Rankweil: Alterwürdige Häusle Villa Raub der Flammen

Vorarlberg / 15.03.2020 • 15:30 Uhr
Beim Eintreffen der Feuerwehren stand das Gebäude bereits in Vollbrand, die Löscharbeiten gestalteten sich schwierig. <span class="copyright">D. MATHIS</span>
Beim Eintreffen der Feuerwehren stand das Gebäude bereits in Vollbrand, die Löscharbeiten gestalteten sich schwierig. D. MATHIS

Haus unter Denkmalschutz stand in der Nacht auf Sonntag in Vollbrand, Großalarm für die Feuerwehren.

Rankweil Flammen loderten bereits aus der Eingangstür und aus den Fenstern. Das war die Situation, der sich die alarmierte Feuerwehr Samstagnacht um 23 Uhr beim Eintreffen am Einsatzort im St. Peter-Gässele im Rankweiler Zentrum gegenübersah. Hier stand ein anmutiges Gebäude, im Volksmund Häusle Villa genannt, im Vollbrand.

Andere Wehren nachalarmiert

Das Betreten des Brandobjekts war dadurch vorerst nicht möglich. Sofort alarmierte die Feuerwehr Rankweil die Wehren der Nachbargemeinden, zusätzlich den Steiger der Feuerwehr Götzis. Die Landesstraße musste während des Einsatzes gesperrt und eine örtliche Umleitung eingerichtet werden.

Großalarm

Schließlich trafen die Feuerwehren von Meiningen, Zwischenwasser, Feldkirch-Altenstadt, Feldkirch-Stadt, Götzis und Mäder mit insgesamt 126 Mann und 26 Fahrzeugen zur Unterstützung der Löscharbeiten vor Ort ein. Auch das Rote Kreuz war mit 22 Mann und fünf Fahrzeugen sowie die Polizei mit drei Streifen eingetroffen.

Einsatzleiter Patrick Müller: “Bei unserem Eintreffen brannte es bereits in mehreren Räumen. Es wurden keine Personen in Mitleidenschaft gezogen. Die Häusle Villa war seit mehreren Jahren unbewohnt. Lediglich einige Obdachlose übernachteten hin und wieder im Gebäude. Laut Informationen an die VN konnten Sachverständige der Brandermittlung des Landeskriminalamts am Sonntagvormittag noch nicht ins Objekt. Deshalb könne man auch nicht sagen, ob das Gebäude noch zu retten ist. Es wird vemutet, das sich darin noch einige Antiquitäten befinden, deren Wert man gerade erheben wollte.

“Erst war hier das Coronavirus das Thema, jetzt die Häusle-Villa”

Der Tag danach. Ruhe ist eingekehrt. Schaulustige säumen die Umgebung der Brandruine der Villa. Einer von ihnen ist Karl aus Feldkirch-Altenstadt. Als er in der Früh von dem Brand hörte, radelte er sofort hierher. Die Häusle-Villa ist ihm selbstverständlich ein Begriff. Fassungslos steht er vor der Ruine: “Schade um dieses sehr schöne Objekt. Es passt in die Umgebung hier. Schade auch, dass in den vergangenen Jahren hier nicht viel getan wurde. Aber ich denke, dass man sie wieder herrichten kann. Das wird für die Handwerker kein Problem sein”, hofft er. Johanna, die in der Nähe wohnt, blickt ebenfalls verstört auf den Schutt. “Ich habe gestern Nacht nur Sirenen gehört und mir dabei erst nichts gedacht. Und jetzt das!”

Johanna, Franz und Karl, Nachbarn aus der näheren Umgebung, zeigen sich betroffen über das abgebrannte Kleinod hinter ihnen: "Hoffen, dass es wieder hergestellt wird." <code><span class="copyright">VN/GS</span></code>
Johanna, Franz und Karl, Nachbarn aus der näheren Umgebung, zeigen sich betroffen über das abgebrannte Kleinod hinter ihnen: "Hoffen, dass es wieder hergestellt wird." VN/GS

Franz, ein unmittelbarer Nachbar, ist ebenfalls konsterniert: “Erst war hier in Rankweil das Coronavirus das Thema, jetzt die Villa-Häusle.” Auch er hofft, dass dieses Gebäude unter Denkmalschutz wieder hergestellt wird. Und er hat sogar Vorstellungen: “Schön, wenn hier ein Café eingerichtet würde. Denn in einem solchen Ambiente schmeckt der Kaffee doch anders.”

<p class="caption">Die Häusle-Villa ist erst kürzlich von der Gemeinde um 755.000 Euro erworben worden.<span class="marker"><span class="copyright">VN/Gms</span><br></span></p>

Die Häusle-Villa ist erst kürzlich von der Gemeinde um 755.000 Euro erworben worden.VN/Gms

Sorgenkind sollte öffentlich nutzbar werden

Rankweil Die um 1900 gebaute, denkmalgeschützte Villa hat der Marktgemeinde Rankweil in den letzten Jahren viele Sorgen gemacht. Das Gebäude verfiel zusehends, Denkmalamt und Gemeinde mussten Notmaßnahmen setzen, um das Haus zu erhalten. Gleichzeitig ist die Villa mit dem danebenliegenden Stickereigebäude eines der Wahrzeichen der Gemeinde. Deshalb nutzte die Gemeinde im Dezember des Vorjahrs die Chance und erwarb in einem Bieterverfahren die Häusle-Villa, um 755.000 Euro, wie der Grundbucheintrag zeigt.  „Der Erhalt dieses historisch wertvollen Gebäudes muss im öffentlichen Interesse liegen“, erklärte damals Bürgermeisterin Katharina Wöß-Krall (42).

Inzwischen sei eine Arbeitsgruppe gegründet worden, die ausarbeiten hätte sollen, wie das Gebäude genutzt wird, erklärt am Sonntag Wöß-Krall. Ob für Amtsgeschäfte oder schulische Zwecke, das war noch offen: aber jedenfalls hätte die Häusle-Villa öffentlich genutzt werden sollen.

„Wir wollten auch den Wert von Antiquitäten erheben, das wäre unmittelbar angestanden“, erzählt sie weiter. Es ist also unklar, ob der Gemeinde nicht der eine oder andere ungeborgene Schatz verbrannt ist.

Jetzt sei wieder alles offen, denn ob das Gebäude noch zu erhalten ist, stand am Sonntag noch nicht fest.  VN-GMS