Zum Denken gehört das Fühlen

Vorarlberg / 20.03.2018 • 19:34 Uhr

Sacré Coeur Riedenburg lud Promis zur Diskussion über intellektuelle Werte.

Bregenz Dem Begriff „intellektuell“ haftet oft etwas Kaltes an. Der Intellektuelle als ein Geschöpf außerhalb der Gemarkungen von Emotionen und Empathie. Dass Intellektualität und gleichnamige Werte die Gefühlswelt nicht verbannen und als erstrebenswerte Tugenden empfehlbar sind, bewiesen am Dienstag 14 prominente Zeitgenossen am Sacré Coeur Riedenburg.

Beeindruckende Geschichten

Da erzählten Künstler Gottfried Bechtold, Bischof Benno Elbs, Dornbirns Bürgermeisterin Andrea Kaufmann, Weltbankerin Katharina Gassner, Musiker Philipp Lingg und all die anderen Teile ihrer Lebensgeschichte. Es waren Geschichten über Entwicklung und Lebensleistung, die starke Persönlichkeiten von sich gaben – ohne dabei zu prahlen und sich als unfehlbare Individuen hinzustellen. Es waren beeindruckende Geschichten, denen die Oberstufenschülerinnen vom Sacré Coeur auf Matten sitzend im Turnsaal gebannt lauschten. Die geladenen Gäste bemühten sich dabei, getreu dem Motto der Veranstaltung, ihre höchstpersönliche Interpretation von Intellekt darzulegen. Danach gesellten sie sich, aufgeteilt in Kleingruppen, zu den Schülern, um mit ihnen über die Möglichkeit verschiedenster Lebensentwürfe zu diskutieren.

„Mordsfreude, vor euch zu reden“

Gemeinsam war den geladenen Persönlichkeiten eine Erkenntnis: Intellektualität ist etwas Unfertiges ohne Zutaten wie Menschlichkeit, Respekt und Empathie. „Ich habe eine Mordsfreude, vor euch reden zu dürfen“, packte etwa Künstler Gottfried Bechtold seine einleitenden Worte an die Schülerinnen in sehr viel Herz, ehe er seinen  Lebensweg beschrieb, der ihn schon mit 19 zum Entschluss brachte: „Ich will Künstler werden.“

Autorin, Werbetexterin und ehemalige Riedenburg-Schülerin Simone Fürnschuss-Hofer, Mutter eines 15-jährigen Buben mit Down-Syndrom, hinterfragte den Wert von Intellektualität. „Was ist jemand wert, der in seiner Intellektualität eingeschränkt ist?“ Sie verwies vor dem Hintergrund ihrer Erfahrung mit dem Sohn auf „die Kraft der Pubertät und den Umgang mit Rebellion“. Eine Erfahrung, die sie selber intellektuell geschärft  hatte.

Dornbirns Bürgermeisterin Andrea Kaufmann, ebenfalls Ex-Riedenburgerin, sieht das „gelingende Zusammenleben“ in einer Kommune als intellektuelle Herausforderung. „Intellektualität darf nicht abgehoben sein.“ In dieselbe Kerbe schlug auch Katharina Gasser, die Jahre nach ihrer Schulzeit im Sacré Coeur Riedenburg in der Weltbank landete. „Ein intellektueller Wert ist es auch, seine Meinung ändern zu können, lernbereit zu bleiben und nach Integrität und Ehrlichkeit zu streben.“ Ex-Holstuaner Philipp Lingg gab sein intellektuelles Statement unter anderem mit Gitarre und Stimme ab.

Für die Schülerinnen war die Veranstaltung definitiv eine intellektuelle Bereicherung. „Durch die Vorträge hier finde ich auf einmal Berufe faszinierend, die mich vorher überhaupt nicht interessierten“, gestand Sechstklässlerin Theresa Gort.

Zufrieden war auch Direktor Gebhard Hinteregger. „Ich denke, es ist uns mit dieser Veranstaltung gelungen, gute Beispiele dafür zu präsentieren, was es heißt, Verantwortung zu tragen.“