Viel Einwanderung im Land

Vorarlberg / 23.08.2017 • 21:20 Uhr
Viel Einwanderung im Land

Nur in Wien ist der Anteil der Bewohner mit Migrationshintergrund höher als in Vorarlberg.

Schwarzach. Die Autoren des österreichischen Integrationsberichts 2017 sind überzeugt: Frauen sollte bei der Integration mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Denn sie wirkten als Modernisierung- und Integrationskatalysatoren in den Familien, sie bestimmten den Bildungserfolg der Kinder mit und sie könnten mit eigenem Einkommen die patriarchale Struktur in den Familien verändern. So lautet eine der vielen Erkenntnisse des Berichts, den der Vorsitzende des Expertenrats, Heinz Faßmann, und Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwoch präsentierten.

74 Prozent der 15- bis 64-jährigen Österreicher gehen einer Arbeit nach. Unter Menschen mit Migrationshintergrund liegt die Erwerbsquote bei 63 Prozent. Der Unterschied kommt vor allem durch die Erwerbsbeteiligung von Migrantinnen zustande, sie liegt bei 58 Prozent (Vergleich Österreicherinnen: 71 Prozent). Ins Auge sticht dabei der Anteil der Erwerbstätigkeit türkischer Frauen: 42 Prozent. Die Erwerbstätigkeitsquote von Migrantinnen unterscheidet sich also deutlich von jener der Österreicherinnen.

Heterogene Gruppe

Insgesamt lebten im Jahr 2016 fast 1,9 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich. 1,4 Millionen davon sind im Ausland geboren. Darunter befinden sich 79.645 Vorarlberger; das ist jeder Fünfte im Land. Nur in Wien ist dieser Wert höher (35,3 Prozent). Fast jeder vierte Vorarlberger hat Migrationshintergrund (24,5 Prozent). Auch dieser Wert ist nur in der Bundeshauptstadt höher (42,8 Prozent). Als Menschen mit Migrationshintergrund werden sowohl Zuwanderer erster Generation als auch deren Kinder bezeichnet, wobei Migranten eine sehr heterogene Gruppe bilden. Schon die Statistik der im Ausland geborenen Vorarlberger zeigt ein abwechslungsreiches Bild: 44 Prozent stammen aus EU-Mitgliedsstaaten, 21 Prozent aus der Türkei, 16,9 Prozent aus sonstigen Staaten. Dazu zählen Flüchtlinge, deren Zuzug nach der Krise 2015 wieder deutlich zurückgegangen ist. Waren es damals noch 88.300 Anträge, baten 2016 42.285 Menschen um Asyl. Das sind allerdings mehr als 2012 und 2013 (jeweils rund 17.500) und 2014 (28.100). Im EU-Schnitt hat 2016 nur Deutschland mehr Asylanträge verzeichnet, nämlich 9,1 pro 1000 Einwohner. In Österreich waren es 4,9 pro 1000 Einwohner. Es folgen Griechenland (4,7), Malta (4,4), Zypern (3,5), Schweiz (3,3) und Ungarn (3). Dort erhalten allerdings nur zwei Asylwerber pro 100.000 Einwohner einen positiven Bescheid. In Deutschland sind es 322, in Österreich 294.

Bildungsunterschied

Die Autoren des Berichts
schreiben: „In den vergangenen zwei Jahren richtete die Integrationsarbeit ihr Hauptaugenmerk auf die Flüchtlingsintegration, die traditionellen Zielgruppen traten in den Hintergrund. Für die kommenden Jahre gilt es, sich diesen Personengruppen wieder verstärkt zu widmen.“ Dazu gehört Bildung, die in Österreich meist mit Schulausbildung beschrieben wird. Von 211.000 Vorarlbergern zwischen 25 und 64 Jahren kommen 18 Prozent nicht über den Pflichtschulabschluss hinaus. Unter den 60.000 Vorarlbergern mit Migrationshintergrund sind es 35 Prozent, unter den 151.000 anderen hingegen elf Prozent.

Zuwanderung konzentriert sich in Österreich auf wenige Gemeinden. Von rund 2100 Kommunen liegt in 44 Gemeinden der Anteil der im Ausland geborenen Bevölkerung über 25 Prozent. Den höchsten Ausländeranteil in Vorarlberg weist Mittelberg auf (72 Prozent), gefolgt von Bregenz (30), Bludenz (26) und Lochau (25). Am wenigsten leben in Laterns (4,7).