Unfreiwillige Rutschpartie im neuen Hallenbad: “Mehr kann man leider nicht machen”

Vorarlberg / 01.08.2025 • 12:00 Uhr
Unfreiwillige Rutschpartie im neuen Hallenbad: "Mehr kann man leider nicht machen"
Das neue Hallenbad in Bregenz ist ein Besuchermagnet. Neben viel Lob gibt es allerdings auch Kritik. VN/Steurer

Besucher beschweren sich über rutschige Fliesen im Bregenzer Seebad. Betreiber verweist auf Rutschklasse und TÜV-Prüfung. Experte sagt: “ein schwieriges Thema.”

Bregenz Das neue Hallenbad in Bregenz kommt gut an. Pro Tag besuchen derzeit oft mehr als 1000 Menschen das Seebad. Die Bewertungen auf Google fallen fast durchweg positiv aus. „Sehr schön und modern“, „sehr sauber“, „sehr freundliches Personal“, „eine Perle der Stadt“, „sensationeller Saunabereich“ – loben die Verfasser der Kommentare unter anderem. Es gibt allerdings auch Kritik. Knackpunkt sind die Fliesen.

Unfreiwillige Rutschpartie im neuen Hallenbad: "Mehr kann man leider nicht machen"
Im Betrieb bemühe man sich, das Wasser so gut es geht wegzuschieben, sagt der Betriebsleiter. VN/Steurer

„Ein großer Minuspunkt ist im ganzen Hallenbad der sehr rutschige Boden – überall weinende Kinder, weil sie immer ausrutschen; und auch als Erwachsener muss man sehr aufpassen“, schildert ein Nutzer. Eine andere Kommentarschreiberin meint: „Die Böden im Bad sind sehr, sehr rutschig, wenn sie nass sind. Ich sah an diesem Tag einige kleine Kinder, die ausrutschten.“ Gegenüber den VN berichten Besucher von ähnlichen Erfahrungen.

Unfreiwillige Rutschpartie im neuen Hallenbad: "Mehr kann man leider nicht machen"
Alexander Fritz ist Betriebsleiter der Bregenzer Bäder. VN/Steurer

Seebad-Betriebsleiter Alexander Fritz räumt auf Anfrage ein, dass es aufgrund der rutschigen Fliesen bereits zu Beschwerden gekommen ist. „Klar, jeder, der rausfliegt, beschwert sich, aber in einem Bad, in dem viel los ist, ist das leider Gottes nicht zu vermeiden“, sagt er. „Fliesen sind, wenn sie nass sind, immer rutschig. Wir haben Fliesen der zweithöchsten Rutschklasse verbaut – das ist höherklassiger, als vorgeschrieben. Der TÜV hat an zwölf verschiedenen Stellen einen Rutschfestigkeitstest gemacht und die Klassifizierung nachgeprüft. Das hat alles gepasst. Mehr kann man leider nicht machen.“

Unfreiwillige Rutschpartie im neuen Hallenbad: "Mehr kann man leider nicht machen"
Ein großes Thema im neuen Seebad sind derzeit die Fliesen.

Im Betrieb bemühe man sich, das Wasser so gut es geht wegzuschieben. Das sei allerdings nicht ständig und überall möglich. „Das Bad ist voll. Wir haben jeden Tag über 1000 Leute, und dementsprechend ist alles klatschnass“, erläutert der Betriebsleiter. Schilder im Bad weisen auf die Rutschgefahr hin: „Nicht rennen – es ist rutschig.“ „Aber sag das einmal einem Kind“, ergänzt Alexander Fritz.

Unfreiwillige Rutschpartie im neuen Hallenbad: "Mehr kann man leider nicht machen"
“Der Boden ist im ganzen Hallenbad sehr rutschig”, kritisiert ein Besucher. VN/Steurer

Oliver Tschabrun, Geschäftsführer der Walgauer Freizeit & Infrastruktur GmbH, kennt das Problem. Auch das Walgaubad in Nenzing hatte bei der Eröffnung vor zehn Jahren – wie das Strandbad Hard im Vorjahr – mit rutschigen Bodenplatten zu kämpfen. Der Grund war allerdings ein anderer. „Die Betonplatten, die wir gelegt haben, werden zum Lagern hydrophobiert, damit sie nicht ausbleichen. Das hat man erst gemerkt, als man barfuß gelaufen ist und Wasser draufgekommen ist. Nachdem wir die Beschichtung über Nacht mit Zitronensäure gereinigt hatten, war das aber alles kein Problem mehr“, erinnert er sich.

Bilder zum Start in die Freibad-Saison, Oliver Tschabrun
Oliver Tschabrun kennt das Problem mit den rutschigen Fliesen. VN/Steurer

Im Hallenbad Jupident, für das Tschabrun ebenfalls zuständig ist, seien rutschige Fliesen eigentlich kein Thema. „Aber das Bad ist klein. Es wird nicht so gerannt“, mutmaßt er. Grundsätzlich sei es bei Fliesen oder Platten ähnlich wie mit dem Aquaplaning beim Auto: „Je mehr Wasser vorhanden ist, desto eher rutscht man.”

Unfreiwillige Rutschpartie im neuen Hallenbad: "Mehr kann man leider nicht machen"
Die Walgauer Freizeit & Infrastruktur GmbH betreibt neben dem Walgaubad Nenzing (Bild) auch das Naturbad Untere Au in Frastanz, das Schwimmbad Felsenau in Frastanz und das Hallenbad Jupident in Schlins. VN/Steurer

Nur weil die Vorschrift und der TÜV sagen, dass sie nicht rutschig sind, heiße das nicht, dass niemand ausrutschen kann. „Es spielen ganz viele Dinge zusammen. Das ist wirklich ein schwieriges Thema“, führt der Geschäftsführer aus. Je größer die Fliesen sind und je weniger Fugen es gibt, desto rutschiger seien sie. Menschen mit einer anderen Schweißbildung an den Füßen könnten leichter rutschen. Je rauer die Fliesen sind, desto größere Probleme habe man danach mit der Reinigung. „Wenn die Rutschfestigkeitsklasse eingehalten wird, dann ist rein rechtlich alles abgesichert. Ob diese Rutschfestigkeitsklassen Sinn machen, lassen wir jetzt einmal dahingestellt“, merkt Oliver Tschabrun an.