Viel Pflege und noch mehr Beziehung

Schulen für Sozialbetreuungsberufe verpassen sich transparente Bildungsstandards.
Bregenz, Götzis Die Jüngsten sind 17, die Ältesten knapp 60. Es sind Frauen und Männer. Was sie eint, ist das Bedürfnis, in einem Beruf tätig zu sein, in dem sie den Schwächeren unserer Gesellschaft helfen können. Die Rede ist von den Schülern der Schulen für Sozialbetreuungsberufe. Zwei Bildungsstätten dieser Art gibt es in Vorarlberg: Die SOB in Bregenz sowie die Kathi-Lampert-Schule in Götzis. 338 Schüler haben sie insgesamt.
Seit Beginn des laufenden Schuljahrs gibt es an allen Schulen dieser Art in ganz Österreich Bildungsstandards. „Damit der Beruf sichtbarer wird und die künftigen Arbeitgeber wissen, was genau die Absolventinnen und Absolventen können“, betont Gerhart Hofer (59), Direktor der Kathi-Lampert-Schule.
Vielseitig
Wer in Vorarlberg erfolgreich eine Sozialbetreuungsschule absolviert hat, kann in der Betreuung von alten Menschen, deren Angehörigen sowie Menschen mit Behinderung tätig sein. „Wobei unsere Absolventen nicht nur im Bereich der körperlichen Pflege ausgebildet werden, sondern vor allem auch in der Beziehungsarbeit mit ihren Klienten“, streicht Katharina Lang (61), Leiterin der SOB Bregenz, heraus. Immer häufiger haben es die Sozialbetreuer mit dementen alten Menschen zu tun. „Die brauchen ja nicht nur körperliche Pflege, sondern eine beziehungsintensive Begleitung. Mit Menschen, die ihre Sprache verloren haben, stellt man zum Beispiel eine Beziehung mittels körperlicher Stimulation her“, erklärt Lang. Für Kenntnisse in diesen und anderen Betreuungsaspekten gibt es seit dem vergangenen Herbst exakte Standards, die österreichweit gelten und daher Vergleichbarkeit gewährleisten.
Einen Schwerpunkt bildet in Bregenz darüber hinaus die Begleitung und Betreuung von Familienangehörigen, die im Umgang mit alten und behinderten Personen an ihre Grenzen stoßen. Im Mittelpunkt dieser Begleitung steht die positive Ressourcensuche in der Familie, lauter Strategien, die in der Ausbildung mit Rollenspielen geübt werden, ebenso wie Gesprächstechniken.
Sinvolle Tätigkeit
„Als geprüfter Sozialbetreuer befindet man sich im Berufsbild irgendwo zwischen Sozialarbeiter und Krankenpfleger“, weist Hofer auf einen Umstand hin, der für die Absolventen der Sozialbetreuungsschulen nicht wirklich ein Vorteil war. „Ein Fachkraftstipendium gibt es auch nicht“, nennt Lang ein weiteres Handicap. Was es aus Sicht von Hofer, der an der österreichweiten Ausarbeitung der Bildungsstandards beteiligt war, für die Schüler sehr wohl gibt: „Einen sinnstiftenden Wert der Tätigkeit. Vielen ist bewusst, dass sie sich für etwas sehr Nützliches ausbilden lassen.“
„Unsere Ausbildung umfasst neben der Pflege vor allem die Beziehungsarbeit.“

Schulen Sozialbetreuung
SOB Bregenz
178 Schülerinnen (70 Prozent) und Schüler
Altersspektrum: 18 bis 54 Jahre
Ausbildungsschwerpunkte: Altenbetreuung, Angehörigenbetreuung
Kathi-Lampert-Schule Götzis
160 Schülerinnen (60 Prozent) und Schüler
Altersspektrum: 17 bis 59 Jahre
Schwerpunkt: Behindertenbetreuung
Fachausbildung je zwei Jahre
Diplomfachausbildung je drei Jahre