Labile Gebiete
Der bestehende Bikepark in Bürserberg hat sich bestens entwickelt. Auf den verschiedenen Routen jagen verwegene Gestalten auf ihren Rädern in atemberaubender Geschwindigkeit über Wurzelwege, Schanzen und durch Gräben talwärts. Die Nachfrage ist groß, wie einem jeder Besuch in Bürserberg beweist.
Überlebenskampf
Die Betreiber des Bikeparks wollen erweitern. 20 Kilometer Rennstrecke sollen durch den Bergwald am Loischkopf geschlägert werden. Überraschend ist eigentlich nur die Begründung: Der Bikepark muss erweitern, um überleben zu können, wie die Betreiber behaupten. Das soll glauben, wer will. Der Sinn der Aussage ist jedenfalls klar: Es soll Druck auf die Behörden ausgeübt werden, damit ihnen klar wird, dass eine Verweigerung der Ausbaugenehmigung nicht nur keine zusätzlichen Arbeitsplätze bringt, sondern bestehende gefährdet.
Armer Loischkopf
Der Loischkopf ist in den letzten Jahren schon schlimm zugerichtet worden. Neue Skipisten haben dem Wald zugesetzt und die Rechtfertigung dafür war gelegentlich haarsträubend: Eine davon, die heute eine arge Landschaftswunde ist, sollte als neue Trainingsstrecke für Nachwuchsläufer dienen. Als ob es im Land nicht bereits genügend steile Hänge gäbe! An anderer Stelle sind einstmals wunderschöne Gipsdolinen dem Wege- und Pistenbau zum Opfer gefallen. Auch darüber wundert man sich: Eigentlich sind gemäß Art. 14 des Bodenschutzprotokolls der Alpenkonvention, einem internationalen Staatsvertrag, der in Österreich von den Behörden anzuwenden ist, Pistenneubauten in „labilen Gebieten“ verboten. Dass der Bürserberg mit seinem gewaltigen Murbruch ein labiles Gebiet ist, scheint eigentlich naheliegend.
Keine Grenzen
Sollten die neuen Anlagen bewilligt werden, wird jeder ein Anschauungsbeispiel haben, dass die Freizeitindustrie keine Grenzen kennt. Aber man sollte die Hoffnung nicht aufgeben. Immer mehr junge Menschen demonstrieren für den Klimaschutz. Ihre Leitfigur, das schwedische Mädchen Greta Thunberg, wird möglicherweise den Friedensnobelpreis bekommen.
Aber auch abseits der Jugend finden Klima- und Umweltschutz wieder neue Anhänger. Bis die Bewegung wirklich mächtig wird, kann man sich damit trösten, dass es vielleicht ohnehin besser ist, einen Berg ganz zugrunde zu richten als viele Berge ein bisschen.
Peter Bußjäger ist Direktor des Instituts für Föderalismus und Universitätsprofessor in Innsbruck.
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