Hitzige Diskussionen um Kälbertransporte

Vorarlberg / 17.04.2019 • 18:30 Uhr
Hitzige Diskussionen um Kälbertransporte
Bei der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer war für Gesprächsstoff gesorgt. LK

Die Landwirtschaftskammer fordert vom Land mutige Schritte.

bregenz Wie nicht anders zu erwarten war, standen bei der gestrigen Vollversammlung der Landwirtschaftskammer einmal mehr die Kälbertransporte im Mittelpunkt und sorgten für hitzige Diskussionen. „Der Irrsinn ist, dass einerseits Klimastrafzahlungen fällig werden und andererseits ein großer Teil der Lebensmittel importiert und billigst angeboten wird. Oftmals deutlich höhere, heimische Qualität, wozu auch die Kälber zählen, gerät dadurch aufs Abstellgleis und muss der Billigware weichen. Diesem widersinnigen System müssen wir gezielt entgegentreten“, forderte Präsident Josef Moosbrugger und verlangt vom Land, konkrete und mutige Schritte zu setzen.

Eine effektive Maßnahme sieht er darin, landeseigene Gastronomiebetriebe zu verpflichten, vorrangig Produkte aus Vorarlberg zu verwenden. Es gebe schon genügend Länder, die mit einem derartigen Entschluss ihre heimische Landwirtschaft unterstützt hätten, merkte Moosbrugger an. Solche Entscheidungen fördern seiner Ansicht nach eine nachhaltige und ehrliche Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Gastronomie, dem Land Vorarlberg und dem Tourismus.

Klare Kennzeichnung

Von großer Bedeutung sei in diesem Zusammenhang eine klar ersichtliche Herkunftskennzeichnung von Vorarlberger Fleischerzeugnissen. „Die Konsumenten wollen wissen, woher ihre Lebensmittel kommen. Nur so können sie eine bewusste Kaufentscheidung treffen und eine klare Stimme gegen die Kälberexporte und für mehr Tierwohl abgeben“, sagte der Landwirtschaftskammerpräsident. Was die Kälberexporte ganz allgemein betrifft, so könnten diese nicht von heute auf morgen abgeschafft werden. “Derzeit sind im Land leider noch keine ausreichenden Absatzmöglichkeiten für heimisches Kalbfleisch gegeben”, begründete Moosbrugger. Es müsse aber zumindest schrittweise gelingen, einen immer größeren Teil der importierten Billigware durch regionales Qualitätsfleisch  zu ersetzen. “Kurze Transportwege und das Halten der Wertschöpfung im Land sichern zudem Arbeitsplätze und schonen unser Klima“, so Moosbrugger.

Insgesamt werden in Vorarlberg, einem vorwiegenden Grünlandgebiet, etwa 60.000 Rinder, darunter sind 28.000 Milchkühe, gehalten. Durchschnittlich zählt ein Betrieb knapp 18 Milchkühe, europaweit sind es 180 Tiere. Für diese bäuerlichen Familienunternehmen ist die Milch und vor allem die Produktveredelung eine entscheidende Existenzgrundlage.