Warten auf die Teenager mit Pranken

Aus demTrentino könnten Bären kommen.
Trient, Schwarzach Angelo Metlicovec und Wladimir Molinari aus dem Trentino haben eines gemeinsam: Sie wurden von einer Bärin angefallen und zum Teil schwer verletzt. Die Bärenattacken schlugen bei unseren Nachbarn hohe Wellen. Mittlerweile wird das Projekt „Life Ursus“ von Teilen der Bevölkerung kritisiert, Bärenfreunde und Bärengegner geraten aneinander. Geschätzte 66 Bären (Stand Anfang August 2017) leben im Trentino. Selbst Mitbegleiter des Projekts „Life Ursus“ denken mittlerweile, dass es zu viele sind.
Die mächtigen Raubtiere stecken mittlerweile ihre Schnauzen bis nach Südtirol: „Sie plündern Bienenstöcke und reißen Schafe sowie Ziegen“, erzählt ein Beobachter. Er spricht von drei Tieren, die sich derzeit regelmäßig in Südtirol aufhalten. „Die Stimmung in der Bevölkerung ist gespalten“, sagt der Beobachter.
Für Paulo Molinari, Bärenexperte aus Friaul und Berater von Regionen mit Bärenpopulation, sind die Ängste übertrieben. „Man übersieht in dieser Diskussion, dass in den Alpen jährlich zehn Personen durch Mutterkühe oder Pferdestuten mit Fohlen getötet werden. Bei den zwei Vorfällen mit Bärenkontakt waren die betroffenen Menschen aufgrund ihres Verhaltens selbst schuld.“ Molinari fragt sich, warum das Bärenmanagement in Slowenien viel besser funktioniert. Die Antwort glaubt der Experte zu kennen: „Weil die Menschen in Slowenien schon viel länger mit Bären leben und daher wissen, wie mit dieser Situation umzugehen ist.“
Molinari befürwortet durchaus auch die Erlegung von Bären, wenn sie den Menschen zu nahe kommen und sich nicht mehr vergrämen lassen. So war er unter anderem für die Entnahme (Fachbegriff für Tötung) des Problembären JJ3 mitverantwortlich. Das geschah vor zehn Jahren in Graubünden.
Die Teenager
Molinari ist davon überzeugt, dass Bären aus dem Trentino bald auch das gut 120 Kilometer Luftlinie entfernte Vorarlberg besuchen. „Das ist nur eine Frage der Zeit.“ Wie bei den Wölfen sind es auch bei den Bären die männlichen Jungtiere, die sich nach einer gemeinsamen Zeit mit den Eltern auf Wanderschaft begeben. Molinari nennt sie liebevoll Teenager. „Sie sind unternehmens- und wanderlustig, und randalieren auch.“
Auf den Besuch von Bären versucht man sich in Vorarlberg so gut es geht einzustellen. „Es ist anzunehmen, dass Bären aus Italien zu uns wandern werden“, weiß der Vorarlberger Wildbiologe Hubert Schatz (52). Er rechnet mit Einwanderungsrouten über das Schlappiner Joch, das Rellstal oder das Gamperdonatal. „Sie könnten aber auch über Tirol bei Galtür oder über den Arlberg nach Vorarlberg wandern.“
Laut Schatz gibt es in Vorarlberg keine Pläne für ein Bärenmanagement. Wie das in der Realität funktioniert, wollen nicht alle so schnell herausfinden.