Ideen der Bürger gefragt: So kämpft die Gemeinde Sonntag gegen die Landflucht

Vorarlberg / 24.02.2019 • 09:01 Uhr
Bürgerversammlung Sonntag
Bürgerversammlung Sonntag

Bürgerversammlugn brachte viele Ideen und Wünsche hervor.

Sonntag „Unser Dorf stirbt aus“: Unter diesem Titel hatte die Gemeinde Sonntag kürzlich zu einer Bürgerversammlung in den Gemeindesaal geladen. Das Interesse an der Veranstaltung war – nicht zuletzt ob des provokant gewählten Titels – groß. An die 90 Gemeindebürger hatten sich eingefunden, um den Ausführungen von Bürgermeisterin Luzia Martin-Gabriel und Markus Berchtold-Domig vom Ingenieurbüro für Raumplanung zu lauschen.

Talweiter Entwicklungsplan

Seit August wird im Großen Walsertal an einem talübergreifenden Regionalen Entwicklungsplan gearbeitet. Parallel dazu sind auch die einzelnen Kommunen aufgefordert, Überlegungen über die künftige Marschrichtung in der Gemeinde anzustellen. War bisher alles in Form von Arbeitsgruppen abgelaufen, so sollte nun die Bevölkerung die Möglichkeit erhalten, ihre Anregungen, Meinungen und Ideen kundzutun.

Bei einer ersten Stimmungsabfrage stufte der Großteil der Anwesenden Sonntag zwar als gemütlich und sicher ein, lediglich zwei drittel halten die Gemeinde aber für lebendig. Ein verschwindend kleiner Teil attestiert dem Ort, erfolgreich bzw. lässig und cool zu sein.

Männerüberhang

Ein Blick auf die demografische Entwicklung zeigte auf, dass der Ort in den nächsten Jahren zunehmend älter wird. „Hier heißt es, Maßnahmen zu treffen und gegenzusteuern, damit man künftig nicht auf Geld von außen angewiesen ist“, mahnte Berchtold-Domig. Tatsächlich ist es so, dass die Bevölkerungszahl in der Walser-Gemeinde in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zurückgeht. „Vor 150 Jahren gab es mehr Einwohner als jetzt“, so der Prozessmanager, der mit einer weiteren Prognose aufhorchen ließ: „Geht es so weiter, kommt es in den nächsten Jahren zu einem Männerüberhang, daher muss der Fokus auf jungen Frauen liegen.“

Im Anschluss daran waren die Sonntager Bürger am Zug. Nachdem sich zunächst einige über die „negative Stimmungsmache“ echauffiert hatten und für ein besseres Miteinander im Dorf, vor allem aber auch in der Gemeindevertretung ausgesprochen hatten, galt es aufzuschreiben, was im Ort erhaltenswert ist. Dabei stellte sich heraus, dass die Gemeinde durchaus viel Schätzenswertes zu bieten hat. Neben dem Skigebiet Stein wurde  unter anderem das aktive Vereinsleben, die vorhandene Infrastruktur mit Nahversorger, Gasthaus, Ärztin, Schule und Kindergarten sowie die ansässigen Betriebe, das gelebte Brauchtum oder aber die Streusiedlung lobend erwähnt.

Viele Vorschläge

Im Anschluss daran wurden Ideen und Vorschläge gesammelt, die die Gemeinde in naher Zukunft umsetzen soll. In Arbeitsgruppen wurde dabei lebhaft über Verbesserungspotenziale diskutiert. Als größter Wunsch kristallisierte sich dabei die Wohnraumschaffung für Jung und Alt (betreutes Wohnen) heraus. In diesem Zusammenahng wurde auch ein „Haus der Generationen“ zur Sprache gebracht. Die Forderung nach einem Gehsteig samt Beleuchtung entlang der Hauptstraße wurde ebenso laut, wie nach einem Treffpunkt für die Jugend im Tal. Zudem wurden Verbesserungen beim ÖPNV, die Erhaltung der vorhandenen Infrastruktur sowie vermehrte Gemeindekooperationen wurde als Wünsche geäußert.

Die Ideen sollen nun in den Regionalen Entwicklungsplan einfließen und bei einer Planungswerkstatt Ende März in Raggal vorgestellt werden. „Die große Teilnahme ist eine schöne Wertschätzung“, bedankte sich Bürgermeisterin Luzia Martin-Gabriel abschließend für das große Interesse und die tatkräftige Mitarbeit. Als Abgangsgemeinde sei es nicht leicht, gewisse Akzente zu setzten. „Bei vielen Sachen sind uns die Hände gebunden. Oft ist die Erlaubnis des Landes erforderlich“, so Martin-Gabriel. Man sei aber bereit, jede Form der Weiterentwicklung in Betracht zu ziehen.