Zu viele Lehrer für Gymnasien

Vorarlberg / 03.07.2017 • 22:47 Uhr
An den AHS hat sich die Lehrersituation entspannt – in bestimmten Fächern zumindest.Foto: APA
An den AHS hat sich die Lehrersituation entspannt – in bestimmten Fächern zumindest.Foto: APA

An höheren Schulen sind 18 Bewerber auf einer Warteliste – vor allem Sprachenlehrer.

Bregenz. Am Lehrermarkt ist wieder Entspannung eingekehrt. Zumindest an den höheren Schulen in bestimmten Fächern. Nach Jahren dramatischen Personalmangels in fast allen Bereichen gibt es an Gymnasien und berufsbildenden höheren Schulen in bestimmten Fächern sogar wieder mehr Lehrer als Stunden. Betroffen davon sind Fremdsprachen wie Französisch, Spanisch, Italienisch, Latein, aber auch Deutsch. In populären Nebenfächern wie Sport (Mädchen), Geschichte, Geographie, Philosophie oder Biologie herrscht ebenfalls ein leichter Lehrerüberschuss.

Anders ist die Situation im Pflichtschulbereich. Dort haben die Verantwortlichen der Schulabteilung alle Hände voll zu tun, die lehrplanmäßig vorgesehenen Stunden entsprechend zu besetzen. So konnte die neue Schulamtsleiterin Daniela Walter (34) erst unlängst erleichtert Vollzug über die Besetzung von 80 Klassenlehrer-Stellen an Volksschulen für das kommende Schuljahr melden. „Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, alle Stunden im Pflichtschulbereich zu besetzen. Grundsätzlich gibt es bei uns keinen Lehrerüberschuss. Wir müssen aber auch noch abwarten, wie viele Absolventen letztlich von der PH Vorarlberg zu uns kommen.“

Ja zu Sonderverträgen

Was die Situation für die Stellenbesetzer heuer etwas leichter macht: Die Legitimation zur Ausstellung von praktikablen Sonderverträgen kam heuer vom Bildungsministerium rechtzeitig. Darüber gab es vor zwei Jahren einen riesigen Streit zwischen Ländern und Lehrervertretern einerseits und dem Ministerium andererseits. Das Ministerium wollte die Ausstellung solcher Verträge an die Bedingung knüpfen, dass die Dienstnehmer, zumeist Junglehrer, denen noch eine oder zwei Prüfungen für ihr Diplom fehlten, später nicht in das neue Dienst- und Besoldungsrecht aufgenommen werden dürfen. Letztlich gab das Ministerium diese Bedingung auf.

„Wir sind sehr froh, dass wir dieses Problem jetzt nicht mehr haben und daher besser planen können“, zeigt sich Schullandesrätin Bernadette Mennel (57) erleichtert.

Wer gebraucht wird

An den höheren Schulen ist die Situation eine andere. Dass es in bestimmten Gegenständen, hauptsächlich Fremdsprachen und diverse Nebenfächer, derzeit sogar nach einem Überschuss aussieht, hat laut Landesschulinspektorin Christine Schreiber (63) Gründe: „Durch die Lehrerbildung neu laufen die alten Praktika aus, viele wollen die jetzt noch machen.“ Vom Landesschulrat heißt es zudem, dass heuer überdurchschnittlich viele Lehramtsabsolventen von den Universitäten in Vorarlberg zwecks Jobsuche aufkreuzten. Von einem Trend will jedoch noch niemand sprechen. Es sei dies eine Momentaufnahme, mehr nicht, betont man im Landesschulrat.

Während die alten Praktika, auf die jeder Studienabsolvent ein Anrecht hat, bald Geschichte sind, wird die sogenannte Induktionsphase in der Lehrerbildung neu einem angehenden Pädagogen nur dann gewährt, wenn auch genügend Stunden vorhanden sind.

Für das Schuljahr 2017/18 haben sich bereits 48 Praktikanten angemeldet – überdurchschnittlich viele. „Positiv daran ist, dass darunter fünf Praktikanten für Mathematik dabei sind“, freut sich Schullandesrätin Bernadette Mennel.

Händeringend Lehrpersonal wird an den BHS
in Fächern wie Informatik, Werkzeugbau, Elektro-
und Automatisierungstechnik  sowie Maschinenbau gesucht. „Wir sind um jeden Praktiker aus der Wirtschaft froh, genauso um jede langgediente Kraft, die später in Pension geht“, berichtet Johannes Schwärzler (55), Inspektor für berufsbildende höhere Schulen.

Sehr viele Junglehrer machen jetzt ihr Praktikum.

Christine Schreiber