Die bsoffene Gschicht
Ziemlich ernüchtert wälzen die Gedanken noch immer das Wort von der „bsoffenen Gschicht“. Es wirkt im Szenario der jüngsten innenpolitischen Krise als deren unmittelbare Ursache dermaßen deplatziert, dass sich Menschen etwa im Norden Deutschlands wohl gleich zweimal wundern: Über den Versuch, eine Republik zu verhökern, deren Vizekanzler der wahlwerbende Politiker noch gar nicht war, und über die Wortschöpfung an sich. Sie klingt so harmlos. Das ist ihr Sinn.
Als „bsoffene Gschicht“ rückt die österreichische Seele Fehlverhalten gerne in die Nähe eines Kavaliersdelikts. Man tut’s nicht, aber es kommt halt vor. Es soll auch schon wunderliche Ergebnisse gezeitigt haben. Hartnäckig hält sich die Mär vom Politiker Leopold Figl, der den Staatsvertrag Österreichs buchstäblich ersoffen habe.
Die „bsoffene Gschicht“ geht gern einher mit diesem anderen Satz: „Ich möcht‘ das alles gar nicht so genau wissen.“ Dieses Brüderpaar – die Ignoranz und die Verharmlosung – führen schnurstracks in die Katastrophe. Das wissen wir jetzt. Aber ob wir’s uns auch merken werden?
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