Schwierige Suche nach leeren Wohnungen

Studie soll herausfinden, wie viele und warum Wohnungen im Land leer stehen.
Bregenz Ein Österreicher darf in der Regel frei über sein Eigentum verfügen. Wer eine Wohnung besitzt, darf im Grunde damit tun, was er will. Er darf auch gar nichts damit machen. Groben Schätzungen zufolge gibt es im Land 5000 bis 10.000 leere Wohnungen, sogenannten Leerstand. Schon lange versucht die Politik, einen Teil davon auf den Markt zu bringen. Schließlich gilt Wohnraum in Vorarlberg als knappes Gut. Anfang 2016 startete deshalb in Dornbirn ein Projekt Namens „Sicher vermieten“. Mittlerweile wurde es auf das ganze Land ausgeweitet. Das Resultat: Acht Wohnungen wurden bisher darüber vermietet, sechs weitere werden derzeit bearbeitet. Dies liege auch am Bekanntheitsgrad, heißt es aus dem Büro von Landestatthalter Karlheinz Rüdisser. Deshalb startet das Land in einigen Wochen eine neue Werbeoffensive. Allerdings weiß niemand, wie viel Wohnungen im Land eigentlich leer stehen und weshalb sie unbewohnt sind.
Indikator Stromverbrauch
Um den Fragen auf den Grund zu gehen, beauftragte die Landesregierung nun den Vorarlberger Experten Wolfgang Amann und sein Institut „iibw“ mit einer Studie. Bis zum Ende des ersten Quartals 2018 soll er herausfinden, wie es um den Leerstand im Land bestellt ist. Keine leichte Aufgabe, wie Amann im VN-Gespräch schildert: „Wir kennen in etwa die Zahl der Wohnungen und wissen die Zahl der Hauptwohnsitze.“ Der Unterschied betrage rund 15 bis 30 Prozent. Mithilfe des Stromverbrauchs soll herausgefunden werden, welche Wohnungen ungenutzt sind. Landesstatthalter Rüdisser bekräftigt: „Dies geschieht völlig anonym.“ Eine Projektgruppe begleite die Forschung. „Wir wollen Klarheit über den Leerstand. Das haben wir im Wohnpaket beschlossen.“
Klarheit bedeutet auch, zu wissen, weshalb Menschen ihre Wohnungen leer stehen lassen. Gründe gibt’s viele: Ferienwohnungen, kurzfristig verfügbare Wohnungen, Nebenwohnsitze, Spekulation. Das Land will an den sogenannten investiven Leerstand; also an Wohnungen, die ohne Nutzungsabsicht leer stehen. Die Motivforschung wird zusammen mit der Eigentümervereinigung und dem Gemeindeverband stattfinden.
Die Leerstandsmobilisierung ist eine von vielen Baustellen. Wohnungsknappheit gepaart mit steigender Bevölkerungszahl und Wohlstand ergibt einen angespannten Markt. „Dazu kommt die Grundstücksknappheit. Dieser Markt ist in Vorarlberg wirklich heiß“, führt Amann aus. Auch die gemeinnützigen Wohnbauträger haben die Bauleistung erhöht, zuletzt mit dem Sonderwohnbauprogramm. Damit sollen günstigere Wohnungen mit niedrigerem Standard entstehen. Einrichtungen wie die Diözese stellen Grundstücke bereit. Zwei Grundstücke hat die Kirche bisher dafür verpachtet.
Auch die Raumplanung spielt eine Rolle. Ende September fand der erste von der Bevölkerung initiierte Bürgerrat zum Thema statt. Am Dienstagabend präsentierten die Teilnehmer die Ergebnisse. Landesstatthalter Rüdisser versprach, die Vorschläge zu prüfen.
„Wir kennen in etwa die Zahl der Wohnungen und wissen die Zahl der Hauptwohnsitze.“

Stichwort Projekt „Sicher vermieten“
Am 1. Jänner 2016 startete das Land zusammen mit der Stadt Dornbirn ein Projekt Namens „Sicher vermieten“. Das Land übernahm damit bestimmte Garantien für den Vermieter – finanzieller Natur und in der Abwicklung. Damit wollten die Verantwortlichen leer stehende Wohnungen auf den Markt bringen. Nachdem der Erfolg ausblieb, wurde das Projekt auf das ganze Land ausgeweitet. Die Miete liegt rund 20 Prozent unter dem Richtwert: 6,86 Euro pro Quadratmeter in Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern, darüber 7,71 Euro pro Quadratmeter. Aktuell sind acht Wohnungen über das Projekt vermietet, sechs weitere sind in Bearbeitung. Bereits in sechs Kommunen sind sogenannte Kümmerer als qualifizierte Berater für dieses Projekt aktiv.