Schon wieder hinken wir all den anderen nach

Ergebnis des Bildungsstandardtests Deutsch brachte für Vorarlberg Enttäuschung.
Wien, Bregenz. Getestet wurden österreichweit 73.000 Schüler der achten Schulstufe in der Neuen Mittelschule sowie an Gymnasien in den Kompetenzbereichen Lesen, Schreiben, Sprachbewusstsein und Zuhören. In Vorarlberg nahmen 3718 Schülerinnen und Schüler an den Prüfungen teil, die im April des Vorjahres durchgeführt wurden. Nur 45 Prozent aller österreichweit getesteten Schüler haben dabei die geforderten Standards erreicht bzw. übertroffen. Ein Viertel der Schüler erreichte die Standards nicht oder nur teilweise. In Vorarlberg sind es 27 Prozent. Das westlichste Bundesland gehört wie so oft bei Vergleichstests im Schulbereich zu den Nachzüglern. „Es wäre eine angenehme Überraschung gewesen, hätten wir über dem Bundesschnitt gelegen, gewiss. So müssen wir dieses wenig erfreuliche Ergebnis zur Kenntnis nehmen und in die Analyse gehen“, kommentierte Landesschulinspektorin Karin Engstler die am Dienstag veröffentlichten Resultate.
Problem Lesen
Im wichtigsten Testbereich Lesen erreichten die Schüler bundesweit 537 Punkte, bei einem Ausgangswert von 500 Punkten. Vorarlberg kam nur auf 508 Punkte. Dies war die größte Differenz zum Bundesschnitt von all den getesteten Bereichen. In den Feldern Sprachbewusstsein (minus drei), Schreiben (minus neun), Rechtschreibung (minus neun) und Zuhören (minus eins) war der Abstand geringer. „Etwas geringer als beim letzten Test der vierten Schulstufe in Deutsch“, wie Schullandesrätin Bernadette Mennel (57) bemerkte.
Bildungshintergrund
Als einen Hauptgrund für das wenig zufriedenstellende Abschneiden sieht Mennel die überdurchschnittliche hohe Zahl an Migranten in Vorarlberg. Laut dem Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung (Bifie) sind es 16 Prozent. „Tatsache ist aber, dass weit mehr Jugendliche eine Erstsprache haben und Deutsch nicht als Umgangssprache verwenden“, betont die Schullandesrätin. So seien von den 600 „Risikolesern“ 39 Prozent Buben mit Migrationshintergrund. Ernüchternd ist für Engstler, dass für viele Migrantenkinder in dritter Generation das Interesse an Deutsch praktisch nicht vorhanden sei. Überhaupt schnitten die Buben beim Deutschtest schlechter ab als die Mädchen.
Den stärksten Einfluss auf die Leistungen hat der Bildungsabschluss der Eltern. 35 Prozent aller Jugendlichen, deren Eltern maximal Pflichtschulabschluss haben, erreichten in Vorarlberg die Standards in Lesen nicht.
Kritik äußert Landesschulinspektorin Engstler aber auch an einigen ihrer Lehrer. „Die Bereitschaft, sich der Testformate anzunehmen und diese auch entsprechend zu üben, war nicht bei allen Lehrern da“, wird Engstler deutlich. Genau das fordert die Schullandesrätin jetzt vehement ein. „Die Formate müssen geübt werden. Dazu gibt es auch verpflichtende Fortbildungen für die Pädagogen.“
Erstanalyse
Die Erstanalyse der Ergebnisse finden an den Schulstandorten statt. Die Pädagogische Hochschule Vorarlberg soll den Schulen Moderatoren zur Bewertung ihrer Resultate zur Verfügung stellen. Als langfristige Maßnahmen sollen eine gezielte Sprachförderung sowie der Ausbau von ganztätigen Schulformen dazu beitragen, das Bildungsniveau zu heben.
Nicht alle Lehrer waren bereit, die Testformate gut zu üben.
Karin Engstler
