Sparen am falschen Ort

Vorarlberg / 25.03.2018 • 19:48 Uhr
Sparen am falschen Ort

Flüchtlingskoordinator Strini warnt vor Kürzungen im Integrationsjahr.

Bregenz Das offizielle Vorarlberg ist stolz auf diese Zahlen. Anfang 2015 hatten 430 Menschen aus den klassischen Flüchtlingsnationen einen Job, also Menschen, die etwa aus Afghanistan, Syrien und dem Irak stammen. Mittlerweile ist die Zahl auf über 1500 gestiegen, was vor allem an den Programmen zur Arbeitsmarktintegration liegt, die das Land und das Vorarlberger AMS ins Leben gerufen haben. Wie berichtet, spart die Bundesregierung im neuen Budget unter anderem im Integrationsbereich, auch AMS-Projekte sind betroffen. Für Vorarlbergs Flüchtlingskoordinator Anton Strini steht fest: „Ich halte die Entscheidung nicht nur sozialpolitisch, sondern auch wirtschaftspolitisch für falsch.“ Der frühere AMS-Chef übernahm im Dezember 2016 die Koordinationsrolle zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen. Seit Sommer 2017 ist Strini zudem allgemeiner Flüchtlingskoordinator in Vorarlberg.

Zahlreiche Projekte

Vorarlberg kann auf einige Programme zur Integration von Flüchtlingen im Arbeitsmarkt verweisen. Das Vorzeigeprojekt „Start2Work“ war kürzlich sogar europaweit Thema, es wird zur Hälfte von der EU finanziert, die andere Hälfte zahlt der Bund. Diese Hälfte ist nun in Gefahr.

100 Millionen Euro hat der Bund bisher für Projekte im Rahmen des verpflichtenden Integrationsjahres zur Verfügung gestellt, nun möchte die ÖVP-FPÖ-Regierung diesen Betrag halbieren. „Das heißt nicht, dass sich die Ausgaben für die Integration auch halbieren, aber irgendwo aus dem AMS-Budget und dem Landesbudget muss das Geld her.“ Schließlich müssen Verträge eingehalten werden.

Für junge Flüchtlinge sind derzeit vor allem drei Projekte wichtig: Zu Beginn des Integrationsjahres absolvieren sie das Integra-Clearing. Dort werden die Qualifikationen, Talente und Vorlieben geprüft, anschließend teilt sich der Weg. Entweder zum Projekt „Top4Job“ für die Berufsbildung oder zunächst zum Integra-Jugendcollege. Auch erwachsene Flüchtlinge – also jene über 25 Jahren – durchlaufen solche Projekte, zum Beispiel den Kompetenz-Check von Zemit oder eben „Start2Work“. All diese Programme sind mit dem AMS vertraglich fixiert. Auch wenn der Bund nun die Finanzierung halbiert, muss das AMS die Verträge erfüllen.

Fachkräfte gesucht

Zudem stellt das AMS den Flüchtlingen im Integrationsjahr einen Integrationsbegleiter zur Seite. Das Projekt wurde gerade erst gestartet, 13 Helfer sind aktuell beschäftigt, sie sollen bald 300 bis 400 Leute betreuen. Die Helfer sind über die Jobaktion 20.000 beschäftigt, die bereits gestrichen wurde. Strini betont: „Jede Regierung kann natürlich beschließen, was sie will.“ Aber gerade in Zeiten des Fachkräftemangels die günstige Altersstruktur der Flüchtlinge nicht zu nützen, sei nicht nachvollziehbar. „Von 1165 Flüchtlingen, die derzeit beim AMS gemeldet sind, sind 37 Prozent unter 25 Jahre alt“, fährt Strini fort.

Auch Deutschkurse wackeln. Das AMS habe für dieses Jahr 500 Kurs­plätze in Auftrag gegeben. „Die Menschen kommen mit A2-Niveau zum AMS. Für den Arbeitsmarkt reicht das nicht. Ohne weitere Deutschkenntnisse kann man die nachhaltige Integration vergessen.“ Im Übrigen würde auch „Asyl auf Zeit“ die Integration behindern. „Wenn man ständig überprüft, ob jemand gehen muss, warum soll ein Unternehmen in die Ausbildung investieren?“, fragt Strini. „Vorarlberg geht einen anderen Weg. Das Land hat Geld in die Hand genommen, um bereits Deutschkurse im Asylverfahren zu finanzieren. Gleichzeitig befinden sich 80 junge Asylwerber in einer Lehrlingsausbildung.“ Er hofft, dass es so bleibt. „Die jetzigen Kürzungen sind integrationshemmend, nicht fördernd.“

„Ich halte die Entscheidung sozialpolitisch und wirtschaftspolitisch für falsch.“