bildungssprecherin Silvia Benzer war eine glühende Anhängerin der gemeinsamen Schule. Jetzt scheint sich die FPÖ von dieser Position zu verabschieden.

Bösch: Ich bin dafür, dass wir im Rahmen der Task Force das Ziel gemeinsame Schule nicht aus den Augen verlieren und realistisch diskutieren. Bringt man unter Berücksichtigung des Leistungsprinzips Dinge auf eine vernünftige Schiene, kann man mit uns Freiheitlichen über alles reden. Derzeit scheint mir dieses Ziel jedoch nicht erreichbar zu sein. Wir schauen uns die Ergebnisse an, werden aber sehr ungeduldig sein.

Was für spontane Verbesserungsvorschläge fallen Ihnen ein?

Bösch: Wir brauchen Lehrer mit einer modernen Autorität und Regelklassen mit Schülern, die auch Deutsch können. Zudem müssen die Lehrpläne von gesellschaftspolitischem Unsinn entrümpelt werden.