US-Vizebotschafter lächelt an der PH Vorarlberg kritische Trump-Fragen weg

Diplomat Matt Bowlby traf sich an der Lehrerausbildungsstätte mit Lehrenden, Studenten und Schülern.
Feldkirch Sucht man in der US-Diplomatie nach klassischen Mustern von “Good cop, bad cop”, blicke man nach Deutschland und Österreich. Während der amerikanische Botschafter in unserem nördlichen Nachbarland, Richard A. Grenell, mit seiner belehrenden Art viele Deutsche immer wieder brüskiert, verhält es sich in der Alpenrepublik anders. Da sind im direkten Kontakt von US-Botschaftsmitgliedern mit Menschen und Medien Höflichkeit und Wertschätzung Trumpf. Das bewies Botschafter Trevor Traina (50) anlässlich seines Vorarlberg-Besuchs ebenso wie sein Vize Matthew Bowlby (37), der am Donnerstag der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg eine Visite abstattete.
Uroma und ihr Österreich-Stolz
Der jugendlich wirkende Bowlby referierte im Veranstaltungssaal der Bildungsstätte zum Thema “The State of Transatlantic Affairs: The United States and Europe/Austria”. Mit sichtlicher Freude sprach der Diplomat über die verschiedenen Bande zwischen Österreich und den USA. Wie Trevor Traina, dessen Onkel Österreicher ist, kann auch Bowlby auf österreichische Vorfahren verweisen. “Meine Urgroßmutter stammte aus der Monarchie, und als man sie dann in Amerika einmal als Ungarin bezeichnete, war sie beleidigt. Sie ließ wissen, dass sie Österreicherin sei.”
Bowlby berichtete vom Interesse des US-Präsidenten an Österreich, verwies auf das große Handelsvolumen zwischen beiden Ländern, die damit verbundenen zahlreichen Jobs sowie die vielen Touristen, die sich von beiden Ländern täglich in das jeweils andere begeben.
Kritische Fragen
Erst nach 20 Minuten seiner Rede erwähnt Bowlby auch den Begriff “Differenzen”. Diese gebe es etwa in Handelsfragen mit Europa. Man sei jedoch in vielversprechenden Gesprächen auf der Suche nach Lösungen. “Präsident Trump will ja eigentlich den freien Handel”, betonte Bowlby, dessen Biografie als UN-Mitarbeiter mit Aufenthalten in vielen Ländern dieser Welt ebenso bemerkenswert ist wie seine Sprachkenntnisse. Bowlby spricht neben seiner Muttersprache noch Spanisch, Portugiesisch, Französisch, Kreol, Arabisch und Deutsch.
Seine wohlwollenden Worte über Donald Trump halten die jungen Zuhörer freilich nicht von kritischen Fragen ab. Wie gehen Sie mit der Verschlechterung der Beziehungen zwischen Europa und den USA wegen Trumps Ausstieg aus dem Klimaabkommen um? Was sagen Sie zu Aussagen Trumps, wenn er von Shit-Hole-Ländern in Afrika spricht? Elegant lächelt Bowlby solche Fragen weg oder sagt, dass man Aussagen dieser Art nicht beachte. “Für uns ist das gute Verhältnis zwischen Österreich und den USA wichtig. Daran arbeiten wir permanent.”
Mit den führenden Exponenten der PH Vorarlberg und speziell mit den dort unterrichtenden Anglisten und Amerikanisten ist man sich schnell über eine Vertiefung der Beziehungen zum Wohl der Studenten einig. “Wir werden machen, was im Rahmen unserer Ressourcen möglich ist”, sagt Botschaftsrat Daniel S. Mattern.
