Ideen der Bürger gefragt: So kämpft die Gemeinde Sonntag gegen die Landflucht

Bürgerversammlugn brachte viele Ideen und Wünsche hervor.
Sonntag „Unser Dorf stirbt aus“: Unter diesem Titel hatte die Gemeinde Sonntag kürzlich zu einer Bürgerversammlung in den Gemeindesaal geladen. Das Interesse an der Veranstaltung war – nicht zuletzt ob des provokant gewählten Titels – groß. An die 90 Gemeindebürger hatten sich eingefunden, um den Ausführungen von Bürgermeisterin Luzia Martin-Gabriel und Markus Berchtold-Domig vom Ingenieurbüro für Raumplanung zu lauschen.
Talweiter Entwicklungsplan
Seit August wird im Großen Walsertal an einem
talübergreifenden Regionalen Entwicklungsplan gearbeitet. Parallel dazu
sind auch die einzelnen Kommunen aufgefordert, Überlegungen über die
künftige Marschrichtung in der Gemeinde anzustellen. War bisher alles in
Form von Arbeitsgruppen abgelaufen, so sollte nun die Bevölkerung die
Möglichkeit erhalten, ihre Anregungen, Meinungen und Ideen kundzutun.
Bei einer ersten Stimmungsabfrage stufte der Großteil der Anwesenden Sonntag
zwar als gemütlich und sicher ein, lediglich zwei drittel halten die
Gemeinde aber für lebendig. Ein verschwindend kleiner Teil attestiert
dem Ort, erfolgreich bzw. lässig und cool zu sein.
Männerüberhang
Ein Blick auf die demografische Entwicklung
zeigte auf, dass der Ort in den nächsten Jahren zunehmend älter wird.
„Hier heißt es, Maßnahmen zu treffen und gegenzusteuern, damit man
künftig nicht auf Geld von außen angewiesen ist“, mahnte
Berchtold-Domig. Tatsächlich ist es so, dass die Bevölkerungszahl in der
Walser-Gemeinde in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zurückgeht.
„Vor 150 Jahren gab es mehr Einwohner als jetzt“, so der Prozessmanager,
der mit einer weiteren Prognose aufhorchen ließ: „Geht es so weiter,
kommt es in den nächsten Jahren zu einem Männerüberhang, daher muss der
Fokus auf jungen Frauen liegen.“
Im Anschluss daran waren die Sonntager
Bürger am Zug. Nachdem sich zunächst einige über die „negative
Stimmungsmache“ echauffiert hatten und für ein besseres Miteinander im
Dorf, vor allem aber auch in der Gemeindevertretung ausgesprochen
hatten, galt es aufzuschreiben, was im Ort erhaltenswert ist. Dabei
stellte sich heraus, dass die Gemeinde durchaus viel Schätzenswertes zu
bieten hat. Neben dem Skigebiet Stein wurde unter anderem das aktive
Vereinsleben, die vorhandene Infrastruktur mit Nahversorger, Gasthaus,
Ärztin, Schule und Kindergarten sowie die ansässigen Betriebe, das
gelebte Brauchtum oder aber die Streusiedlung lobend erwähnt.
Viele Vorschläge
Im Anschluss daran wurden Ideen und Vorschläge
gesammelt, die die Gemeinde in naher Zukunft umsetzen soll. In
Arbeitsgruppen wurde dabei lebhaft über Verbesserungspotenziale
diskutiert. Als größter Wunsch kristallisierte sich dabei die
Wohnraumschaffung für Jung und Alt (betreutes Wohnen) heraus. In diesem
Zusammenahng wurde auch ein „Haus der Generationen“ zur Sprache
gebracht. Die Forderung nach einem Gehsteig samt Beleuchtung entlang der
Hauptstraße wurde ebenso laut, wie nach einem Treffpunkt für die Jugend
im Tal. Zudem wurden Verbesserungen beim ÖPNV, die Erhaltung der
vorhandenen Infrastruktur sowie vermehrte Gemeindekooperationen wurde
als Wünsche geäußert.
Die Ideen sollen nun in den Regionalen Entwicklungsplan einfließen und bei einer Planungswerkstatt Ende März in Raggal vorgestellt werden. „Die große Teilnahme ist eine schöne Wertschätzung“, bedankte sich Bürgermeisterin Luzia Martin-Gabriel abschließend für das große Interesse und die tatkräftige Mitarbeit. Als Abgangsgemeinde sei es nicht leicht, gewisse Akzente zu setzten. „Bei vielen Sachen sind uns die Hände gebunden. Oft ist die Erlaubnis des Landes erforderlich“, so Martin-Gabriel. Man sei aber bereit, jede Form der Weiterentwicklung in Betracht zu ziehen.