Vorarlberg wird zum Biber-Ländle

Vorarlberg / 21.03.2018 • 18:43 Uhr
Die Arbeit eines oder mehrerer Biber. Die Nager vermehren sich auch in Vorarlberg weiter.VN/Steurer, Maps4News
Die Arbeit eines oder mehrerer Biber. Die Nager vermehren sich auch in Vorarlberg weiter.VN/Steurer, Maps4News

Bereits 90 Nager gibt es im Land. Noch sorgen die pelzigen Mitbewohner kaum für Unmut.

Schwarzach Ihr Wirken ist weithin sichtbar, ihre Werke verblüffen immer wieder. Wenn Biber im Winter Bäume fällen, lassen sie die Landschaft anders zurück, als sie sie vorgefunden haben. Zu sehen etwa am Koblacher Kanal bei Hohenems, zu sehen auch am Bodenseeufer bei Hard, im Rheinholz, im Grenzgebiet zwischen Lochau und Hörbranz oder in der Lagune bei Fußach.

„Es sind im Vergleich zum letzten Jahr etwa 15 Tiere mehr geworden“, berichtet Agnes Steininger, Biber-Beauftragte des Landes. Ihr Fazit des bisherigen Winters: „Die Biber haben viel gearbeitet, ja.“ Zu einem echten Ärgernis sind sie in Vorarlberg noch nicht geworden. „Wir versuchen überall Lösungen zu finden, wo Probleme auftauchen. Deswegen gibt es ja das Biber-Management“, sagt Steininger. Der Biber hat sich in den letzten Jahren im ganzen Land ausgebreitet. Im Oberland sei seine Anwesenheit jedoch nicht so sichtbar wie im Unterland, weiß Steiniger.

Noch unter Kontrolle

In Hohenems etwa, dort, wo beim Koblacher Kanal an der Straße nach Lustenau die Aktivitäten des umtriebigen Nagers besonders sichtbar sind, kann man mit dem fleißigen Pelztier noch gut leben. „Es schaut durch die gefallenen Bäume dort spektakulär aus. Aber wir haben noch keine Beschwerden von Leuten bekommen“, sagt Klaus Amann von der Umweltabteilung der Stadt Hohenems. „Ein Problem könnte der Biber dann werden, wenn er die umliegenden Mai­säcker als Nahrungsquelle entdeckt. Aber das hat er noch nicht“, ergänzt der Stadtbedienstete. Auch in Hard ist die Präsenz des Bibers nicht zu übersehen. Vor allem am Grünen Damm und am Industriehafen hat er sich am Gehölz zu schaffen gemacht. Ludwig Greussing vom örtlichen Bauhof verschafft der Nager im Winter zusätzliche Arbeit. „Wir werden informiert, wenn ein abgenagter Baum einen Weg blockiert. Dann kommen wir und legen ihn ins Wasser. Widerstände gegen den Biber habe ich in der Bevölkerung noch nicht wahrgenommen“, sagt auch er.

Steininger freut das, obwohl sie weiß: „Die Biber werden sich weiter vermehren. Bis die für sie in Frage kommenden Reviere besetzt sind. Dann regelt das die Natur.“ Ihr Appell an jene, die sich durch den Nager beeinträchtigt fühlen: „Bitte bei uns melden. Wir haben bisher noch immer Lösungen gefunden, und werden das auch weiterhin.“ Zu diesen Lösungen zählen die Anbringung eines Gitters um schützenswerte Bäume oder die Bestreichung von Baumstämmen mit einer Bissschutzpaste. Auch Elektrozäune um Bäume, die die Biber unversehrt lassen sollten, seien eine Maßnahme. Andere Maßnahmen gegen den Biber wurden in Liechtenstein gesetzt. Dort dürfen Nager im Extremfall entnommen, heißt getötet werden. „Aber das ist nur die ultima ratio“, beteuert Monika Gstöhl, Geschäftsführerin der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz. Mittlerweile sei das kaum mehr notwendig, sagt Gstöhl, „weil wir jetzt ein gutes Biber-Management haben. Notwendig wurden diese extremen Maßnahmen bei uns ursprünglich deshalb, weil die Biber Hochwasserschutzsysteme zerstörten.“

Dass eine Tötung bei uns nie notwendig sein wird, hofft auch Walter Niederer, Geschäftsführer des Naturschutzvereins Rheindelta. Ausschließen könne man das jedoch nicht.

„Wir werden sehen, wie sich die Situation mit den Bibern bei uns entwickelt. Wir haben die Situation bei uns nur deswegen relativ gut im Griff, weil wir vorausschauend ein Biber-Management installiert haben“, sagt Niederer.

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