Nach Giftfund im Bärlauch: Worauf man beim Bärlauchsammeln achten sollte

Vorarlberg / 03.04.2019 • 20:30 Uhr
Nach Giftfund im Bärlauch: Worauf man beim Bärlauchsammeln achten sollte
Der Unterschied liegt bei Klaus Zimmermann auf der Hand: links ein Herbstzeitlose-, in der Mitte ein Bärlauch- und rechts ein junges Aronstabblatt. VN/Steurer

Vor allem bei Maiglöckchen, Herbstzeitlosen und Aronstab besteht laut Klaus Zimmermann Verwechslungsgefahr.

Dornbirn, Frastanz „Es ist für uns eine sehr unangenehme Situation“, sagt Patrick Grabher (39), Geschäftsführer von Fruchtexpress Grabher, über den in dieser Woche bekannt gewordenen Giftfall. Wie berichtet, wurde im Bärlauch des Frastanzer Lieferanten giftiger Aronstab entdeckt. Der Schweizer Großhändler Aligro hat das Produkt laut dem Schweizer Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen zurückgerufen und aus dem Verkauf genommen.

Er selbst habe von dem Fund am Dienstag aus den Medien erfahren, berichtet Grabher. “Wir haben lediglich gewusst, dass ein Frau einen Bärlauchsalat gegessen und daraufhin einen Ausschlag im Mund bekommen hat.” Man habe nach dieser Meldung sofort reagiert und den an Aligro und andere Kunden ausgelieferten Bärlauch zurückgenommen. “Für uns ist das der erste Fall. Wir tun alles Menschenmögliche, um solche Verunreinigungen zu verhindern. Der Bärlauch wird von zwei Personen in Vorarlberg gesammelt. Die eine macht das seit 20 Jahren, die andere seit sieben Jahren“, ergänzt der Geschäftsführer.

 Nochmals in der Nahaufnahme: Links ein Herbstzeitlose-, in der Mitte ein Bärlauch- und rechts ein junges Aronstabblatt.
Nochmals in der Nahaufnahme: Links ein Herbstzeitlose-, in der Mitte ein Bärlauch- und rechts ein junges Aronstabblatt.

Gefährliche Verwechslung

Ob im Wald oder auf der Wiese, der Duft von Bärlauch steigt einem derzeit überall und bereits von weitem in die Nase. Die Blätter des Knoblauchverwandten sind nicht nur schmackhaft, sie werden auch oft als Heilmittel oder zur Entschlackung verwendet. “Der Bärlauch heißt so, weil Bären, wenn sie aus dem Winterschlaf erwachen, Bärlauch fressen, um Kraft zu tanken und zu entgiften”, erzählt Klaus Zimmermann (59) von der inatura in Dornbirn. Doch Achtung, es besteht Verwechslungsgefahr! Vor allem die Blätter von Maiglöckchen, Herbstzeitlosen und Aronstab sind besonders für Laien nicht immer einfach zu unterscheiden.

Giftig

“Die Herbstzeitlose hat das allerstärkste Gift, ein Zellgift. Wenn das seine Wirkung tut, gibt es nicht mehr viele Möglichkeiten, etwas dagegen zu unternehmen”, verdeutlicht Klaus Zimmermann die Gefahr. Ebenfalls ziemlich giftig seien die Maiglöckchen, die allerdings erst etwas später aus dem Boden treiben und bei uns relativ selten sind. “Die darin enthaltenen Glycoside können Herzrhythmusstörungen verursachen. Für Menschen, die damit ohnehin schon Probleme haben, kann es ein größeres Problem werden”, unterstreicht der Experte.

 Eines der wichtigsten, charakteristischen Merkmale des Bärlauchs sind die langen Blattstiele.
Eines der wichtigsten, charakteristischen Merkmale des Bärlauchs sind die langen Blattstiele.

Dann ist da auch noch der Aronstab. Die Kristalle in den Blättern verätzen die Mundschleimhaut oder den Magen. “Das ermöglicht es anderen Giftstoffen, in den Körper zu gelangen, vor allem für Kinder ist das ein großes Risiko”, führt Zimmermann aus. Ihm sei lange nicht bewusst gewesen, wie groß das Risiko mit der Verwechslung ist. Zumal die älteren Blätter pfeil- bzw. herzförmige Blätter sind und ein dunkleres Grün aufweisen. “Das Problem sind die jungen Blätter. Die sind noch nicht herzförmig.”

Trugschluss

Der knoblauchähnliche Geruch ist zwar ein eindeutiges Markenzeichen des Bärlauchs. Ein Geruchstest allein ist laut Zimmermann allerdings nicht ausreichend, um die Blätter eindeutig zuordnen zu können. “Das ist der absolute Trugschluss. Wenn du ein Bärlauchblatt zerrieben hast, dann riechen deine Finger nach Knoblauch. Du kannst dann 100 andere Blätter zerreiben und sie riechen immer noch nach Knoblauch”, beschreibt er.

 Wenn man mit dem Finger an einem Bärlauchblatt reibt, dann zerschmiert es leicht.
Wenn man mit dem Finger an einem Bärlauchblatt reibt, dann zerschmiert es leicht.

Die wichtigsten charakteristischen Merkmale des Bärlauchs: Die relativ hellen Blätter treiben einzeln aus dem Boden, haben einen langen Stiel und sind sehr weich und dünn. “Wenn ich mit dem Finger dran reibe, zerschmiert das Blatt. Das schaffe ich mit dem Maisglöckchen oder der Herbstzeitlosen nicht”, sagt der Biologe.

Nach Giftfund im Bärlauch: Worauf man beim Bärlauchsammeln achten sollte

Augen auf

Allen, die auf Nummer sicher gehen möchten, empfiehlt Zimmermann, den Bärlauch im eigenen Garten anpflanzen. Außerdem sollte man auch bei gekauften Blättern darauf achten, dass alle gleich ausschauen und bei Verdacht einen Experten kontaktieren. Viele Anfragen bekommt Zimmermann auch wegen des Fuchsbandwurms, dessen Eier theoretisch auch dem Bärlauch landen können. Sein Tipp: “Nach dem Pflücken die Hände waschen und jedes Blatt einzeln mit Wasser waschen. Wer Angst hat, sollte es sein lassen, sonst schmeckt das Essen nicht.”

 Die Blätter der Herbstzeitlosen wachsen unter anderem büschelig aus dem Boden. 
Die Blätter der Herbstzeitlosen wachsen unter anderem büschelig aus dem Boden. 
Ein junges Aronstabblatt hat baumkronenartige Adern. Der Bärlauch ist im Gegensatz dazu längs geadert. 
Ein junges Aronstabblatt hat baumkronenartige Adern. Der Bärlauch ist im Gegensatz dazu längs geadert. 
So sehen ältere Aronstabblätter aus.
So sehen ältere Aronstabblätter aus.

Unterscheidungsmerkmale

Bärlauch die relativ hellen, leicht gelblichen Blätter kommen einzeln, wenn auch dicht nebeneinander aus dem Boden. Sie haben einen langen Stiel, sind weich und längs geadert. Die Rückseite ist etwas heller als die Unterseite. Sie sind lanzettförmig und am Ende spitz ausgezogen.


Aronstab die älteren Blätter sind pfeil- bzw. herzförmig und netzartig geadert, junge Blätter habe die typische Form noch nicht.


Herbstzeitlose die Blätter wachsen büschelig aus dem Boden, sie haben keinen Stiel, sind eingerollt und unten breit. Von der Farbe her ähneln sie dem Bärlauch, sind ebenfalls längs geadert, dafür aber schlanker und glänzender.


Maiglöckchen die Blätter sind dunkelgrün. Von der Form und Aderung her sind sie dem Bärlauch ähnlich, treiben aber immer zu zweit aus dem Boden, außerdem sind sie stiellos.