Eine Moschee für alle

Studie befasste sich mit den Vorarlberger Moscheen. Eine Vision kam zur Sprache.
Schwarzach Im Juni 2012 eröffnete in Altach der erste islamische Friedhof Vorarlbergs, es war erst der zweite in Österreich. 728 Gräber wurden errichtet, doch offenbar ist das Angebot größer als die Nachfrage: In den ersten fünf Jahren nutzten 35 Menschen die Möglichkeit, noch immer finden Bestattungen nur vereinzelt statt. Ist der Friedhof also ein gescheitertes Integrationsprojekt? Überhaupt nicht, betonen Verantwortliche aus Vorarlbergs Moscheegemeinden. Das Projekt brauche Zeit. Die Tendenz, dass jüngere Generationen in Österreich begraben werden möchten, steige, sagt die Organisation Atib in einer Studie der Projektstelle „Okay.Zusammen leben“. Die Vertreter von Atib, VIKZ und Izba gehen sogar noch einen Schritt weiter: Den islamischen Friedhof als Vorbild, könnte eine gemeinsame Vorarlberger Moschee für alle Muslime gebaut werden. Die Studienautoren fassen zusammen: „Vor allem die Idee der Errichtung eines repräsentativen Moscheegebäudes als Vorarlberger Symbolprojekt, das herkunftsgruppenübergreifend von allen Muslimen genutzt werde, fanden einige anregend.“
22 Prozent der Kinder
13 Prozent der Vorarlberger haben einen muslimischen Hintergrund, nur in Wien (15 Prozent) ist dieser Wert höher. 22 Prozent der Vorarlberger Volksschulkinder sind Muslime, etwas mehr als die Hälfte besucht einen islamischen Religionsunterricht. Im Herbst 2018 zählten die Studienautoren 37 islamische Gebetshäuser, wobei 32 davon von überregionalen Verbänden organisiert sind. Die Studie habe sich dabei mit zwei Ebenen beschäftigt, erklärt Projektleiterin Eva Grabherr. „Auf der lokalen Ebene hat sich die Arbeit der Moscheegemeinden stark gewandelt“, ist Grabherr überzeugt. Die Moscheen hätten sich geöffnet. Gleichzeitig gebe es aber die ideologische überregionale Komponente, worüber nicht alle sprechen wollten. „Moscheegänger ärgern sich zudem, dass ihre Zugehörigkeit sofort in Zweifel gestellt werde, sobald etwas geschieht. Bei anderen Gruppen sei dies aber nicht der Fall“, fährt Grabherr fort.
Wie die VN berichteten, wurde auch ein salafistischer Gebetsraum in Feldkirch untersucht. Dieser ist mittlerweile geschlossen, was aber nicht bedeute, dass sich die ehemaligen Mitglieder keine neue Bleibe suchen, erklärt Grabherr.
Die Studienautoren schreiben: „Wir empfehlen der Gesellschaft, anzuerkennen, mit welchem Einsatz vor allem ehrenamtlicher Arbeit die Moscheegemeinden Angebote für die religiösen Bedürfnisse schaffen und wie stark sie Brückeninstitutionen sind.“ Den Moscheen empfehlen die Autoren, in Bereichen wie der Jugend- und Frauenarbeit die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen zu vertiefen. Es habe sich auch gezeigt, dass viele Flüchtlinge die Moscheen besuchen. Vielleicht werden sie eigene Moscheen gründen, wie es Zuwanderer vor ihnen getan haben. Oder, sollte die Vision irgendwann wahr werden, in einer Moschee mit allen anderen Vorarlberger Muslimen gemeinsam beten.
„Auf der lokalen Ebene hat sich die Arbeit der Moscheegemeinden stark gewandelt.“

Moscheegemeinden
Mitglieder sind schwierig zu zählen. Lediglich die Haushaltsvorstände sind als zahlendes Mitglied registriert. Zahlende Mitglieder sind:
Atib 3232 zahlende Mitglieder (ohne Bludenz und Hörbranz)
AIF 807 zahlende Mitglieder
VIKZ 725 zahlende Mitglieder (ohne Rankweil)
IZBA 580 zahlende Mitglieder
Geschätzt sind rund 12.900 Personen mit einem Moscheeverein in Vorarlberg verbunden. Bei einer hochgerechneten Gesamtzahl von 51.000 Muslimen in Vorarlberg sind es rund 25 Prozent der Muslime.