Rankweils Bürgermeister Martin Summer zieht im VN-Interview Bilanz

Vorarlberg / 28.04.2019 • 18:00 Uhr
Rankweils Bürgermeister Martin Summer zieht im VN-Interview Bilanz
VN/Paulitsch

Am Montagabend tritt der Rankweiler Bürgermeister Martin Summer (47) nach fast elf Jahren im Amt zurück. Im VN-Interview blickt er auf seine Amtszeit zurück.

Rankweil Montagabend endet in Rankweil die mehr als zehn Jahre lange Ära Bürgermeister Martin Summer. Der Gemeindechef hat sich entschlossen, in seinen früheren Beruf beim Land Vorarlberg zurückzukehren. Nachfolgen wird ihm Vizebürgermeisterin Katharina Wöss-Krall (41). Im VN-Interview zieht Summer Bilanz über seine Amtszeit.

Herr Bürgermeister, am Montag endet ihre Amtszeit als Bürgermeister von Rankweil. Was sehen Sie persönlich als besonders positiv an Ihrer Amtszeit?

Es ist erstaunlich, wie schnell elf Jahre vergehen und wie lange die Zeit aber doch ist. Wir haben in viele Dinge investiert. Beispielsweise in die Altenbetreuung. Das Herz-Jesu-Heim in Rankweil war eine Dauerschlagzeile in Sachen “Pflegemängel”. Davon ist nichts mehr zu hören. Wir haben 2010 eine Rekommunalisierung eines Pflegeheims gemacht, 2012 haben wir dann das neue Haus Klosterreben gebaut, mit einem neuen Wohngemeinschaftsmodell. Heute haben wir von der Landesregierung bei Kontrollen den Bescheid “optimale Pflege” erhalten. Mittlerweile haben wir einen so guten Ruf, dass wir keine Inserate für Pflegekräfte schalten müssen, die Pflegekräfte fragen proaktiv bei uns an.

Ein zweiter wichtiger Bereich war der Familienbereich. Da waren wir schon früher als familienfreundlich bekannt. In meiner Amtszeit haben wir die erste Kleinkindbetreuung eröffnet, das war damals auch in meiner Partei eine umstrittene Maßnahme. Heute haben wir fünf Kleinkindbetreuungseinrichtungen, sie sind selbstverständlich geworden. Der Familientreff Bifang, der 2010 neu eingerichtet wurde, ist heute landesweit ein Vorbild. Auch mit anderen Familienmaßnahmen schneiden wir sehr gut ab, wir haben den Vorbildcharakter ausgebaut.

Das Betriebsgebiet Römergrund hat viele Betriebe nach Rankweil gelockt und ansässigen Betrieben eine Möglichkeit zur Expansion gegeben. Heute ist es laut Bürgermeister Summer fast komplett ausgelastet, mehrere Spatenstiche stehen 2019 an. VN/Hartinger
Das Betriebsgebiet Römergrund hat viele Betriebe nach Rankweil gelockt und ansässigen Betrieben eine Möglichkeit zur Expansion gegeben. Heute ist es laut Bürgermeister Summer fast komplett ausgelastet, mehrere Spatenstiche stehen 2019 an. VN/Hartinger

Ein weiterer wichtiger Punkt waren die Betriebsansiedlungen. Der Römergrund ist ein sehr gutes Beispiel, er hat sich schnell etabliert und ist heute praktisch komplett ausgelastet. Im Sommer werden hier noch mehrere Spatenstiche erfolgen. Und wir haben noch viel mehr investiert, etwa in die anfangs umstrittene Doppelturnhalle. Dabei ist es aber gelungen, die Finanzen im Griff zu behalten. Das macht mich stolz, die Pro-Kopf-Verschuldung liegt heute erstmals unter 1000 Euro, für eine Gemeinde dieser Größe ist das beachtlich. Wir haben dabei aber, wie erwähnt, weiter investiert, das Budgetvolumen Rankweils ist gegenüber der Zeit meines Amtsantritts im Schnitt um etwa zehn Millionen gestiegen.

Was hat in der Amtszeit nicht so funktioniert, wie Sie sich das vorgestellt haben?

Bis vor Kurzem habe ich den alten Sutterlüty genannt, hier haben aber jetzt die Bauarbeiten begonnen. Ein Thema ist sicher die Ringstraße. Viele Menschen verstehen nicht, warum hier lange nichts passiert ist. Aber an meinem letzten Arbeitstag unterschreibe ich die Grundablöse für ein letztes Gebäude, ich konnte alles aufarbeiten, damit meine Nachfolgerin hier loslegen kann. Es war aber sehr mühselig. Auch das Gasthaus Kreuz ist ein ähnliches Beispiel, es ist schwierig, als Gemeinde bei Privateigentum tätig zu werden. Hier haben wir mit einem Bebauungsplan einiges regeln können. Aber so etwas braucht langen Atem, was nicht immer verstanden wird.

Welche Themen sind offen, was steht unmittelbar an?

Es geht natürlich um die Weiterentwicklung des Zentrums. Hier werden einige Projekte der Gemeinde und privater Investoren anstehen, das muss entwickelt und weiterbegleitet werden. Lebenswerte Zentren sind einfach wichtig.

Was möchten Sie Ihrer Nachfolgerin mit auf den Weg geben?

Ich werde ihr mitgeben, offen auf alle Menschen zuzugehen, aber auch das Potenzial der Bürger und der Vereine zu nutzen. Das hat mir als junger Bürgermeister sehr geholfen, mir wurde viel Hilfe und Rat angeboten. Am Ende trifft die Gemeindevertretung die Entscheidungen, aber hier zuzuhören ist hilfreich. Ich denke, hier ist Katharina Wöss-Krall die Richtige, das wird sicher funktionieren.

Wie haben Sie das gesehen, dass bei Ihrer Nachfolgerin die Familie teilweise zum Thema gemacht wurde?

Ich sehe da gar kein Problem. Das betrifft jeden, der eine Familie hat, bei Katharina Wöss-Krall wurde eine gute Lösung gefunden. Hier verzichtet der Mann auf seine Karriere, in Vorarlberg sicher ungewöhnlich, aber warum nicht.

Sie haben sich gerade mit Christoph Metzler gerne auch einmal via Medien gestritten, und auch gegenüber ihrer Landespartei waren Sie immer wieder mit kritischen Äußerungen zu vernehmen. Wird Ihnen das vielleicht sogar abgehen?

Abgehen wird es mir nicht. Aber ich habe es wichtig gefunden, es auch mitzuteilen, wenn etwas in die falsche Richtung geht. Ich suche nicht bewusst Konflikte. Im Nachhinein sind weit über 90 Prozent aller Abstimmungen einstimmig gewesen. Auch der Flächenwidmungsplan wurde letztlich einstimmig beschlossen, trotz vieler Geplänkel im Vorfeld. In einer Gemeinde geht es um Fach- und Sachthemen. Darauf wird man als Gemeindevertreter vereidigt.

“Im Nachhinein sind weit über 90 Prozent aller Abstimmungen einstimmig gewesen.”

Bürgermeister Martin Summer

Glauben Sie, dass Ihnen die kritische Haltung vielleicht eine landespolitische Karriere verbaut hat?

MEs mag schon sein, dass man sich leichter tut, wenn man unkritisch ist. Eigentlich kann man auf Gemeindeebene viel voranbringen. Das Bürgermeisteramt ist das schönste aller politischen Ämter. Man hat den direkten Kontakt zur Bevölkerung. Hier kann man Ideen aufgreifen, vorbereiten und umsetzen. Das ist in den meisten anderen Funktionen de facto nicht möglich. Ich kann jedem nur empfehlen, Bürgermeister zu werden, hier kann man etwas verändern.

Ab Montagabend wird Rankweil von Katharina Wöss-Krall und damit erstmals von einer Frau regiert. VN/Steurer
Ab Montagabend wird Rankweil von Katharina Wöss-Krall und damit erstmals von einer Frau regiert. VN/Steurer

Ist das Kapitel Politik für Sie abgeschlossen?

Ja, das ist für mich beendet.

Droht Ihnen eine Art “Pensionsschock”?

Nein. Ich muss noch zwanzig Jahre arbeiten. Aber ich kann jetzt auch Dinge, die ich zuletzt vernachlässigt habe, wieder stärker wahrnehmen. Ich habe Bienen und einen großen Garten. Der Sport ist auch zu kurz gekommen, auch wenn man mir das vielleicht nicht ansieht.

Hat sich Ihre Familie gefreut, dass Sie jetzt mehr Zeit für Sie haben werden?

Meine Familie sieht das natürlich sehr positiv. Meine Frau hat mir das immer überlassen, aber sie ist erleichtert, dass ich jetzt mehr Zeit für sie und die Kinder habe. Und es ist viel Zeit: In intensiven Wochen war ich vielleicht einen Abend zu Hause.

Vielen Dank für das Gespräch.