Viele wollen starke Direktoren

Vorarlberg / 19.10.2016 • 21:25 Uhr
Mittagstisch an den heimischen Schulen. Auch da könnte es Clusterlösungen geben. Foto: Landwirtschaftskammer
Mittagstisch an den heimischen Schulen. Auch da könnte es Clusterlösungen geben. Foto: Landwirtschaftskammer

Schulleiter suchen sich die Lehrer für ihre Schulen aus: Diese Idee kommt generell gut an.

Schwarzach. Die Schulautonomie ist beschlossene Sache. Dazu zählt auch die von der Regierung bekundete Absicht, künftig Schuldirektoren ihr Lehrerteam selbst zusammenstellen zu lassen. Es wäre dies ein Meilenstein in der Schulentwicklung. Wie wird die Personalhoheit von Direktoren an ihren Schulen bewertet? Die VN haben Reaktionen gesammelt. Tenor: Die Mehrheit wünscht sich Schulen, an denen sich Direktoren ihre Lehrer selber aussuchen können.

“Gut für Kleinschulen”

„Ich finde es gut, wenn das so kommt“, sagt etwa Marta Stüttler-Hartmann (43), Landes-Elternvertreterin im Pflichtschulbereich. Ein Direktor soll sein Team formen dürfen. Natürlich braucht es eine gewisse Steuerung von der Schulbehörde, wenn das notwendig werden sollte. Auch in der vorgesehenen Schul-Clusterbildung, dem administrativen Zusammenschluss mehrerer Schulen, sieht Stüttler-Hartmann Vorteile. „Ich glaube, dass davon vor allem Kleinschulen profitieren können, und zwar organisatorisch wie auch pädagogisch“, ist die Elternvertreterin überzeugt. Was Stüttler-Hartmann nicht will, ist, dass die Schulgemeinschaft ausgeschlossen bleibt, wenn es um Klassenschülerhöchstzahlen geht.

Wer passt wohin?

Christian Grabher (54), Direktor an der Neuen Mittelschule Hard, hätte sehr gerne das Sagen in Sachen Personal: „Es gibt für die verschiedenen Schulen unterschiedliche Ansprüche mit unterschiedlichen Anforderungen an Lehrer. Von daher weiß der Direktor am besten, wer zu seiner Schule passt und wer vielleicht nicht. Ich fände es gut, wenn es künftig eine Art Lehrerbörse geben würde, an der sich Schulleiter umsehen können, die andererseits aber auch dazu dient, dass Lehrer ihre Standortwünsche äußern können“, meint Grabher.

Bezüglich Clusterbildung hat man in Hard sogar bereits Schritte gesetzt. „Bei uns werden Volksschule und Mittelschule bald eine organisatorische Einheit mit einer gemeinsamen Schulleitung bilden“, verrät Grabher.

Skeptisch steht Jürgen Sprickler (55), Direktor der Volksschule Dornbirn-Haselstauden der Personalhoheit für Schulleiter gegenüber. “Ich habe ja heute schon ein Mitspracherecht in Personalangelegenheiten, kann Lehrer bekommen, aber auch loswerden. Wenn diese Personalhoheit nun aber gesetzlich verankert wird, befürchte ich einen gnadenlosen Wettbewerb von Schulen untereinander. Dem halten nicht alle stand, und das ist auch nicht gut”, glaubt Sprickler. Zudem fragt sich der Schulleiter: “Wer kontrolliert dann uns Direktoren? Wir sind ja auch nicht unfehlbar und können irren.”

Brauchle begeistert

Von den auf Regierungsebene gefassten Beschlüssen geradezu begeistert zeigt sich Gernot Brauchle (51), Rektor der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg: “Mir gefallen vor allem die Beschlüsse zur Fort- und Weiterbildung, konkret, dass die Schulen aufgefordert werden, uns mitzuteilen, in welchen Bereichen sie Weiterbildung wünschen. Das schafft eine höhere Effizienz.” Das vorliegende Autonomiepaket bezeichnet der PH-Rektor als die größte Entwicklung in Österreichs Bildungslandschaft seit 50 Jahren.

Gegen die gefassten Beschlüsse in puncto Schulautonomie und Clusterlösung stellt sich Wolfgang Türtscher (59) von den ÖAAB-Lehrern. Es gefährde die Kleinschulen, glaubt er. Christoph Jenny von der Wirtschaftskammer sieht im Paket positive Ansätze, die Clusterregelung sei jedoch nicht stimmig.

Ich finde es gut, wenn der Schuldirektor sein Team nach seinen Vorstellungen formen kann.

Martha Stüttler-Hartmann

Wer kontrolliert den Direktor? Auch der kann irren.

Jürgen Sprickler