Warum Veronika Klotz Gemüse am Himalaya anbaut

Vorarlberg / 09.09.2019 • 09:45 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Warum Veronika Klotz Gemüse am Himalaya anbaut
Für die Kinder in Atteriya hat Veronika Klotz einen Garten angelegt. CHAY YA

Wie Veronika Klotz das Problem mit den Affen gelöst hat.

BIZAU Pensionierung ja, aber Ruhestand? Nicht für Veronika Klotz. Dafür sorgt ihre Tochter Sabine, Obfrau der Hilfsorganisation Chay Ya Austria, die in Nepal Schulen und Gesundheitsposten baut sowie Bildungsprojekte realisiert. Sabine hat ihre Mutter gleich nach der Pensionierung vor drei Jahren voll eingespannt, in erster Linie für ein spezielles landwirtschaftliches Hilfsprojekt. Veronika Klotz ist für einen Permakulturgarten zuständig, den sie in Atteriya gemeinsam mit Heimkindern angelegt hat. 

Der Umgang mit Kindern ist Veronika Klotz vertraut. Die 64-jährige Bizauerin hat 40 Jahre lang an einer Mittelschule Sport und Englisch unterrichtet. Zudem hat sie zwei Kinder großgezogen und ist vor Kurzem Großmutter geworden.

In das Land am Himalaya reiste Veronika Klotz zum ersten Mal im Oktober 2017. Ihr Einsatz in der Supa Inclusive School – eine Schule für ca. 60 körperlich und geistig beeinträchtigte Kinder – in Atteriya im Kailali District dauerte zwei Monate. Zu ihren Aufgaben zählten das Anlegen eines Permakulturgartens und Unterricht für die Kinder im Anbau von Gemüse, Obst und Kräutern. Zu diesem Chay-Ya-Landwirtschaftsprojekt gehören auch etwa 20 Hühner und drei Ziegen. Mit deren Eiern und Milch werden die Kinder mit gesunden Nahrungsmitteln versorgt.

Anfangsschwierigkeiten

Am Anfang war es für sie in Nepal nicht einfach, räumt Veronika Klotz ein, „hauptsächlich wegen der Verständigungsschwierigkeiten“. Die Bewohner vor Ort sprechen kein oder kaum Englisch. So war das Organisieren von Baumaterialien und Handwerkern „und alles, was wir für unser Gartenprojekt gebraucht haben“, mit Hürden verbunden. Schwierig sei es auch deshalb gewesen, weil in Nepal Behinderung als eine Schande angesehen wird. “Für solche Kinder ist dort kein Platz in der Gesellschaft”, sagt die engagierte Helferin. Viele werden von den eigenen Eltern verstoßen.

Tierisches Problem

Zuletzt gesellte sich auch noch ein tierisches Problem dazu: Affen. In dem Schulgarten sind Tomaten, Knoblauch, Bananen, Kohl, Mais, Zuccini, Kürbis, Papaya, Ocra, Kartoffeln herangereift. Als die Früchte geerntet werden sollten, fielen Horden von Affen ein und fraßen alles ratzeputz weg. „Wir überlegten, was zu tun ist, um das künftig zu verhindern und die Affen loszuwerden“, erzählt Veronika Klotz. Die Lösung fand sie gemeinsam mit einheimischen Helfern: Der Garten wurde mit Hühnergittern auf einer Stahlkonstruktion eingezäunt und überdacht. Die Affen kamen nicht mehr an Obst und Gemüse heran und machten sich schließlich davon. 

Die hygienischen Zustände in der Supa Inclusive School waren katastrophal, bevor Chay Ya Austria seine Hilfsprojekte gestartet hat. „Wir besorgten neue Matratzen, Bettwäsche sowie Hygieneartikel und Kleidung für die Kinder”, erzählt Veronika Klotz. “Die alten, stinkenden Sachen haben wir verbrannt.“

Spielplatz entworfen

Ihren zweiten Einsatz in Nepal leistete Veronika Klotz im vergangenen März und April. Diesmal half sie bei Renovierungsarbeiten an einer Schule mit, die von Chay Ya Austria errichtet wurde. Ein schwerer Sturm hatte das Dach weggerissen. „Außerdem bauten wir eine Betonrampe für Rollstuhlfahrer und einen physiotherapeutischen Spielplatz.“ Der Entwurf des Spielplatzes stammt von ihr.  

Im März nächsten Jahres ist bereits der nächste Hilfseinsatz in Nepal geplant, und zwar gemeinsam mit Tochter Sabine und der zweijährigen Enkelin Tara. „Ich hätte nie gedacht, das mein Pensionsalltag so intensiv mit Nepal zusammenhängen wird“, resümiert Veronika Klotz. „Mir ist keinen Tag langweilig.“ Dabei wäre sie hin und wieder um fade Tage ganz froh. „Aber das lässt meine Tochter nicht zu.“