Warum Zurcaroh nicht auf der ganz großen Gymnaestrada-Bühne auftritt

Mit Gymnastik und Akrobatik wurde Zurcaroh weltberühmt. Bei der Gymnaestrada zu Hause spielt die Gruppe nur eine Nebenrolle.
Götzis Es ist ein Thema, über das beide Seiten nicht mehr gerne reden. Weder Peterson da Cruz (38), Leiter der Akrobatik-Truppe Zurcaroh, noch die Veranstalter der mit großer Freude erwarteten Weltgymnaestrada in Vorarlberg. Tatsache ist: Die heimischen Akrobaten, die ganz Amerika eroberten, treten beim Weltturnfest in ihrer Heimat nicht bei den ganz großen Events auf, sondern “nur” auf der Götzner Außenbühne am Mittwochabend. Warum?
Wie es da Cruz sieht
Da Cruz hat seine Sicht der Dinge. Er habe sich zuerst für die Choreografie der Eröffnungsfeier angeboten. Man habe ihm gesagt, die sei schon vergeben. “Das war kein Problem für mich. Aber mich hätte dann der Österreich-Abend interessiert. Da wollte ich eine Choreografie entweder für den Auftakt oder den Schluss machen. Aber auch dafür gab es vom Veranstalter kein Interesse. Wir hätten als eine von 17 Gruppen am Abend auftreten sollen. Das empfand ich uns gegenüber aber dann doch als etwas respektlos”, erzählt da Cruz.
“Wir sind bei der letzten Gymnaestrada in Helsinki drei Mal aufgetreten, unter anderem zum Schluss der FIG-Gala. Wir erhielten immer Standing Ovations. Hier, zu Hause, hätte man uns eine untergeordnete Rolle zugedacht. Das zeugt nicht von großem Respekt gegenüber dem, was wir erreicht haben.”
“Wir hätten als eine von 17 Gruppen am Abend auftreten sollen. Das empfand ich als respektlos.”
Peterson da Cruz, Zurcaroh-Leiter
Die andere Sicht
Die Veranstalter haben zur ganzen Entwicklung der Ereignisse eine andere Wahrnehmung. “Ich möchte eines vorausschicken: Wir empfinden großen Respekt vor den Leistungen von Zurcaroh und hätten sie liebend gerne im großen Rahmen bei der Gymnaestrada im eigenen Land dabei gehabt”, hält Susanna Pröll, zuständig für den Österreich-Abend, fest. “Wir gingen ursprünglich davon aus, dass Peterson da Cruz den ganzen Österreich-Abend choreografiert. Wir haben lange zugewartet, bis das passiert. Aber da passierte nichts. Danach mussten wir handeln”, erklärt Prölls Kollegin Nicole Tschabrunn. Man habe Zurcaroh den Abschluss des Abends anbieten wollen. “Aber er wollte den Auftakt. Und das konnten wir nicht machen, weil wir auch das Eltern-Kind-Turnen, einen fixen Bestandteil unseres nationalen Abends, berücksichtigen mussten. Das muss man wegen der Kinder an den Anfang setzen”, präzisiert Pröll.
Was die frühere Turnerin nicht versteht: “Zurcaroh ist zuerst mit einem Auftritt als eine der Gruppen einverstanden gewesen. Und dann auf einmal nicht mehr.”
Es sei zudem kaum möglich gewesen, mit da Cruz während der ganzen Vorbereitungszeit persönlich in Kontakt zu treten. “Das ging immer nur per E-Mail oder über Dritte”, betonen die Veranstalterinnen.
Sentimentaler Wert
Ein Aufritt Zurcarohs im großen Rahmen der Weltgymnaestrada 2019 hätte neben der Attraktivität der Auftretenden vor allem auch einen sentimentalen Wert gehabt. Bei der Gymnaestrada 2007 ging der Stern der Götzner Akrobaten auf. Peterson da Cruz, der mit seinen Brasilianern nach Vorarlberg gekommen war, blieb damals in Vorarlberg und gründete die Gymnastik- und Akrobatengruppe.
Zu sehen sein werden Zurcaroh während der Gymnaestrada wenigstens in ihrer Götzner Heimat. Die wird am Mittwochabend dann wohl für einige Stunden zur Gymnaestrada-Hauptstadt. Am darauffolgenden Tag fliegt die Truppe nach Brasilien, wo sie in Sao Paulo auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung auftritt.