Knochenjob Schuldirektor

Vorarlberg / 23.05.2019 • 19:18 Uhr
Knochenjob Schuldirektor

Umfrage unter Schulleitern brachte große Unzufriedenheit zutage.

BREGENZ Die Pflichtschulsektion der Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter hat österreichweit die Direktoren der Pflichtschulen befragt. Während sich österreichweit nur 26 Prozent der für insgesamt 3700 Schulen verantwortlichen Leiter beteiligten, waren es in Vorarlberg 42 Prozent, sprich 104 von 247 Direktorinnen und Direktoren.

Immer mehr Aufgaben

Über 90 Prozent der befragten Personen an Vorarlbergs Pflichtschulen beklagten, dass der pädagogische Aspekt der Leitung einer Schule durch Bürotätigkeiten, Dokumentationen und zentral verordnete Abfragen und Testungen zunehmend in den Hintergrund gerät. „Das sind klare Aussagen“, kommentiert Gerhard Unterkofler (60), Pflichtschullehrergewerkschafter, in einer ersten Reaktion das Ergebnis. Unterkofler: „Von Bund und Land kommen täglich immer mehr Verordnungen und Zusatzaufgaben. Diese belasten Schulleitungen und Lehrer in einem überdimensionalen Ausmaß. All diese Aufgaben nehmen zu viel Zeit in Anspruch und binden Energien, die wir für pädagogische Herausforderungen brauchen würden“, wird Unterkofler deutlich.

Autonomie als Belastung

Entzaubert wurde bei der Umfrage auch der auf den ersten Blick attraktive Begriff der Schulautonomie: „Und zwar deshalb, weil diese Mangelbewirtschaftung und zusätzliche Belastungen bedeutet. Das heißt: Die Ressourcen für eine lebendige Schulautonomie sind zumeist nicht vorhanden“, erläutert Unterkofler.

Den Gewerkschafter freut es, dass in Vorarlberg fast doppelt so viele Schulleiter an der Umfrage teilgenommen haben wie im Rest Österreichs. „Das zeigt deutlich, wie groß die Sorge und die Belastung sind“, interpretiert Unterkofler das große Interesse.

Neudefinition der Schulleiterstelle

Das Ergebnis der Umfrage sei ein Hilferuf an die Landes- und Bundespolitik sowie an die Bildungsdirektionen. „Direktoren und dadurch auch Lehrer müssen entlastet werden. Das kann im Bereich Administration genauso geschehen wie durch spezielles Unterstützungspersonal in Zeiten steigender Aufgaben an Schulen.“

Unterkofler sieht als zwingende Konsequenz der vorliegenden Studie die Neudefinition des Berufsbildes eines Schuldirektors. „Natürlich muss auch die Entlohnung der Schulleiter da Schritt halten“, sagt der Lehrervertreter.

Unterkofler wundert es nicht, dass sich immer weniger Pädagogen für die Leiterstelle an einer Schule interessieren. „Früher gab es drei, vier Bewerbungen pro Pflichtschule. Heutzutage musst du froh sein, wenn sich eine Kollegin bzw. ein Kollege dafür bereit erklärt.“ Das Problem Führungspersonal gibt es nicht nur an den heimischen Pflichtschulen. Auch an den höheren Bildungsstätten – die VN berichteten – gibt es alles andere als ein G’riss um die Direktorenposten.

„Es gibt immer mehr Aufgaben. Das bindet Energien, die man für Pädagogik bräuchte.“

UMFRAGE SCHULLEITER

26 Prozent Rücklauf bundesweit

42 Prozent Rücklauf in Vorarlberg

104 Schulleiter nahmen in Vorarlberg an der Studie teil

3700 Pflichtschulen bundesweit wurden kontaktiert