Gamswild bleibt zum Abschuss frei

Laut BH Bludenz beeinträchtigen die Tiere die Schutzfunktion des Kohlgrubenwaldes im Klostertal.
Bludenz Der überaus strenge Winter fordert seinen Tribut. Wie die VN berichteten, führten Schnee und Kälte dazu, dass in verschiedenen Regionen des Landes Wildtiere völlig entkräftet verendeten, weil sie keine Nahrung mehr fanden. Ein Umstand, der zu zahlreichen Protesten führte.
Viele Wildtiere werden weiter leiden müssen. Aktuell betrifft das im Klostertal das Gamswild. Weil es aufgrund der immer noch großen Schneehöhen speziell im Kohlgrubenwald bei Klösterle den Schutzwald bedroht, hält die Bezirkshauptmannschaft Bludenz den Abschussauftrag aufrecht. Für Bezirkshauptmann Johannes Nöbl ist diese Maßnahme alternativlos. „Es handelt sich hier um einen Schutzwald, der Objekte und Infrastruktur schützt. Das Gamswild hat wegen des vielen Schnees und der touristischen Aktivitäten weiter oben Einstand gesucht. Wir haben dort viele Tannen und andere Laubbäume. Es ist dies prädestiniertes Verbissgehölz. Der Abschussauftrag erfolgte auf Grundlage des geltenden Jagd- und Forstgesetzes. Wir können gar nicht anders“, argumentiert der höchste Beamte des Bezirks Bludenz.
Trächtige Tiere ausgenommen
Nöbl merkt darüber hinaus an, dass es 50 bis 60 Jahre dauert, bis ein Jungwald eine Schutzfunktion erreicht. Zudem verweist der Bezirkshauptmann auf die Vergangenheit: „Wir hatten in diesem Abschnitt ja auch schon einmal eine Straßensperre wegen Lawinengefahr.“ Das belege die Bedeutung der Schutzfunktion des Waldes in diesem Bereich. Vom Abschussauftrag ausgenommen sind laut Nöbl trächtige Tiere. Kritisiert wurde diese Maßnahme zuvor von der Jägerschaft. „Es gab zu diesem Thema kürzlich jedoch ein klärendes Gespräch“, betont Nöbl.
Augenmaß gefordert
Hubert Schatz, der Wildbiologe des Landes, möchte die verordnete Maßnahme nicht kritisieren. Doch er gibt zu bedenken: „Das Wild ist aufgrund des strengen Winters sehr geschwächt und sucht sich Futter, wo es welches findet. Jetzt einfach alles abzuschießen, ist brutal. Wir müssen bei den Maßnahmen mit Augenmaß vorgehen.“ Schatz verweist darauf, dass sich viele Tiere in Wäldern befinden, in denen die Jungpflanzen mit Schnee bedeckt und daher nicht verbissgefährdet sind. „Dort könnte man mit Abschüssen zum Beispiel sehr behutsam umgehen“, meint der Experte. In die von der Bezirkshauptmannschaft Bludenz verordneten Abschussaufträge ist er nicht eingebunden gewesen, sagt Schatz.
