Rhesi könnte Dämme brechen
Große ökologische Lösung ist noch nicht vom Tisch. Verhandlungen mit Grundeigentümern.
Schwarzach. Das Ringen um die Dimension des Hochwasserschutzprojekts Rhein-Erholung-Sicherheit, kurz Rhesi genannt, geht in eine entscheidende Phase. Und die große Frage dabei: Wird am Ende der Planungen eine Variante stehen, die sich auf eine Fläche innerhalb der jetzigen Rhein-Außendämme beschränkt, oder werden doch Außendämme bei Koblach-Mäder und/oder Hard-Fußach verrückt, um eine große ökologische Lösung zu ermöglichen?
Kostbarer Boden
Tatsache ist: „Wir haben die Firma Revital beauftragt, die Möglichkeiten für eine große Lösung auszuloten“, berichtet Rhesi-Projektleiter Markus Mähr. Das Unternehmen, das sich mit integrativer Naturraumplanung beschäftigt, würde sich unter anderem mit Grundstücksbesitzern bei Koblach-Mäder und im Raum Hard-Fußach über mögliche Bodenabtretungen unterhalten. Das tut auch die Projektleitung selbst. „Es hat schon eine erste Informationsveranstaltung mit Grundstücksbesitzern gegeben“, gibt Mähr bekannt. Dabei habe man die Möglichkeiten erläutert und auch Fragen beantwortet. Richtig konkret sei es noch nicht geworden.
Bald Klarheit?
Stichwort Grundstücksbesitzer. In den umstrittenen Gebieten bei Koblach-Mäder sind das die Agrargemeinschaft Meiningen und das Gemeindegut Koblach, in Hard-Fußach 20 Privatpersonen. Sowohl im Oberland als auch im Unterland haben sich bereits mehrere Bodeneigentümer gegen das Abtreten von Grund ausgesprochen. Dennoch versucht die Projektleitung, entsprechende Angebote zu unterbreiten und sie womöglich noch umzustimmen.
„Wir suchen nach Wegen, Dammabrückungen möglich zu machen“, sagt Markus Mähr. Man wolle sich, so lange es geht, alle Optionen offenhalten. „Konkrete Planungen gibt es für beide Varianten, die kleine und die große“, verrät Mähr. Ende des Jahres soll die Planungsrichtung feststehen. „Im März 2017 wollen wir einen verbindlichen Planungsstand präsentieren und das Projekt Schritt für Schritt in die Umsetzung bringen“, erläutert Mähr die weitere Vorgehensweise. Bis dahin werden die verschiedenen Parteien noch alles versuchen, möglichst viel von ihren Vorstellungen durchzubringen.
So gehen für die Landwirte die vorgesehenen Aufweitungen des Flusses buchstäblich zu weit. Ihnen droht der Verlust von wertvollen Anbauflächen. Vor allem wehren sich die Bauern vehement gegen Dammabrückungen. Bei dieser Maßnahme würden die jetzt bestehenden Außendämme auf einigen Abschnitten weiter nach hinten Richtung Siedlungsgebiet verrückt.
Die Naturschutzgruppen verlangen jedoch genau das. Nur so könne die Fließgeschwindigkeit des Rheins so verringert werden, dass bestimmte Tierarten vom Bodensee in den Fluss schwimmen können und die Uferlandschaft ökologisch entsprechend aufwerten. Die Naturschutzgruppen sprechen in diesem Zusammenhang immer wieder von einer “Jahrhundertchance” für die Ökologie am Rhein.
Trinkwasserversorgung
Auf gutem Weg ist laut Mähr die Planung der Trinkwasserversorgung. Auf Vorarlberger Seite müsse nur ein Trinkwasserbrunnen im Bereich Lustenau verlegt werden. “Für einen wichtigen Brunnen bei Mäder muss für die zweijährige Bauzeit noch ein Ersatz gefunden werden.”
Wir haben die Firma Revital beauftragt, auch die Möglichkeiten für eine große Lösung auszuloten.
Markus Mähr
Fakten zu Rhesi
» Rhesi: Kürzel für Rhein, Erholung und Sicherheit
» Projektinhalt: Hochwasserschutzprojekt für den Alpenrhein vom Illspitz bis zur Bodenseemündung auf 26 Kilometern Länge
» Ziel: Erhöhung der Durchflusskapazität von derzeit 3100 m3 auf 4300 m3
» Planungsbeginn: 2011
» Geplante Umsetzungsdauer:
20 Jahre
» Betroffen: 26 Kommunen auf beiden Seiten des Rheins; 13 in der Schweiz, 13 in Österreich
» Ungefährer Gesamtkostenrahmen: 450 Millionen Euro