Lindau, die Stadt mit der größten Intelligenzdichte

Vorarlberg / 23.08.2017 • 19:18 Uhr
Junnan, Carter und Cary (v. l.) aus den USA gehören zu den Auserwählten, die in Lindau Nobelpreisträger treffen dürfen. Foto: VN/hk
Junnan, Carter und Cary (v. l.) aus den USA gehören zu den Auserwählten, die in Lindau Nobelpreisträger treffen dürfen. Foto: VN/hk

16 Nobelpreisträger und EZB-Chef Mario Draghi beehren derzeit die Grenzkommune.

Lindau. Die knapp 25.000 Einwohner zählende Stadt am Bodensee ist derzeit nicht nur so reizvoll wie immer, Lindau hat dieser Tage wieder einmal etwas weltweit Außergewöhnliches zu bieten. 16 Nobelpreisträger geben sich in der bayerischen Kreisstadt die Ehre. Sie halten Vorträge vor fachkundigem Publikum, diskutieren mit 335 geladenen Jung-Ökonomen aus 66 Ländern und stellen sich auch in zahlreichen privaten Gesprächen für einen Wissensaustausch zur Verfügung. 14 der hochdekorierten Akademiker kommen aus dem Bereich Wirtschaftswissenschaften, einer, Kailash Satyarthi aus Indien, ist Friedensnobelpreisträger, der Amerikaner Brian P. Schmidt erhielt die weltweit höchste wissenschaftliche Ehrung als Physiker.

Trotzdem steht das laufende Treffen ganz im Zeichen der Wirtschaftswissenschaften und trägt daher auch den Titel „6. Lindauer Tagung der Wirtschaftswissenschaften“.

Seit 1951 treffen sich in Lindau Nobelpreisträger aus verschiedensten Bereichen zu Dialogen und Vorträgen. Stets steht dabei auch der Austausch der hochdekorierten Wissenschafter mit der jungen Generation im Mittelpunkt.

Schutz der Intelligenz

Dass man auch Intelligenz in so konzentrierter Form heutzutage sehr gut schützen muss, beweist die starke Präsenz von Exekutive und Sicherheitspersonal in der Stadt und insbesondere vor dem Veranstaltungsort, dem Stadttheater. Beim Eintritt in das Gebäude sind Gepäckskontrollen dabei ebenso Standard wie die freundlichen Umgangsformen der Securitys und der zahlreichen Mitarbeiter im Haus, bei denen der Servicegedanke ganz im Vordergrund steht.

Die Veranstaltung versteht sich von ihrem Grundgedanken her ganz allgemein als Projekt der Verbindung und des globalen Verständnisses füreinander. Das brachte Gräfin Bettina Bernadotte in ihrer Eröffnungsrede eindrucksvoll in Erinnerung und verwies dabei auf die Anfänge des Nobelpreisträger-Treffens in Lindau. „Die Wissenschaft bot nach dem Krieg eine Plattform zur Verständigung und des gegenseitigen Austausches“, betonte die Gräfin, deren Vater Lennart Bernadotte von Wisborg zu den Gründervätern des auch als Versöhnungsprojekt empfundenen alljährlichen Treffens gehörte.

Gräfin Bettina Bernadotte strich in ihrer Rede die positiven Seiten der Globalisierung hervor und wies darauf hin, dass globale Aufgaben nur global gemeistert werden könnten – als Antwort auf Erscheinungen wie Nationalismus und Protektionismus. „Globales Handeln ist mit großer Verantwortung verbunden.“ Das zeige sich vor allem beim Umwelt- und Klimaschutz.

Lob gab es für den besonderen Gast, EZB-Chef Mario Draghi. Er sei ein Mann, der die Erkenntnisse der Wirtschaftswissenschaften in seine Überlegungen einfließen lasse – keine Selbstverständlichkeit in der Welt des Geldes und der Märkte.

Wissenspfad

Dass in Lindau Nobelpreisstars und Wissen derzeit (fast) alles sind, sieht man in der ganzen Stadt. Insgesamt 18 sogenannte Pylonen markieren den „Wissenspfad“, der sich hauptsächlich durch die Insel schlängelt. Die auffälligen Konstruktionen laden Besucher zum Studieren ein. Sie sind bestückt mit allerhand Informationen aus der Welt der Wissenschaft und erklären wissenschaftliche Entdeckungen und Phänomene, die mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden.

Drei weitere Pylonen mit wissenschaftlichen Themen sind in Mainau aufgestellt – der Heimat von Gräfin Bettina Bernadotte.

Gräfin Bettina Bernadotte und Mario Draghi beim amikalen Small Talk. Foto: Veranstalter
Gräfin Bettina Bernadotte und Mario Draghi beim amikalen Small Talk. Foto: Veranstalter

Über die Rede von EZB-Chef Mario Draghi lesen sie im Marktteil auf /D2