Wie Walter Marlin aus St. Gallenkirch zum Funkenbauer wurde

Vorarlberg / 10.03.2019 • 07:00 Uhr
Wie Walter Marlin aus St. Gallenkirch zum Funkenbauer wurde
Walter Marlin hilft nach wie vor beim Bauen des Funkens mit. VN/KUm

Der Montafoner Walter Marlin war 25 Jahre lang Funkenmeister.

St. Gallenkirch. Als Kind freute sich Walter Marlin schon Wochen vorher auf den Funkensonntag. Das hatte mehrere Gründe. Zum einen durfte er dann die Fackeln, die er mit seinem Ehni gebastelt hatte, anzünden und schwingen. Zum anderen konnte er der Gehilfe der Funkenbauer sein. Aber auch auf die Küachle freute sich Marlin immer. “Die gibt es nicht jeden Tag.”

Mit 16 half er zum ersten Mal mit, den Holzturm aufzustellen. Dass empfand er damals als große Ehre. “Von den erfahrenen Kollegen habe ich mir abgeschaut, wie man es macht und auf was man achten muss. Wichtig ist, dass der Turm nicht schief wird.” Als Marlin jung war, errichtete man den Funken noch ohne technische Hilfsmittel. “Um die Funkenlatte aufzustellen, brauchte es zehn bis zwölf Männer.” Das Holz brachte man über eine Stiege und eine Rolle hinauf. “Heute wird die Latte mit einem Kran aufgerichtet.” Auch die Holzscheiten werden mit ihm nach ganz oben gebracht. “Dadurch wurde das Funken bauen sicherer und weniger anstrengend.”

“Für mich hat der Funkensonntag heute noch dieselbe Faszination wie damals, als ich ein Kind war.”

Walter Marlin
Funkenbauer

Der St. Gallenkirchner stellte sich so geschickt an, dass man ihn zum Funkenmeister auserkor. Es kam Marlin zugute, dass er ein guter Handwerker war. Der gelernte Maurer arbeitete auch als Zimmermann. “Ich habe Dächer, Dachstühle und Schindeln angefertigt.” Marlin konnte mit der Verantwortung, die er als Chef der Funkenbauer hatte, gut umgehen. “Mir war die Sicherheit immer sehr wichtig.” Er erinnert sich aber noch an Zeiten, als die Funkenbauer ungesichert vom Turm hinunter kletterten. “Heute sind alle mit einem Seil gesichert.” 

“Der Brauch darf nicht aussterben”

Den höchsten Funken, den Marlin in seiner 25-jährigen Laufbahn als Funkenmeister mit seinen Kollegen gebaut hat, war 19 Meter hoch. Es ist auch sein Verdienst, dass in St. Gallenkirch jedes Jahr ein Funken angezündet werden konnte und die Hexe nie beerdigt werden musste.

Inzwischen hat er die Verantwortung aber in jüngere Hände abgegeben. “Mit 60 muss ich nicht mehr auf den Funken hinauf.” Aber er hilft nach wie vor mit den Turm zu bauen und das Event vorzubereiten. Bereits im Sommer werden Bäume gefällt und das Holz zu Scheiten verarbeitet. “Für einen Funken werden acht bis zehn Meter Holz gebraucht”, zeigt Marlin auf, dass mit dem “Funkna” viel Arbeit verbunden ist. Aber der Montafoner engagiert sich gerne ehrenamtlich für die Funkenzunft, “weil es mir wichtig ist, dass der Brauch nicht ausstirbt. Und weil ich ein Vereinsmensch bin.” Der 62-Jährige freut sich schon seit Wochen auf den morgigen Tag. “Für mich hat der Funkensonntag heute noch dieselbe Faszination wie damals, als ich ein Kind war.” Der Höhepunkt des morgigen Tages ist für ihn, wenn der Turm in Vollbrand steht und er den Knall der explodierenden Hexe hört.