Kunstrasengranulat im Abseits

Vorarlberg / 29.07.2019 • 18:55 Uhr
Kunstrasengranulat im Abseits
Allein ein Kunstrasenbelag kostet rund 220.000 Euro. Fotolia

EU-Kommission nimmt Mikroplastik ins Visier. Vorarlberger Fußballverband bringt Übergangsfrist ins Spiel.

Schwarzach Die EU-Kommission will Mikroplastik, das etwa in Granulatform als Füllmaterial für Kunstrasen genutzt wird, verringern. Über diese Regel wurde zuletzt heiß diskutiert. Aus Brüssel wurde nun richtiggestellt, dass der Plastikrasen nicht untersagt wird. Problematisch sind auch nicht die Kunstrasenplätze an sich, sondern das Granulat. Ein offizielles Verbot des Granulats wurde noch nicht ausgesprochen, steht aber im Raum. Auf lange Sicht muss eine leistbare Alternative für den gekörnten Feststoff aus alten Autoreifen gefunden werden.

Nach Angaben von Horst Elsner, Geschäftsführer des Vorarlberger Fußballverbands, gibt es bereits in Hörbranz und Wolfurt Kunstrasenplätze, die nicht mit Granulat befüllt werden müssen. Diese seien jedoch doppelt so teuer wie herkömmliche Plätze. Kork würde auch eine umweltfreundlichere Lösung darstellen. In Vorarlberg werde dieses Material bislang allerdings nirgends verwendet.

„Einige Kunstrasenplätze im Land sind vor Kurzem erst erneuert worden.“

Horst Elsner, VFV-Geschäftsführer

In Vorarlberg gibt es derzeit 25 Kunstrasenplätze, diese seien, so heißt es vom Vorarlberger Fußballverband, für ein erfolgreiches Training unerlässlich. „Nachdem hierzulande die Winter noch um einiges härter sein können als in anderen Bundesländern, sind Kunstrasenplätze bei uns noch um einiges wichtiger,“ sagt Horst Elsner.

Gemeinden finanzieren

Sollte ein Granulatverbot doch noch ausgesprochen werden, bedeute das für viele kleinere Verein im Land das Aus, wurde in den vergangenen Tagen mehrfach behauptet. Ganz so drastisch ist die Situation nicht, meint dagegen Horst Elsner: „Die Finanzierung der Fußballplätze im Land trifft nicht die Vereine, sondern die Gemeinden. So gut wie alle Plätze werden nämlich über die jeweilige Kommune finanziert und vom Land mit 20 Prozent gefördert. Gleichzeitig muss erwähnt werden, dass auch die Einnahmen, die sich durch die Vermietung der Fußballplätze ergeben, gänzlich an die Gemeinden gehen. Die Umstellung auf umweltfreundlichere Plätze ist machbar, jedoch nur mit einer realistischen Übergangsfrist. Einige Kunstrasenplätze im Land sind vor Kurzem erst erneuert worden.“

Wie umwelt- und gesundheitsschädlich ist die Verwendung von Granulat? Christoph Scheffknecht vom Umweltinstitut Bregenz versichert, dass alle in Vorarlberg verwendeten Materialien gesundheitlich völlig unbedenklich seien. Das geht aus eigenen Untersuchungen hervor. Umwelttechnisch sieht die Sache anders aus. „Der Kunstrasen an sich fällt nicht unter das Bodenschutzgesetz. Doch durch die Schneeräumung im Winter wird das Mikroplastik in die umliegenden Grundstücke geschoben. Dadurch können dort Grenzwerte überschritten werden. Hier entsteht das Problem“, erklärt der Umweltexperte. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) geht von einer erheblichen Menge Mikroplastik aus, die in den Boden gelangt. Die Auswirkung auf die menschliche Gesundheit ist nach Angaben der ECHA noch weitgehend unbekannt.