Reinhard Hofer: “Das getötete Tier im Libanon war wohl von unserem Hof”

Der Landwirt verkaufte das Tier an einen Schwarzacher Zwischenhändler. “Was danach passierte, wusste ich nicht.”
Lustenau Reinhard Hofer (59) und sein Sohn Johannes (30) haben schon angenehmere Zeiten erlebt. “Da kommt schon einiges auf uns zu, und in der Berichterstattung wird wieder einmal der Landwirt schlecht gemacht”, beschwert sich Johannes.
Die Lustenauer Landwirte räumen ein, dass das Kalb, dessen gefilmter Transport von Vorarlberg bis zur tödlichen Endstation im Libanon ein riesiges Echo auslöste, höchstwahrscheinlich jenes ist, das von ihrem Hof stammt.
Milch und Eier
“Wir haben das Kalb 2017 an einen Zwischenhändler in Schwarzach verkauft. Das war völlig legal. Ich hatte keine Ahnung, dass der Transport in ein Land wie den Libanon überhaupt möglich ist. Geschweige denn, dass unser Tier dort auf diese Weise enden würde”, beteuert Hofer. Er sei immer davon ausgegangen, dass die Kälber irgendwo im EU-Bereich landen würden.
Der Lustenauer führt einen Milchbetrieb. Zusätzlich hat man sich am Hofer-Hof auf die Produktion von Eiern spezialisiert, welche Hühner in Freilandhaltung legen. Die Milch geht an die Genossenschaft, die Eier verkauft Reinhard Hofer in Direktvermarktung.
Der Verkauf von männlichen Kälbern auch ins Ausland war für den Betrieb lange gängige Praxis. “Seit eineinhalb Jahren haben wir das Ausland jedoch gestrichen, seit Beginn der Diskussion über dieses Thema.”
Verständnis für Emotionen
“Uns ist es bei den gezeigten Bildern der Schächtung genauso ergangen wie vielen anderen Menschen, die das gesehen haben. Wir waren schockiert”, zeigt Reinhard Hofer Verständnis für die Emotionalität des Themas. Gleichzeitig möchte er das Gesehene aber entsprechend eingeordnet wissen. “Es sind dies andere Kulturen mit anderen Vorgehensweisen bei der Schlachtung. Das ist für uns ungewöhnlich und verstörend, für die Menschen dieser Kultur aber normal.”
Der Konsument entscheidet
Der Verkauf von männlichen Kälbern außerhalb des Landes sei keine Praxis, welche die Bauern erfunden oder gewollt hätten. “Das sind die Gesetze des Marktes. Ich hätte doch auch gerne, es wäre noch so wie früher.”
Gerne erzählt Hofer die Geschichte seines Betriebs, den sein Sohn Johannes bald in dritter Generation weiterführen wird. “Unsere landwirtschaftliche Produktion lief damals noch auf drei Schienen: Milch, Fleisch und Gemüse. Der Markt, die zunehmende Spezialisierung und die Kunden haben sich komplett verändert. Das hat auch uns dazu gezwungen, uns umzustellen und uns zu spezialisieren.” Sohn Johannes sieht im Konsumenten den Zentralschlüssel zu einer Lösung, die Bilder wie jene aus dem Libanon für immer zum Verschwinden zu bringen. “Er muss bereit sein, beim Kalbfleisch heimische Qualität zu wählen und den ehrlichen Preis dafür zu bezahlen. Letztlich müssen wir jedoch alle gemeinsam eine Lösung herbeiführen.”