Illegales Glücksspiel in der Enge

Vorarlberg / 27.04.2017 • 19:54 Uhr
Polizist Christian Schwendinger vor beschlagnahmten Glücksspielautomaten. Foto: VN/Paulitsch
Polizist Christian Schwendinger vor beschlagnahmten Glücksspielautomaten. Foto: VN/Paulitsch

Massive Offensive gegen Betreiber einschlägiger Lokale. Elf Spielhöllen zugesperrt.

Bregenz. Im Zusammenhang mit dem illegalen Glücksspiel in Vorarlberg sah man jahrelang nur die zerknirschten Gesichter jener, von denen man effektive Maßnahmen dagegen erwartete. Das Gesetz gebe keine Handhabe, hieß es immer.

Diese Zeiten sind vorerst vorbei. Weil das nationale Glücksspielgesetz den juristischen Beeinspruchungen ebenso standhielt wie das neue Wettgesetz des Landes, eröffneten sich noch nie dagewesene Zugriffsmöglichkeiten auf illegale Aktivitäten. Diese Möglichkeiten haben sich Behörden, Kommunen, Bundes- und Finanzpolizei seit Anfang des Jahres gründlich zunutze gemacht.

Lokaleigentümer wichtig

Der bisherige Schwerpunkt der Amtshandlungen lag dabei in den Bezirken Bludenz und Bregenz. Die Bilanz kann sich sehen lassen. So wurden in diesen Landesteilen 40 Lokale kontrolliert, elf Betriebe geschlossen, 19 Betriebsschließungen angedroht, 120 Glücksspielgeräte beschlagnahmt und 65 Geräte zerstört. Von den Eigentümern der Lokale wurden einige Miet- sowie Pachtverträge gekündigt.

„Wir werden auch weiterhin alles tun, um diese illegalen Machenschaften abzustellen und gehen dabei gleichzeitig gegen die Spielsucht vor. Oft stecken hinter diesen illegalen Aktivitäten kriminelle Netzwerke“, betonte Landeshauptmann Markus Wallner (49). Er bedankte sich dabei bei allen Beteiligten und betonte, dass auch in den Bezirken Feldkirch und Dornbirn bald in die Offensive gegangen werde.

Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler (64) hob die gute Kooperation aller beteiligten Kräfte hervor. „Jeder, der ein illegales Spiellokal betreibt, muss wissen, dass wir es schließen und die Automaten abholen werden“, machte Schwärzler deutlich. Ein Schlüssel zum Erfolg sei die Miteinbeziehung der Lokaleigentümer, die oft nicht wüssten, was sich in ihren Räumlichkeiten abspielt.

Zeichen von Dankbarkeit

Landespolizeidirektor Hans-Peter Ludescher (56) teilte mit, dass „wir uns seit 2015 mit dem Thema intensiv
beschäftigen“. Und dass dieses Thema sehr komplex
sei. Automatenmanipulation, Schutzgelderpressung, gefährliche Drohungen, Nötigung, Eigentumsdelikte, Körperverletzung – die kriminellen Einzelteile im Zusammenhang mit illegalem Glücksspiel ergeben ein düsteres Gesamtbild. „Es liegen uns auch die Opfer am Herzen“, erwähnte Ludescher die menschliche Komponente des rigorosen Vorgehens gegen die Missetäter. Tatsächlich erhalten die Einsatzpersonen immer wieder positive Reaktionen aus der Bevölkerung. Dazu gehören Angehörige von Spielsüchtigen genauso wie Anrainer, die durch den Lärm im Umfeld von Spielhöllen in ihrer Ruhe gestört werden.

Türken, Kurden, Tschetschenen

Für die Juristin Lisa Kräutler, Koordinatorin der polizeilichen Maßnahmen in der Bezirkshauptmannschaft Bregenz, ist die Zusammenarbeit aller zuständigen Stellen der große Schlüssel zum Erfolg. „Wenn wir einen Glücksspielbetrieb betreten, sind Vertreter aller Abteilungen dabei, die Verstöße feststellen dürfen.“ Oft sind das bis zu 30 Personen, je nach Größe und Problematik eines Betriebs. „Wir können dann alle Verstöße auf einmal abhandeln. Das ist sehr nützlich.“ 

Warum das Vorgehen gegen illegale Spielhöllen erst jetzt so effektiv möglich ist, erklärt Kräutlers Kollege von der BH Bludenz, Arnold Brunner (48). „Das nationale Glücksspielgesetz wurde erst im Oktober des Vorjahrs vom Verfassungsgerichtshof für rechtskonform erklärt. Bis dahin waren viele Verfahren blockiert. Erst danach konnten wir agieren.“

Das illegale Glücksspielgeschäft in Vorarlberg ist vornehmlich in Händen von türkisch-kurdischen Migrantengruppen, zu denen sich in jüngster Zeit auch Tschetschenen gesellten.

Uns liegen die Opfer des illegalen Glücksspiels am Herzen.

Hans-Peter Ludescher

Bregenz und Bludenz

» Etwa 40 Lokale kontrolliert

» Elf Betriebe geschlossen

» 19 Betriebsschließungen angedroht

» Etwa 120 Glücksspielgeräte beschlagnahmt

» 65 Geräte zerstört

» Gesetzesgrundlagen für Maßnahmen: Österreichisches Glücksspielgesetz, Vorarlberger Wettengesetz