Schwerster Schritt in Richtung Reife

Am Mittwoch fand die schriftliche Mathematikmatura statt. Die
VN waren dabei.
Bludenz. Schon lange vor 8 Uhr wieseln in der Turnhalle des BG Bludenz mehrere Pädagogen herum. Sie öffnen versiegelte Kartons, entnehmen daraus die Aufgabenpakete, legen diese fein säuberlich auf die 77 Tische, die den großen Raum füllen. Jeder Tisch hat eine Nummer, die jener des platzierten Aufgabenpakets entspricht. Zusätzlich werden gestempelte Notizblätter aufgelegt. Kurz versammelt Direktor Helmut Abl seine Kollegen um sich, klärt mit ihnen ab, wer welche Klassen beim Saaleintritt überwachen soll. „Ich finde es gut, dass wir alle unsere Kandidaten für die schriftliche Prüfung der Mathematura hier im Turnsaal versammeln. Das schließt Schummelversuche praktisch aus“, bemerkt Direktor Abl.
Es ist 8.25 Uhr. Die Schüler trudeln ein. Artig legen die Kandidaten, allesamt in Alltagsgewand gekleidet, ihre Handys und Smartphones in Kartons und begeben sich zu ihren markierten Plätzen.
Hoffen und Bangen
Direktor Abl wartet, bis alle sitzen und es ruhig wird. Das wird es bald. Kurz erklärt der Schulleiter das Prozedere. 120 Minuten haben die Maturantinnen und Maturanten für den ersten und entscheidenden Aufgabenteil mit den Verständnisaufgaben Zeit. Nach einer kurzen Pause geht es an Aufgabenkomplex zwei. Dafür stehen 150 Minuten zur Verfügung. „Und jetzt wünsche ich euch, dass euch die Sonne begleiten möge“, verabschiedet Abl seine Maturanten in ihr wohl größtes Abenteuer während der Reifeprüfungstage.
Vier Maturaklassen gibt es am 850 Schüler beheimatenden Bludenzer Bundesgymnasium. „Letztes Jahr“, sagt der Direktor, „haben wir ganz ordentlich abgeschnitten. Wir hoffen natürlich, dass es heuer auch so ist.“ Das hofft vor allem auch Freddy Wittwer (39), der am BG Bludenz nicht nur eine Maturaklasse in Mathematik unterrichtet, sondern der ARGE-Mathematik-Leiter für ganz Vorarlberg ist. Wie hat er sich doch in den letzten Monaten ins Zeug gelegt, Mathelehrer im ganzen Land betreut, Fortbildungsveranstaltungen begleitet und Richtlinien für eine gute Vorbereitung der Schüler auf das große Ereignis erarbeitet. „Klar, wäre es schön, sollte es besser sein als im Vorjahr“, sinniert Wittwer.
Am BG Bludenz geht die Abwicklung der Matura nach einer strengen Checkliste vor sich. Nach Abschluss der schriftlichen Prüfung werden die Arbeiten zuerst nach dem Vier-Augen-Prinzip an der Schule korrigiert. Danach tritt die Partnerschaft mit dem BG Feldkirch Schillerstraße in Kraft. Gegenseitig werden alle Klausuren an beiden Schulen von anderen Lehrern noch einmal korrigiert, ehe es an die Notengebung geht. Freddy Wittwer wäre dafür, die Resultate so schnell wie möglich auch bekannt zu geben. „Ich weiß nicht, wie das Ministerium das heuer handhaben will. Aber ich glaube, es macht keinen Sinn, Ergebnisse zurückzuhalten. Sonst gibt es schnell wieder Spekulationen, die eine große Unruhe verursachen.“
Eine Aufgabe, alle richtig
Und wie schwer war die diesjährige Mathematura? Wittwer: „Ich habe mir die ersten sieben Aufgaben angeschaut. Die waren fair.“ So ohne Weiteres ist eine positive Note jedoch nicht zu bekommen. „Wenn bei einer Aufgabe im ersten Paket nur Teile richtig sind, wird die ganze Aufgabe als falsch gewertet. Die Schüler brauchen von den 24 Aufgaben im ersten Paket 16 vollständig richtig gelöste. Nur dann können sie in der gesamten Klausur positiv bleiben“, erklärt Wittwer. Der zweite Aufgabenkomplex ist vertiefend. In diesem zu glänzen, in Teil eins jedoch negativ zu sein, das spielt sich nicht. Das ist mathematische Gewissheit.
Ergebnisse lange zurückzuhalten, macht keinen Sinn.
Freddy Wittwer
